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Donnerstag, 11. Februar 2010
22. Bahman
Es ist jetzt Mittag in Teheran. Präsident Achmadinedschad hat vor Zigtausenden auf dem zentralen Asadi-Platz seine Ansprache gehalten. Die Opposition konnte dort kaum laut werden, zu massiv die Blockade und Kontrolle durch Sicherheitskräfte der Regierung. Die Autos von oppositionellen Politikern wie Mussawi und Karrubi wurden auf dem Weg zur Kundgebung von Basidschmilizionären angegriffen und demoliert. Gestern schon wurde die Verbindung zu gmail im Iran gekappt, ebenso wurden Mobilfunkbetreiber abgeschaltet, um diesmal die Kommunikation und Koordination innerhalb der Widerständler zu behindern. Demonstranten sangen dagegen in der Nacht wieder von den Hausdächern laut ihr "Allahuakbar" und stimmen seit heute morgen in den Straßen, in Bahnstationen und U-Bahnzügen ihre Protestrufe an. Sicherheitsbeamte in Zivil zücken plötzlich Farbspraydosen, um Protestierende für eine spätere Festnahme zu markieren...
Darüber, wie das Regime mit Verhafteten umspringt, hat Human Rights Watch gerade einen Bericht vorgelegt.
Doch dies hier ist kein Nachrichtenblog und kann es auch nicht verläßlich sein. Der Guardian zum Beispiel hat jedoch ein Live-Blog eingerichtet, und auch der Streetjournalist berichtet live aus Teheran.
Hier läßt sich verfolgen, was die Iraner direkt über ihre Handys twittern.

Teheran im Ausnahmezustand

Es ist jetzt 22 Uhr im Iran. Die Nachrichtenlage ist noch verworren und zum Teil widersprüchlich, zumal ausländische Korrespondenten offiziell verboten wurde, von anderem als der offiziellen Staatsfeier zum Gründungstag der Islamischen Republik zu berichten. Trotzdem zeichnet sich ab, daß das alte Rezept von Zuckerbrot und Peitsche der Herrschenden einmal mehr aufgegangen ist und die Sicherheitskräfte diesmal viel besser vorbereitet waren als etwa beim letzten Ashurafest. Nicht nur aus Teheran, sondern (wie auf Youtube-Videos zu sehen war) mit ganzen Kolonnen von Bussen aus dem Umland schaffte die Regierung Zigtausende zur Zentralkundgebung in die Innenstadt, wo sie kostenlos verpflegt wurden, während zugleich Militär, Polizei und Milizen ebenfalls zu Tausenden an den wichtigsten Zugangspunkten postiert waren und wirkungsvoll jede Gegendemonstration angriffen und bald zerstreuten.



Auf der Blogseite des National Iranian American Council, einer Organisation von regimekritischen Iranern in den USA wurden dazu Augenzeugenberichte eingestellt:
“one thing I’m struck by is just how much the government has been in control today. Sure, they chartered busses and lured tens of thousands to the official government rally with free food, but they have also managed to keep the opposition activities largely on their terms today... today’s events (like previous ones) have seen security forces disrupt crowds before they can coalesce into a large group, arresting numerous individuals as a way of controlling the crowds before they get out of the police’s hands.
According to the source, the biggest difference between today’s events and previous demonstrations was the amount of undercover police among the crowd. The moment anyone indicated an opposition or “green” point of view, plainclothes militiamen would come out of nowhere and take that person away.
Gegenüber einem Teheraner Korrespondenten von Associated Press zog eine Demonstrantin folgendes vorläufiges Fazit:
"It means they won and we lost. They defeated us. They were able to gather so many people. But this doesn't mean we have been defeated for good. It's a defeat for now, today. We need time to regroup."

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