Das Licht in Piran im September! Nicht mehr dunstig wie oft im August, geklärter Äther, durchsichtig hellblau. Mittags gleißt es noch manchmal, macht Quecksilber aus dem Meer im Gegenlicht, bringt es in der anderen Richtung zu grünblauem Funkeln von Saphir und Topas.
Aber wenn der Monat so allmählich seinem Ende entgegentreibt, wird alles langsam eine Spur milder, das Licht verliert an Schärfe, die Temperatur an Hitze, vieles gerät in das sanftere Licht einer nachsichtigen Altersmilde oder bekommt schlimmstenfalls einen Hauch von langsamem "Tod in Venedig" (das ja schließlich gleich gegenüber liegt): „Die Hände im Schoß gefaltet, ließ er seine Augen sich in den Weiten des Meeres verlieren, seinen Blick entgleiten, verschwimmen, sich brechen im eintönigen Dunst der Raumeswüste [...] Herbstlichkeit, Überlebtheit schien über dem einst so farbig belebten, nun fast verlassenen Lustorte zu liegen”.
Die Zahl der Feriengäste und Touristen nimmt auch hier zusehends ab. Da kann man es vielleicht sogar einmal wagen, am Meer entlang in den Nachbarort Portorož zu spazieren, der sonst wahrlich keinen Besuch wert ist. In der Tat hält die Nachsaison dort ebenfalls Einzug, aber in deutlich ordentlicheren Formen. Nix Dionysisch, eher teutonisch stehen da die Liegestühle und Sonnenschirme in spitzem Winkel aneinandergelehnt und militärisch gerade ausgerichtet wie eine römische Legion, jeder Sonnenschirm ein pilum, der flach hochgeklappte Liegestuhl davor das scutum. Der Sand zwischen den Reihen sauber geharkt wie in einem Zen-Kloster. Nein, über Portorož, das unter Jugoslawen früher als Urlaubstraumziel galt (aus welchen Gründen auch immer), liegt kein morbider Charme, sondern die öde Langeweile eines Zeltlagers nach dem Abrücken der Pfadfinder. Lieber schnell wieder die paar Kilometer zurück nach Piran.
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