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Montag, 1. Oktober 2007
Gehen
Ist der Laugavegur überlaufen, gibt es im isländischen Hochland glücklicherweise noch Platz und Möglichkeiten genug, seiner eigenen Wege zu gehen. Erst einmal mit sich allein unterwegs, wird einem der Kopf bald frei für alle möglichen Gedanken, die immer wieder einmal auch um das Gehen selbst kreisen.

Warum gehe ich?
2 einfache Gründe:
- Ich habe nur dieses 1 Leben, und darum will ich es aufmerksam und bewusst leben und es ausschöpfen.
- Die Welt ist größer als 1 Ort.
Wo ich still sitze, häufen sich viele Dinge um mich an und es entstehen Gewohnheiten, die zu Routinen werden, bald mehr oder weniger automatisch ausgeführt, ohne bewusstes Erleben. Beides verstellt den wachen Blick. Es entsteht eine bequeme äußere Überfülle, die im Inneren zusehends leerer wird. Sie spurt mich in die Karrengleise eines sich wiederholenden, abstumpfenden Alltagstrotts ein, die am Ende so tief sein können, dass ich kaum mehr aus ihnen herauszutreten vermag. Darum gehen, ehe man das Bewusstsein verliert.

Wohin ist vielleicht gar nicht so entscheidend. Aus Gründen der neuen Orientierung aber sinnvollerweise zunächst dorthin, wo die Verhältnisse einfacher und so überschaubar sind, dass ich das, was vor sich geht, seine Mechanismen, Regeln oder Gesetze durchschauen und verstehen kann.
Die äußerste Reduktion herrscht in der Wüste. Sie ist ihr Sinnbild, aber auch ihre Wirklichkeit.
"die physik der dünen ist extrem einfach", erklärt Otl Aicher in seinem Buch über "gehen in der wüste", doch "das gesetz in seiner einfachsten anwendung führt zu einer hohen komplexität, die sonst nur höheren ordnungen abzugewinnen ist. dünen sind äußerst komplexe gebilde und sind doch das einfachste, was man sich denken kann: sand. es gibt nur drei größen, drei parameter, die sie bestimmen, sand, wind und schwerkraft. und gerade weil alles einer so einfachen mechanik folgt, weil sich die elemente überblicken lassen, hat unser intellekt ein so großes vergnügen an dem zustandekommen einer ungeheuren vielfalt."

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