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Sonntag, 12. Januar 2014
Schattenspiele auf der Wand und eine vase de nuit

“Sich in seinem Bett erleichtern, ist mit einem prompten Vergnügen verbunden, aber nachher ist man in Verlegenheit. Geben Sie mir einen Nachttopf, sagte ich, eine vase de nuit. Die Wörter vase de nuit waren mir sehr lieb, nun ja, recht lieb, während recht langer Zeit, sie brachten mich auf Racine oder Baudelaire -- ich bedaure, ich war belesen, und durch sie kam ich dahin, wo das Wort aufhört, das könnte von Dante sein."

(Samuel Beckett: Erste Liebe)

Adorno (“nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch”) konnte Beckett anerkennen und bestehen lassen, weil Auschwitz in dessen Stücken mitgedacht und enthalten ist. Aber was kann eigentlich nach Beckett noch kommen? Ist mit seinen Texten wie Das letzte Band nicht ein Nullpunkt der Literatur erreicht? Der letzte Solipsist monologisiert noch ein Weilchen, um sich und den Zuhörern die Zeit zu vertreiben, und dann macht sich nach den letzten einsilbigen und unsinnigen Wörtern Schweigen breit. Beckett bringt das Theater und die Literatur zum Verstummen. Das letzte Band dreht sich leer auf der Spule. Es ist längst alles gesagt, oder es lässt sich sprachlich nicht ausdrücken; es gibt nichts mehr zu sagen.
Wie kommt man aus der Sackgasse wieder heraus, wenn man das stumme Warten satt hat? Vielleicht im Rückwärtsgang. Im Fall Becketts kann man sich mal seine frühen Texte anschauen und findet da so schön anarchische Geschichten wie die obige.

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