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Samstag, 25. Januar 2014
"Do not do anything to those eyebrows!"
René Gruau
Dorian Leigh, 1954, Foto: Georges Dambier

Do not do anything to those eyebrows!", schärfte Modekritikerin Diana Vreeland Dorian Leigh glücklicherweise ein, als die auf der Suche nach einem Job als Fotomodell 1944 erstmals in der Redaktion von Harper’s Bazaar auftauchte. Da war sie schon 27 und hatte zwei Kinder, mußte sich aber als jünger ausgeben. Nach ihrem sofortigen Sprung auf die Titelseiten von Harper's Bazaar, Vogue, Paris Match und Life (und der Scheidung von ihrem ersten Mann) begann sie ein reichlich turbulentes Leben als eines der ersten Top-Mannequins überhaupt, meist in Europa, auch um den Klatschkolumnisten in den Staaten zu entgehen.
Ihre Schwester Suzy war 15 Jahre jünger und erschien durch Vermittlung Dorians mit 15 zum ersten Mal im Life Magazin und wurde bald das Gesicht von Chanel. Beide ließen sich häufig von Richard Avedon fotografieren. “In 1950, Avedon took both girls to the Paris collections, and Suzy’s career shot off like a champagne cork”, heißt es in der Voguepedia. Neben ihren zahllosen Fototerminen ließ sich Suzy selbst das Fotografieren von keinem Geringeren als Robert Capa beibringen. Obwohl sie sich mit Schwester Dorian wegen deren Lebenswandel überwarf, war sie in der Wahl ihrer Männer auch nicht viel glücklicher, bis sie ihre Karriere beendete und mit ihrem dritten Ehemann und ihren Kindern in die Prominentenvororte von Los Angeles zog.

Wie war das, die Fünfziger waren so spießig und bieder? Ihren ersten Mann, ein Cherokee-Halbblut, heiratete Suzy 1950 nach eigener Aussage mit nichts als einem Bikini unter einem Regenmantel. Kaum in Paris gelandet, begann sie nach einer Party bei Couturier Jacques Fath eine Affaire mit dem Playboy Pierre de la Salle, kaufte sich von ihrem Mann frei, indem sie ihm für Jahre Unterhalt bezahlte, ließ sich in Mexiko scheiden, heiratete sieben Jahre später de la Salle heimlich, der ließ sie aber noch im selben Jahr endgültig sitzen, weil sie schwanger wurde, und sie zog nach einigen Jahren mit Kind zu ihrem neuen Geliebten, obwohl sie noch mit de la Salle verheiratet war. All that in prudish McCarthy-America.

Dorian Leigh, Quelle: theredlist.fr

Dorian Leigh war mindestens viermal verheiratet, hatte fünf Kinder mit drei Männern (und mindestens zwei Abtreibungen), führte daneben eine jahrelange On-and-Off-Beziehung (und illegale Ehe) mit dem anderweitig verheirateten, elf Jahre jüngeren portugiesischen Adeligen und Rennfahrer Alfonso Marques de Portago, bis er 1957 mit seinem Ferrari 335 S bei einem Rennunfall verunglückte, der außer ihn elf Zuschauer, darunter fünf Kinder, das Leben kostete und das Ende für die Mille Miglia bedeutete. Als ihr vierter Ehemann sich weigerte, weitere Kinder mit ihr zu bekommen, holte sich Dorian, so steht es in ihrer Autobiografie, bei einem Skiurlaub in Klosters in vier Nächten vier Männer ins Bett und vermutete hinterher, daß wohl der Skilehrer der Vater ihres fünften Kindes war. Genug der Histoires scandaleuses um nur zwei Schwestern in den Roaring Fifties vor der Erfindung der Antibabypille?

Sicher, in der Bundesrepublik trug die Zeit ihre kleinbürgerliche Heinz-Erhardt-Filmfassade. Aber wir wollen nicht vergessen, daß in dem Erhardt-Streifen “Witwer mit fünf Töchtern” 1957 die siebzehnjährige Urgroßnichte Anton Tschechows, Vera Tschechowa, debütierte, “Das Mädchen mit den Katzenaugen” und “Die junge Sünderin”, und da beginnen US-Showbizz und verklemmte bundesrepublikanische Wirtschaftswunderspießigkeit ein Techtelmechtel, denn wurde die junge Tschechowa damals nicht mehrfach an der Seite von Elvis gesehen? Wurde sie, aber jetzt reicht es auch mit den Klatschgeschichten.

Ich kam auf die wilden Fünfziger auch durch Big Sur – “Der Ort gibt die Geschichte” (Handke) –, diesen wohl ziemlich faszinierend wilden Abschnitt der kalifornischen Küste südlich von Monterey und Carmel, den Robinson Jeffers in den 1920ern für die Literatur und die Literaten entdeckte, bevor Leute wie Edward Weston, Orson Welles, Jack Kerouac (“Big Sur”, 1962) und Henry Miller sich dort niederließen, Miller immerhin für 18 Jahre, und später eine ganze Welle von Beatnicks, Hippies und New Agern nach sich zogen, was der Gegend natürlich einen Ruf verruchter Bohème eintrug.
Eine bezeichnende Anekdote hielt Miller in seinem Buch über seine Jahre dort fest
(Big Sur and the Oranges of Hieronymus Bosch):

“And there stands Ralph! Though it’s midsummer he’s wearing a heavy overcoat and fur-lined gloves.
‘Are you Henry Miller?’ he says.
I nodded, though my impuls was to say no.
He continued by informing me that he too was a writer, that he had run away from it all (meaning job and home) to live his own life.
‘I came to join the cult of sex and anarchy’, he said quietly.”

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