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Donnerstag, 12. Mai 2011
Zerschossene Hände (2). Santa Cruz de Tenerife
Wer weiß, was “Old Jervie” und seine Mannschaften nach dem triumphalen Sieg vor Kap Vincent erwartet hatten; es war bestimmt nicht das, was ihnen dann von der britischen Admiralität in London befohlen wurde, das Eintönigste vom Eintönigen nämlich: Blockadedienst. Anstatt stolz und frei über die Meere zu segeln und vielleicht die spanische Silberflotte aus Amerika anzugreifen und noch mehr gewinnträchtige Prisen aufzubringen, erhielten sie den Auftrag, die Flotte von Admiral Cordoba, die sie soeben geschlagen hatten, in ihrem Zufluchtshafen Cadíz zu blockieren. Mit Cordoba und etlichen seiner Kapitäne verfuhr die spanische Admiralität übrigens noch weitaus härter. Man stellte sie vor ein Kriegsgericht und degradierte sie, entzog ihnen ihre Patente oder entließ sie gar unehrenhaft aus der Marine. Cordoba wurde obendrein dazu verurteilt, daß er sich Zeit seines Lebens nie wieder bei Hofe und auch in keinem Hafen blicken lassen durfte.
Derweil segelten die Engländer draußen vor Cadíz tagtäglich den ihnen zugewiesenen Seeabschnitt vor dem Wind ab und kreuzten dann gegen den Wind wieder zurück auf Los. Tag für Tag, Woche für Woche der gleiche Dienst, die gleichen Kommandos und Routinen, bei Freiwache in den fürchterlich engen Quartieren unter Deck. Nach zehn Wochen hörten die Männer, daß zwei auf Aufklärung ausgesandte Fregatten ihrer Flotte vor Santa Cruz de Tenerife in einem Handstreich ein spanisches Handelsschiff gekapert hatten. In den Laderäumen hatten die Engländer Silber im Wert einer halben Million Pesos gefunden, und ihre Kapitäne waren durch ihre Beuteanteile nun auf einen Schlag reich geworden. Die Mannschaften auf den Blockadeschiffen wurden unruhig, murrten, auch die Offiziere. Besonders der frisch zum Konteradmiral beförderte Nelson schlug seinem Admiral immer wieder vor, ihn mit einem Teil der Flotte zu den Kanaren zu schicken, um dort weitere Schiffe der spanischen Silberflotte abzufangen. Weitere Wochen vergingen, Gerüchte kamen auf, daß es in einigen Mannschaften gärte und Meuterei nicht mehr auszuschließen sei.
Der Auftrag, mit dem Jervis Nelsons Wünschen schließlich entsprach, ging dann noch weiter als dessen Erwartungen. Mit einer Flottille von drei Linienschiffen und drei Fregatten samt weiteren Hilfsschiffen, insgesamt 400 Kanonen und 4000 Mann, sollte Nelson Teneriffa angreifen und den Spaniern mit Santa Cruz einen wichtigen Versorgungshafen wegnehmen.
Mitte Juli 1797 kreuzten Nelsons Schiffe vor Santa Cruz auf und forderten von den Verteidigern erst einmal in einer förmlichen Note die Herausgabe aller Handelsschiffe samt Ladung. Der kommandierende General Antonio Gutierrez, ein altgedienter, erfahrener Soldat von 68 Jahren war nicht überrascht. Er hatte seit der Nachricht über die Niederlage bei San Vicente mit den Engländern gerechnet und die Verteidigung der Insel so gut wie möglich vorbereitet. Allerdings hatte er kaum 1700 teils zwangsrekrutierte Soldaten unter Waffen.
Einen ersten Landungsversuch der Engländer in der Nacht des 20. Juli konnten vor allem die schnell und präzise feuernden Mannschaften der Küstenbatterien erfolgreich zurückschlagen, bevor die Engländer einen Fuß an Land setzen konnten. Bei einem zweiten Versuch zwei Tage später landete zwar ein Kontingent von etwa 1000 Marinesoldaten am Strand von Valle Seco nördlich der Stadt, blieb aber im Feuer der kleinen Festung von Paso Alto und im ungewohnten Gelände unbeweglich liegen, bis der Kommandant, Kapitän Troubridge, auch dieses Unternehmen abbrach.
Nelson war wütend. General Gutierrez ahnte voraus, was er als nächstes versuchen würde. Er zog den Großteil seiner Männer aus dem Castillo Paso Alto ab und verlegte sie heimlich in die Hafenfestung San Cristóbal (sodaß die Engländer die geringe Zahlenstärke seiner Truppe nicht erkannten). Ganz richtig führte Nelson unter Breitseiten seiner Schiffsgeschütze persönlich seine Landungstruppen in der Nacht des 24. Juli direkt gegen den Hafen.
Sie wurden von den wachsamen Spaniern entdeckt und von verschiedenen Bastionen unter Kreuzfeuer genommen. Eine Abteilung unter Captain Bowen von der Fregatte Terpsichore schaffte die Landung und stürmte eine Hafenbatterie. Bei ihrem Versuch, in die Stadt einzudringen, wurde sie jedoch von anderen Geschützen mit Kartätschen, von Soldaten, Milizionären und Zivilisten von überallher unter Feuer genommen und erlitt heftige Verluste, darunter Captain Bowen. Nelson, dessen Gig um diese Zeit gerade die Hafenmole erreichte, wurde ebenfalls von einem Schrapnell getroffen, das ihm seinen Arm in Fetzen riß. Man ruderte ihn zur Theseus zurück, wo ihm der Schiffsarzt sofort den Arm amputierte und über Bord warf.
Nelsons Stellvertreter an Land, die Kapitäne Troubridge und Hood, drangen mit ihren Leuten ein Stück weit in die Stadt vor, mußten sich dort aber auf einem Platz bzw. in einem Kloster verschanzen, während der von einem Asthmaanfall geschwächte Gutierrez ihnen von einem Bataillon den Rückweg zum Hafen abschneiden ließ. Am Morgen erkannten sie ihre ausweglose Situation (nachdem eine weitere Welle von Booten, die Nelson zu ihrem Entsatz geschickt hatte, ebenfalls von den spanischen Kanonen versenkt oder zurückgeschlagen worden war) und unterzeichneten ihre Kapitulation. Gutierrez ließ sie sehr ritterlich unter Mitnahme ihrer Waffen und Fahnen auf die Schiffe zurückkehren. Die weit über hundert verwundeten englischen Soldaten wurden in den Spitälern der Stadt versorgt. 250 Engländer waren gefallen.
Gutierrez schickte Nelson zur Genesung einige Flaschen Wein an Bord. Nelsons Antwortbrief, in dem der britische Admiral zum Dank ein Stück Käse anbot, wird im spanischen Armeemuseum im Alcazar von Toledo gezeigt.
Derweil segelten die Engländer draußen vor Cadíz tagtäglich den ihnen zugewiesenen Seeabschnitt vor dem Wind ab und kreuzten dann gegen den Wind wieder zurück auf Los. Tag für Tag, Woche für Woche der gleiche Dienst, die gleichen Kommandos und Routinen, bei Freiwache in den fürchterlich engen Quartieren unter Deck. Nach zehn Wochen hörten die Männer, daß zwei auf Aufklärung ausgesandte Fregatten ihrer Flotte vor Santa Cruz de Tenerife in einem Handstreich ein spanisches Handelsschiff gekapert hatten. In den Laderäumen hatten die Engländer Silber im Wert einer halben Million Pesos gefunden, und ihre Kapitäne waren durch ihre Beuteanteile nun auf einen Schlag reich geworden. Die Mannschaften auf den Blockadeschiffen wurden unruhig, murrten, auch die Offiziere. Besonders der frisch zum Konteradmiral beförderte Nelson schlug seinem Admiral immer wieder vor, ihn mit einem Teil der Flotte zu den Kanaren zu schicken, um dort weitere Schiffe der spanischen Silberflotte abzufangen. Weitere Wochen vergingen, Gerüchte kamen auf, daß es in einigen Mannschaften gärte und Meuterei nicht mehr auszuschließen sei.
Der Auftrag, mit dem Jervis Nelsons Wünschen schließlich entsprach, ging dann noch weiter als dessen Erwartungen. Mit einer Flottille von drei Linienschiffen und drei Fregatten samt weiteren Hilfsschiffen, insgesamt 400 Kanonen und 4000 Mann, sollte Nelson Teneriffa angreifen und den Spaniern mit Santa Cruz einen wichtigen Versorgungshafen wegnehmen.
Mitte Juli 1797 kreuzten Nelsons Schiffe vor Santa Cruz auf und forderten von den Verteidigern erst einmal in einer förmlichen Note die Herausgabe aller Handelsschiffe samt Ladung. Der kommandierende General Antonio Gutierrez, ein altgedienter, erfahrener Soldat von 68 Jahren war nicht überrascht. Er hatte seit der Nachricht über die Niederlage bei San Vicente mit den Engländern gerechnet und die Verteidigung der Insel so gut wie möglich vorbereitet. Allerdings hatte er kaum 1700 teils zwangsrekrutierte Soldaten unter Waffen.
Einen ersten Landungsversuch der Engländer in der Nacht des 20. Juli konnten vor allem die schnell und präzise feuernden Mannschaften der Küstenbatterien erfolgreich zurückschlagen, bevor die Engländer einen Fuß an Land setzen konnten. Bei einem zweiten Versuch zwei Tage später landete zwar ein Kontingent von etwa 1000 Marinesoldaten am Strand von Valle Seco nördlich der Stadt, blieb aber im Feuer der kleinen Festung von Paso Alto und im ungewohnten Gelände unbeweglich liegen, bis der Kommandant, Kapitän Troubridge, auch dieses Unternehmen abbrach.
Nelson war wütend. General Gutierrez ahnte voraus, was er als nächstes versuchen würde. Er zog den Großteil seiner Männer aus dem Castillo Paso Alto ab und verlegte sie heimlich in die Hafenfestung San Cristóbal (sodaß die Engländer die geringe Zahlenstärke seiner Truppe nicht erkannten). Ganz richtig führte Nelson unter Breitseiten seiner Schiffsgeschütze persönlich seine Landungstruppen in der Nacht des 24. Juli direkt gegen den Hafen.
Sie wurden von den wachsamen Spaniern entdeckt und von verschiedenen Bastionen unter Kreuzfeuer genommen. Eine Abteilung unter Captain Bowen von der Fregatte Terpsichore schaffte die Landung und stürmte eine Hafenbatterie. Bei ihrem Versuch, in die Stadt einzudringen, wurde sie jedoch von anderen Geschützen mit Kartätschen, von Soldaten, Milizionären und Zivilisten von überallher unter Feuer genommen und erlitt heftige Verluste, darunter Captain Bowen. Nelson, dessen Gig um diese Zeit gerade die Hafenmole erreichte, wurde ebenfalls von einem Schrapnell getroffen, das ihm seinen Arm in Fetzen riß. Man ruderte ihn zur Theseus zurück, wo ihm der Schiffsarzt sofort den Arm amputierte und über Bord warf.
Nelsons Stellvertreter an Land, die Kapitäne Troubridge und Hood, drangen mit ihren Leuten ein Stück weit in die Stadt vor, mußten sich dort aber auf einem Platz bzw. in einem Kloster verschanzen, während der von einem Asthmaanfall geschwächte Gutierrez ihnen von einem Bataillon den Rückweg zum Hafen abschneiden ließ. Am Morgen erkannten sie ihre ausweglose Situation (nachdem eine weitere Welle von Booten, die Nelson zu ihrem Entsatz geschickt hatte, ebenfalls von den spanischen Kanonen versenkt oder zurückgeschlagen worden war) und unterzeichneten ihre Kapitulation. Gutierrez ließ sie sehr ritterlich unter Mitnahme ihrer Waffen und Fahnen auf die Schiffe zurückkehren. Die weit über hundert verwundeten englischen Soldaten wurden in den Spitälern der Stadt versorgt. 250 Engländer waren gefallen.
Gutierrez schickte Nelson zur Genesung einige Flaschen Wein an Bord. Nelsons Antwortbrief, in dem der britische Admiral zum Dank ein Stück Käse anbot, wird im spanischen Armeemuseum im Alcazar von Toledo gezeigt.
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