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Montag, 30. Mai 2011
olivle

“olivle. öl. frucht. holz.” Wo bin ich? Wo kann ich nur sein? Im “Ländle” natürlich: “Olivle”! Nein, halt, klein geschrieben: olivle. Ein bißchen südliche Lebenskultur signalisiert das, aber eben doch nur grad ein bißle, gell. Bloß nicht zu viel davon, man könnt’ ja für einen Genießer, Müßiggänger, Prasser gehalten werden, und das wären gleich drei Todsünden unter den Schwaben. Deren Geiz ein Gerücht, eine böse Verleumdung?
Dazu folgendes, höchst wahres Erlebnis: Am Abend Empfang im Rathaus, mit Zweitem Bürgermeister, einem Ministerialirgendwas aus Stuttgart zum Verlesen irgendwelcher Grußadressen, 7 (in Worten: sieben) werden es an der Zahl. Kein Sponsor will schließlich unerwähnt bleiben. Das Publikum beklatscht sie höflich, nickt, beim folgenden Podiumsgespräch auch ein, erwacht aber gleich, als das Ende des offiziellen Teils verkündet und ein kleines Büffet für eröffnet erklärt wird. Raunen, Stühlescharren, Schieben, Drängen, und eine Viertelstunde später halte auch ich schon ein Glas Wein in der Hand, eine gefühlte weitere Viertelstunde später nach neuerlichem Anstehen in der anderen auch ein belegtes Scheibchen Baguette. Verdrücke mich auf den Balkon des Renaissancerathauses, der für Ansprachen ans Volk auf den Platz mit dem Neptunsbrunnen hinausgeht. Als das Publikum abzufließen beginnt (die Platten mit den Schnittchen sehen aus wie abgeleckt), gesellt sich eine Vertreterin der Stadt zu mir, freundlich, gut gelaunt. Der Abend sei ja ein voller Erfolg gewesen, gut angekommen. “Aber wissen Sie, was das Hauptgesprächsthema war?” – “Die launig-geistreichen Bemerkungen von Professor W. in der Diskussion?” “Ach wo, der redet immer so, das kennen wir hier. Nein, das Unerhörte war das Büffet. Bei solchen Empfängen werden in Tübingen seit eh und je trockene Brezeln angeboten. Trockene Brezeln, sonst nichts. Als wir vor ein paar Jahren einen grünen Bürgermeister bekamen, gab’s eine Revolution: Die Brezeln wurden aufgeschnitten und halbseitig mit Butter bestrichen! Bis der Luxus aus Sparsamkeitsgründen wieder abgeschafft wurde. Das heute hat die Leute fassungslos gemacht. ‘Des bezahlet doch net Sie?’ wurde ich mehrfach ungläubig gefragt. Das ist es, was den Schwaben interessiert.”

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