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Samstag, 27. August 2011
Kleine Zeitreise in die Anfänge der holsteinischen Landesgeschichte (III)
Eigentlich wollte ich ja nur nach Bosau, aber die Umwege der Geschichte sind verschlungen und weitläufig. Heute führen sie – aber nur ganz kurz – nach... Şanlıurfa. – ???

Das “ruhmreiche Urfa” liegt nicht ganz in Ostholstein, sondern in Südostanatolien. Sorry. Es ist etwas älter als alles, was sich in Holstein Stadt nennen durfte, und wahrscheinlich identisch mit dem hurritischen Urschu auf sumerischen Keilschrifttexten aus der Zeit um 2000 vor unserer Zeitrechnung. Wie so vieles wurde es von Alexander dem Großen erobert und von seinem Diadochengeneral Seleukos unter dem makedonischen Namen Edessa neu gegründet. Im Lauf der Jahrhunderte bekam die Stadt noch viele wechselnde Herrn. Ende des 11. Jahrhunderts befand sie sich gerade in der Hand der Byzantiner, die sich jedoch kaum noch der türkischen Seldschuken erwehren konnten, bis sich im Frühsommer 1097 das nach neueren Berechnungen gut 50.000 Menschen umfassende Heer der Kreuzfahrer auf dem Ersten Kreuzzug durch Kleinasien wälzte.
Eroberung Jerusalems, Miniatur 13. Jh. cc)Unter den Kreuzrittern befand sich ein Graf Balduin von Boulogne am Ärmelkanal. Wie einige seiner Standesgenossen war er, da Zweitgeborener und nicht Haupterbe seiner Familie, von Anfang an mit auf den Kreuzzug gegangen, um sich eine eigene Herrschaft zu erobern. Als der byzantinische Stadtherr von Edessa die Kreuzfahrer um Hilfe bat, trennte sich Balduin mit seinem Gefolge vom christlichen Heer und warf sich, als der byzantinische Kuropalates schon bald darauf ermordet wurde (von wem eigentlich?), selbst zum Herrn über Stadt und Umland auf. Nach Auskunft eines wichtigen Zeitzeugen, des Abts Guibert aus dem Benediktinerkloster Nogent-sous-Coucy in der Picardie, waren die überwiegend armenisch-orthodoxen Bewohner Edessas von den “Franken” keineswegs angetan. Balduin nahm darum die führenden Bürger kurzerhand gefangen, ließ ihnen laut Guiberts Dei gesta per Francos Hände, Füße, Ohren, Nasen, Lippen oder Zungen abschneiden und alle kastrieren und warf sie aus der Stadt. (Kleines Schlaglicht auf die von der Kreuzzugspropaganda behauptete “Befreiung” des Heiligen Landes.)
Dieses, sagen wir konsequente Auftreten gegen eine andersgläubige Stadtbevölkerung ließ ihn in den Augen der anderen Kreuzritter anscheinend besonders geeignet erscheinen, nach der Einnahme von Jerusalem und dem unglaublichen Massaker der Christen an den Moslems dort sowie nach dem Tod seines Bruders Gottfried von Bouillon zum König von Jerusalem gekrönt zu werden - oder dem, was von ihm übrig war. Nach Angaben zeitgenössischer Chronisten sollen die christlichen Befreier an dem einen Tag nach der Erstürmung der Stadt am 15. Juli 1099 zwischen 30.000 und 70.000 Menschen massakriert haben.

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