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Montag, 2. Juli 2012
Jaguar gegen Skorpion

War das herrlich! War das wunderbar! Wie Spanien gestern abend Italien zerlegt und vorgeführt hat, bis sich die arrogante squadra azzurra selbst aufgab und nicht einmal mit den sonst probaten unlauteren Mitteln versuchte, das Blatt noch einmal zu ihren Gunsten zu wenden. Ich habe nur zwei Versuche gezählt, aus nicht erfolgten Fouls Elfmeter zu schinden.
Nach seinen zwei Klasse-Toren gegen Deutschland hatte Rotzbengel Balotelli gewohnt großmäulig angekündigt, gegen Spanien vier Tore zu schießen, und exakt so viele Eier haben die Spanier gestern abend “Balotalia” ins Netz gelegt.
“Das Symbol des neuen Italiens”, wie Tuttosport den von Rassisten aus Italien vergraulten Balotelli nach dem Sieg im Halbfinale plötzlich geadelt hatte, stieß nach der desaströsen Niederlage im Finale wütend einen Trostspendenden beiseite und verschwand erst einmal lange in den Katakomben. L’Italia in lacrime. Ja, hinterher; vorher aber hatten Fans im Circus Maximus nazideutsche Hakenkreuzfahnen geschwenkt.
Wie sympathisch der italienische Profifußball dieser Tage wieder einmal rüberkommt – ich zähle die bekannten Einzelheiten nicht noch mal auf –, das hat den spanischen Schriftsteller und Kolumnisten bei El País, Eduardo Verdú, wohl auch zu seiner scharfen Abrechnung schon vor dem Spiel bewogen. In seinem Blog schrieb er am Morgen des Endspiels:

Italien ist der perfekte Gegner, weil es das Böse ist. Wäre Deutschland bis ins Finale durchgekommen, hätten wir dieses Duell als einen Kampf zwischen den beiden besten Mannschaften dieser EM auffassen können. Italien dagegen erscheint vielen von uns als eine Mannschaft, die es zwar zu fürchten gilt, die man aber nicht respektieren kann; effizient aber nicht bewunderungswürdig, wie das mit echten Bösewichten eben so ist.
Dank ihrer öffentlichen Äußerungen und ihrer angeberischen Spielweise, ihres Ruchs als Ultradefensivspieler und der Anschuldigungen wegen gekaufter Spiele .... ist Italien der ideale Feind.
Spanien ist eine saubere, geordnete, ausgeglichene, bescheidene Mannschaft, Italien hingegen eine chaotische und etwas kleinliche, kämpferisch zwar, aber kaum ästhetisch. Die Roten (La Roja) sind ein Jaguar. Italien ist ein Skorpion.
[Balotelli] hat nach seinem zweiten Tor gegen Deutschland sein Trikot weggeworfen, die Muskeln angespannt und stand mit eisigem Blick da, erratisch und provozierend wie ein Superheld des Dunkels, eindrucksvoll und schweigsam, mit seinem Hahnenkamm eines verruchten Gremlins. Ein Feind muss einem Angst einjagen können. Und Balotelli sah auch zum Fürchten aus, mit seinem Ruf eines Labilen, mit all den Beleidigungen von Gegnern und Schiedsrichtern, die sein Image des enfant terrible aus der Vorstadt prägten.
Ein Rivale soll nicht ein Gegner, sondern eine Antithese sein. Und das ist Italien für Spanien.

(Gracias a la traductora duquale)

MUCHAS GRACIAS ESPAÑA!

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