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Donnerstag, 19. März 2009
Kleine Alltagsnotizen aus einem abgelegenen Tal:
Dank eines hier zurückgelassenen idiotensicheren großherzoglichen Rezepts wird es in meiner Klause morgen zum Frühstück einen selbstgebackenen Stuten mit Rosinen und Mandeln geben. Tätää:

P.S.: Trockenhefe geht nicht halb so gut wie frische


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Mittwoch, 18. März 2009
Wieder im Wald

Bin bekennender Wiederholungstäter bei Waldgängen.
Hier in flagranti (noch zu Fuß):

Besonders die einheimischen Moorbirken haben es mir angetan

"Die Moorbirke (Betula pubescens) kommt in den gemäßigten Klimazonen Europas und Asiens von Island über Skandinavien, Russland nach Osten bis in das Jenisseigebiet vor. Moorbirken bilden die subarktische Waldgrenze nördlich der borealen Nadelwälder (Taiga). Die Moorbirke ist eine Lichtholzart, das heißt sie wächst bevorzugt bei vollem Licht. Die Anspruchslosigkeit der Birke im Hinblick auf die Nährstoffversorgung und ihr schnelles Wachstum macht sie zu einer Pionierpflanze, welche geeignete lichtbegünstigte Flächen wie Kahlschläge, Waldlichtungen und Brandflächen schnell besiedelt. Moorbirken sind unempfindlich gegen Winterfröste. Bei Temperaturen unter -40 °C wandeln sie in den Zweigen Stärke in Öl um, wobei Wärme freigesetzt wird. In Nordeuropa schützt die weißfärbende Wirkung des Rindeninhaltsstoffs Betulin die dünne Rinde vor Rindenbrand. Aufgrund der im Frühling tief stehenden Sonne und der Reflexion von Schneeflächen würde sich dunkle Rinde überhitzen und das Zellteilungsgewebe geschädigt werden. Moorbirken können etwa 120 Jahre alt werden. Die Blätter enthalten bis zu drei Prozent Flavonoide, Vitamin C und ätherische Öle." (Quelle: Wikipedia)

Tief im Wald traf ich einen Reiter, der mit vier seiner Pferde unterwegs war. Man grüßte sich, kam in ein kurzes Gespräch, und dann kam unvermittelt das Angebot: "Ja, wenn du dir zutraust, auch ohne Sattel sitzen zu können, darfst du gern den Kastanienbraunen hier nehmen. Ich mache das ja ohnehin, um die Burschen ein bißchen zu bewegen und in der Gewöhnung zu halten." Auch wenn wir bei dem Schnee auf vereister Unterlage im Wald nur Schritt gingen, fühlte es sich nach so langer Pause wieder richtig gut an.

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Dienstag, 17. März 2009
Jaki Sonarsons Papiere (II)

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Montag, 16. März 2009
Jaki Sonarsons Papiere (I)

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Samstag, 14. März 2009
Einer dieser Bücherfunde
Seltsam, seltsam, wie doch manchmal eins zum andern paßt.
Heute fand in den öffentlichen Räumen des Hauses ein Leichenschmaus statt. Ich weiß mittlerweile, daß Leich in Österreich die Beerdigung bezeichnet, aber Leichenschmaus hat für mich immer einen atavistischen, dunkel kannibalischen Beiklang gehabt.
Die Feier dauerte sicher länger als eigentlich gedacht, denn die Gäste mußten erst warten, bis der nächste Bauer mit der großen Räumschaufel vor seinem Traktor kam, da uns über den Tag das sogar Reykjavík von Straßenverbindungen abschneidende Sturmtief der letzten Nacht noch als heftiges Schneegestöber erreichte.

Nachdem auch die letzten Trauernden das Haus verlassen hatten, ging ich noch einmal durch die nun wieder leeren Räume, wohl nur, um der Anwesenheit von so vielen Menschen an diesem sonst so einsamen Ort noch etwas nachzuspüren. Dabei kam ich auch am Bücherschrank des Hausherrn vorbei, ließ den Blick über die Buchrücken streifen, alle schön gebunden, die Rücken in Leder, und zog schließlich einen schmalen Band heraus, dessen Titelbedeutung sich mir nicht erschloß. Er klang wie ein Kinderwort oder wie eine Dadaschöpfung, aber die “notwendige Vorrede” klang ganz und gar nicht nach einem Kinderspiel, sie deutete eher darauf hin, daß der Inhalt des Buchs ebensogut zum Anlaß des heutigen Besuchs wie zu meinem Aufenthalt hier passen könnte. Ich nahm es mit nach oben.

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Freitag, 13. März 2009
Der Atlantikschwimmer
25 Jahre hat Guðlaugur Friðþórsson heute nach einer unglaublichen Leistung seinen sicheren Tod überlebt.
In der Nacht vom 11. März 1984 kenterte sein Fischerboot im winterkalten Nordatlantik östlich der zu Island gehörenden Westmänner-Inseln. Außer ihm konnten sich noch zwei weitere Besatzungsmitglieder zunächst auf den Kiel des umgeschlagenen Boots retten. Nach etwa einer Stunde sackte das Boot ganz weg, und der Kapitän sagte, sie sollten versuchen, auf das ferne Licht des Leuchtturms der Inseln zuzuschwimmen. Jeder für sich. Einander helfen könnten sie doch nicht. Nach einer Weile schwamm Guðlaugur nur noch allein. Seine beiden Kollegen wurden vermutlich, wie es bei diesen Temperaturen im eisigen Meer normal ist, Opfer von Unterkühlung und ertranken. Der damals 22jährige Guðlaugur aber schwamm. In Jeans, Pullover und Overall. Nach etwa einer Meile, berichtete er später, fuhr in kaum mehr als 100 Metern Entfernung ein anderes Boot an ihm vorbei, ohne sein Schreien und Winken zu bemerken. “Erst wurde ich von Hoffnungslosigkeit gepackt, als ich dem Boot nachsah. Dann dachte ich, wenn dir keiner hilft, mußt du dir selber helfen, und das gab mir neue Kraft. Ich streifte den Overall ab und schwamm eine Weile auf dem Rücken, bis mir am Kopf zu kalt wurde.
Ich ließ mir alles Mögliche durch den Kopf gehen, um mich abzulenken und wach zu halten. Einmal schwamm ich mit geschlossenen Augen, doch als ich sie öffnete, sah ich, daß ich vom Kurs abgekommen war. Da erzählte ich mir alle Witze, an die ich mich erinnern konnte." So kam er Heimaey, der bewohnten Hauptinsel langsam näher, doch an einer abgelegenen Steilküste mit hoher Brandung. "Erst schwamm ich wieder ein Stück raus. Doch dann beschloß ich, es zu riskieren, und ließ mich von der Brandung auf die Felsen werfen. Ich bekam einen Stein zu fassen, klammerte mich fest und kroch nach dem Ablaufen des Wassers weiter. So kam ich endlich aufs Trockene." - Nachdem er im tiefsten Winter mehr als fünf Stunden lang durch den eisig kalten Ozean geschwommen war.
Naß, frierend, erschöpft und barfuß mußte er noch weitere drei Stunden über scharfkantige Lava stolpern, bis er das erste Haus erreichte.
Heute ist es auf den Westmänner-Inseln an diesem Tag Tradition, die gleiche Strecke von sechs Kilometern im Schwimmbecken zurückzulegen. Ich lag hier im Freibad lieber bequem im warmen Hot Pot, aber auch da kam das Gespräch auf Guðlaugur Friðþórsson. Jemand erzählte, daß man ihn später ausgiebigst darauf hin untersucht hätte, was ihn zu dieser eigentlich menschenunmöglichen Leistung befähigt hatte. "Er war sicher ausdauernd und stark. Das Entscheidende soll aber gewesen sein", sagte mein Gegenüber, "daß Guðlaugur zu den seltenen Menschen gehört, die auch richtig Speck im Schulter-Nacken-Bereich ansetzen. Das hat seine Halsschlagadern besser isoliert und ihn an dieser lebenswichtigen Stelle vor Auskühlung bewahrt."
Weiß nicht, ob's ein Befund oder Seemannsgarn war, was da gesponnen wurde, aber die Geschichte von Guðlaugur Friðþórsson ist wahr, so unglaublich sie klingt. -
Ich sollte mehr essen. In meiner jetzigen Konstitution wäre ich wohl nach den üblichen zehn Minuten nach dem Eintauchen ins kalte Wasser gestorben.

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Donnerstag, 12. März 2009
Waldgang
Erwachte im ersten grauen Morgenlicht. Zunächst dachte ich, die Leine würde wieder vom Wind klingend gegen die Fahnenstange geschlagen, aber dann merkte ich, daß es etwas anderes war: im Weidengesträuch draußen vor dem offenen Fenster sang ein Vogel. Mitten im Winter. Kein Wind. Leiser Schneefall. Wurde im Lauf des Morgens dichter, die Welt wieder monochrom weiß. Und so blieb es, bis in den Nachmittag hinein. Dann versiegten die Flocken, die Wolken hoben sich langsam die Bergwände hinauf, der Blick ins Tal öffnete sich. Zeit für den Spaziergang.
Diese Woche habe ich noch den Leihwagen, also fuhr ich hinüber auf die andere Seeseite in das Waldgebiet von Hallormstaður. Es war das letzte zusammenhängende Waldstück, das sich auf der zunehmend abgeholzten, kahlgefressenen und verödenden Insel bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gehalten hatte. Eine Generation nach dem größten nacheiszeitlichen Lavaausbruch auf dieser Erde, der 1783 im Südosten Islands ein Gebiet von 560 Quadratkilometern mit 15 Kubikkilometern Schlackenlava bedeckte und mit seiner Asche jahrelang das Klima der gesamten nördlichen Hemisphäre beeinflusste, in Island drei Viertel des gesamten Viehbestands und in der Folge durch Hunger und Mangel an die 10.000 Menschen oder ein Fünftel aller Einwohner tötete und natürlich in weiten Landstrichen den Bewuchs vernichtete, bezeichnete der Naturforscher Sveinn Pálsson Hallormstaður als den “besten Wald, den es derzeit im Land gibt”, obwohl auch dieses Gebiet schwer unter dem Aschenfall gelitten hatte und in den folgenden Notzeiten weiter gefällt und Wald in Holzkohle verwandelt worden war. 1902 kaufte der Staat das Gebiet der Kirche und dem Pfarrer ab, denen es bis dahin gehörte, Forstfachleute aus dem Noch-Mutterland Dänemark begannen mit ersten Aufforstungsversuchen mit eingeführten Baumarten, und seit 1905 steht der Wald von Hallormstaður unter Schutz. Mehr als zwei Drittel der Fläche sind in den seitdem vergangenen hundert Jahren von der wunderbar duftenden einheimischen Moorbirke wieder besiedelt worden, deren kräftigste Vertreter hier eine Höhe von bis zu 15 Metern erreichen; für die Boden- und Klimaverhältnisse in Island einzigartig. Deutlich über 20 Meter hoch sind inzwischen aus Alaska eingeführte Balsampappeln und Sibirische Lärchen.
Auf der bewaldeten Talseite fällt oft deutlich mehr Schnee, und es war gar nicht so leicht, für den Kleinwagen abseits der Straße einen Platz zum Parken zu finden. Die Zugangswege waren ebenfalls ziemlich verschneit.
Gut, daß ich die Gamaschen dabei hatte. So konnte ich wenigstens über Pfade und Flächen waten, wo ich nur bis zu den Knien einsank. (Wie hatten sich nur die Isländer früherer Zeiten in ihren sohlenlosen, flachen Ballerinas aus Fischhaut in solchem Schnee fortbewegt?)
Der Schnee dämpfte die ohnehin tiefe Stille so völlig, daß ich mir manchmal unwillkürlich die Ohren rieb. Aber sie funktionierten. Es lag nicht an ihnen. Es war so vollkommen still. (Da sich auch kein Lüftchen regte.) Eine solche Stille habe ich nicht einmal in der omanischen Wüste erlebt. Wenn sich unter der Sonneneinstrahlung irgendwo ein Zweig aufrichtete und seine Schneelast abwarf, traf sie wegen der fehlenden Hintergrundgeräusche mit einem hörbaren dumpfen Klatschen unten auf. Sonst regte sich nichts. Nur einmal zog ein großer Rabe einen schwarzen Schlitz über das blaue Tuch des Himmels. Ich stand unten und hatte für einen Moment den Eindruck, ich könnte durch den gleitenden Riß in die Schwärze des Weltalls blicken, ehe er sich wieder schloß. Dann krächzte der Rabe, und es hallte dermaßen über den zugefrorenen See, daß ich zusammenzuckte. Wenn ich für diese Gegend und meine Zeit hier ein Emblem oder eine Fahne entwerfen sollte, fiel mir ein, sähe sie folgendermaßen aus:
Am Abend Vollmond. Ein-, zweimal ziehen die Wolken ihre schwarzen Rauchvorhänge auf und geben den Blick auf den Pausbäckigen da oben frei. (Warum habe ich nicht einmal einen Arno Schmidt mitgenommen? Hier noch mal die Schwarzen Spiegel lesen! Das wär‘s doch.)

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