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Freitag, 2. November 2007
Die Vergänglichkeit der Steine

So weit im Osten wie im vorigen Eintrag sind wir noch nicht. Wer zu Fuß geht hat Zeit und tauscht sie in kleiner Münze gegen Raum: Von Landmannalaugar langsam ostwärts zum Kirkjufell und die nördliche Fjallabaksleið entlang bis in die Eldgjá.
Allein mit Steinen, Moos und Flechten. Und dem Wind, unablässig kalt von den Gletschern herab. Scheinbar unbewegt liegen sie über das Land gebreitet, das einem seltsame Gedanken eingibt. “Hätten wir Augen aus Stein, sähen wir die Berge fließen.” (Eero Suvilehto) Oder auseinanderspritzen wie vor tausend Jahren in der Feuerschlucht (Eldgjá), der längsten Eruptionsspalte auf der Erdoberfläche. 600 Meter breit, heute noch 200 Meter tief und 40 Kilometer lang. In dieser Landschaft zersetzt sich die Vorstellung, dass Gestein etwas Dauerhaftes sei. Ganze Bergstöcke liegen da wie soeben hingeschleudertes Riesenejakulat, und doch frisst sie schon der Zahn der Zeit. Ihr massiger Fels wird vom Wind zu Staubkörnchen zerrieben oder in Scherben gesprengt durch Frost und ein wenig Wasser. Wo ist die Dauer? Dauer hat bloß das Nicht-Sein. Sein ist Entstehen und Vergehen. Insofern gehören auch die Steine dem Reich des Lebendigen an, wenn man sie mit steinigen Augen betrachtet.

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