Find more about Weather in Piran, LJ
Samstag, 8. März 2014
Zwischenmeldung Ukraine

Wie immer in solchen Krisen werden auch im akuten Fall des Umsturzes in der Ukraine von beiden Seiten nach Kräften Nebelkerzen geworfen und wird Desinformation betrieben. Trotz aller "ARD-Brennpunkte" und "ZDF-spezial"s kann man nicht weiter als bis zu der Feststellung kommen: Nichts Genaues weiß man nicht.
Und ebenfalls wie immer in solchen Lagen tut man gut daran, nach dem alten Grundsatz zu verfahren: audiatur et altera pars, man höre auch die Gegenseite.
Kaum fängt man z.B. dank Fefes unschätzbarem Blog damit an, gehen einem wieder einmal Augen und Ohren über vor all den Meldungen, die unsere offiziellen Berichterstattungsorgane alle nicht bringen. Sie haben ja auch alle Hände voll damit zu tun, uns die Opposition, die jetzt mithilfe der tapferen Menschen auf dem Kiewer Maidan in der Ukraine die Macht an sich gerissen haben, als "die Guten" hinzustellen. Daß die, vom Weihrauch der orthodoxen Popen geläutert, die seit dem sich abzeichnenden Sieg gegen das Janukowitsch-Regime andauernd lauthals singend auf dem Platz zu hören sind, z.B. mit ultrarechten Nationalisten von der Swoboda und ebenso ultrarechten Fußballhooligans gemeinsame Sachen machen, wird in unseren Medien genauso beständig schön und klein geredet, wie es von russischer Seite wohl aufgeblasen wird.
Interessantes gibt es auch über den neuen Interimspräsidenten der Ukraine zu erfahren: Ein millionenschwerer Ex-Bank(st)er, im Westen bestens vernetzt, z.B. mit der stellvertretenden US-Außenministerin Nuland (die neulich so saftig auf die EU pfiff), der noch am Abend seiner Schilderhebung erst einmal "extrem unpopuläre Maßnahmen" ganz im Sinne westlicher Kapitalgeber und -nehmer wie etwa dem Internationalen Währungsfonds & Co. ankündigte. Wenn der ganze Aufstand nicht ein bißchen aus dem Ruder seiner Regisseure gelaufen wäre, stünde der Ukraine wohl schon eine Schröpfkur von griechischen Ausmaßen ins Haus.
Jetzt war aber durch russische Nachrichtenagenturen noch weitaus Brisanteres zu erfahren:
Anscheinend waren Heckenschützen, die auf dem Maidan auf Protestierende schossen, von Seiten der Opposition selbst angeheuert, um politisch opportune Opfer zu liefern.

Desinformation, Greuelpropaganda? Ich kann über den Wahrheitsgehalt der Meldung natürlich nicht entscheiden, aber die Quelle für diese Meldung ist keine russische; vielmehr handelt es sich um ein abgehörtes Telefonat zwischen dem Außenminister Estlands, der am 25. Februar den Maidan in Kiew persönlich besucht hat, und Madame Ashton.

“There is now stronger and stronger understanding that behind the snipers, it was not Yanukovich, but it was somebody from the new coalition”, hat Urmas Pät in diesem Telefonat gesagt.
Diese Erkenntnis hatte er aus erster Hand: von Olga Boromets, einer Ärztin, die in dem provisorischen Lazarett auf dem Maidan die Opfer behandelt hat.
“And second, what was quite disturbing, this same Olga [Bogomolets] told as well that all the evidence shows that the people who were killed by snipers from both sides, among policemen and then people from the streets, that they were the same snipers killing people from both sides”, erklärte Päts.
Das Gespräch wurde von janukowitschtreuen ukrainischen Geheimdienstlern mitgehört und ins Internet gestellt, erläutert Russia Today. - Ach so, alles klar, könnte man versucht sein, das Ganze als Ente abzutun. Aber so einfach ist es nicht. Die Echtheit des Telefonats und des Mitschnitts wurde vom estnischen Außenministerium auf seiner Homepage offiziell bestätigt.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 4. Februar 2014
"Deutschland ist zu groß..."

Steinmeier hat nach seinem großmäuligen Auftritt auf der Wehrkundetagung in München nur ein paar Tage gewartet, um den folgerichtigen nächsten rhetorischen Schritt zu tun. Mit dramatisch windgesträubtem Silberhaar vor seinem Dienstjet erklärte er auf dem Rollfeld, die Ukraine sei ein Fall, in dem mit der bisherigen deutschen Außenpolitik des Heraushaltens Schluß sei: "Die Sanktionen müssen wir jetzt als Drohung zeigen".
Das halten wir mal fest: Deutschland droht der Ukraine.
Sollten wir uns langsam für den 75. Jahrestag des "Unternehmens Barbarossa" auf ein paar überraschende Entwicklungen gefaßt machen?

... link (2 Kommentare)   ... comment


Montag, 3. Februar 2014
Intelligenz schwächt?

Arno Schmidt ist so Fünfziger Jahre? Den kann man bestenfalls ins Regal für Moderne Klassiker einsortieren und da ungelesen verstauben lassen oder auch einfach überhaupt nicht mehr zur Kenntnis nehmen, denn heute gibt es schließlich wichtigere Autorinnen wie E. L. James, Ch. Roche oder D. Kehlmann? Sicher, das kann man tun, und die Allermeisten, die noch lesen in unserem Land, werden genau das tun. “Kultur ist nämlich für gewisse Leute – so 99 Prozent – langweilig” (Schwarze Spiegel). Aber wenn ich mir anhöre, was die obersten politischen Vertreter D’lands, angefangen beim Bundesfeldgeistlichen Gauck, über den im In- und Ausland für ach so kompetent und souverän gehaltenen Außenmeier (“My friend Fränk-Wolta”: “Allerdings darf eine Kultur der Zurückhaltung für Deutschland nicht zu einer Kultur des Heraushaltens werden. Deutschland ist zu groß, um Weltpolitik nur von der Außenlinie zu kommentieren.”) bis hin zur Kriegsministerin und Kanzlerin in spe ("Wenn wir über die Mittel und Fähigkeiten verfügen, dann haben wir auch eine Verantwortung, uns zu engagieren") auf der Münchener Wehrkundetagung (ja, so hieß die mal etwas unverblümter, aber auch schon beschönigend) für Töne in die Welt spucken, dann schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken. Und dieser Bangsimon von der UN fordert sie auch noch dazu auf, als ob ein neuer Boxeraufstand vor der Tür stünde. Etliche Äußerungen in den frühen Schmidt-Werken bekommen da wieder eine geradezu beklemmende Aktualität.

• “Deutschland wird in der Weltgeschichte einmal den Ruhm des Steines haben, über den Menschen mehrfach gestolpert sind.” (Pocahontas)
• “der deutsche Bauer liebt: entweder Kitsch oder Feldgrau, weiter kennen die nischt!” (Das steinerne Herz)

• “Intelligenz lähmt, schwächt, hindert?: Ihr werd’t Euch wundern!: Scharf wie’n Terrier macht se!” (Das steinerne Herz)

Lesen Sie mal Aus dem Leben eines Fauns!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 12. Dezember 2013
gefilmt

Das Thema Gerechtigkeit à la Michael Kohlhaas drängt sich in unserer Zeit natürlich sehr auf. Da ist es nicht weiter verwunderlich, daß der Stoff jetzt gleich zweimal (zum dritten und vierten Mal) verfilmt wurde. Aron Lehmanns Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel war hier leider nicht zu sehen, aber gestern gab es im Delfter Filmhaus "Lumen" noch eine Spätvorstellung von Arnaud des Pallières’ Michael Kohlhaas mit Mads Mikkelsen in der Titelrolle. Die Handlung mit stimmigen Bildern aus dem Streusand der Mark Brandenburg in die wunderbar rauhe Landschaft der Cevennen verlegend, ersetzt der Film auch die gedrängte, stoßartige Sprache Kleists durch – Schweigen. Das paßte eigentlich ganz gut in diesen kaltblau und gelb eingetönten Film, wenn damit nicht auch die Tiefe der Kleist-Kohlhaaschen Problematik verschwiegen würde. So bleibt der Film trotz reichlicher zwei Stunden Länge letztlich eine Abbreviatur der Novelle. Kohlhaas im Film will als Gerechtigkeit ausgegebene Rache für den Verlust seiner Pferde und den Tod seiner Frau; sein grundsätzliches Dilemma aber bleibt ausgespart: Wer in dieser Welt, so wie sie eingerichtet ist, Gerechtigkeit schaffen will, muß, laut Kleist, zwangsläufig zum Gewaltverbrecher werden.

Jetzt noch zu etwas ganz anderem:

Vor einem guten Vierteljahr drohte eine wieder mal als Weltmacht auftrumpfende US-Regierung, diesmal unter Präsident Obama, schon wieder mit einem militärischen Überfall auf ein anderes Land: Syrien. Obama gab vor, unbezweifelbare Geheimdienstinformationen vorliegen zu haben, die den Einsatz von Giftgas durch die Armee des syrischen Präsidenten Assad bewiesen. “Wir wissen, daß Assads Regime dafür verantwortlich ist”, verkündete er am 10. September in einer Fernsehansprache. Dank erheblicher Zweifel in anderen Ländern an der Stichhaltigkeit der angeblichen Beweise und einer klug und sehr schnell agierenden Diplomatie Rußlands unter Außenminister Lawrow sowie der erkennbaren Kriegsunwilligkeit der meisten Amerikaner konnte ein Angriff der US-Armee auf Syrien vorerst noch abgewendet werden. Seither wartet die Welt darauf, daß die Amerikaner ihre Beweise für die Verantwortung Assads am Giftgaseinsatz in der Nähe von Damaskus vorlegen. Einer der renommiertesten unabhängigen Journalisten Amerikas, Seymour Hersh (ja, der, der ‘69 das Massaker in My Lai und 2004 die Sauereien in Abu Ghraib aufgedeckt hat), ist der Frage nachgegangen. An den Ergebnissen seiner Recherche war anscheinend keine große amerikanische Zeitung interessiert. Er hat sie jetzt in der London Review of Books veröffentlicht.

Sein Fazit lautet:
“Barack Obama hat uns nicht die ganze Geschichte erzählt. In einigen Fällen unterdrückte er wichtige Geheimdienstinformationen, in anderen präsentierte er Vermutungen als Tatsachen. Besonders auffällig: er verheimlichte etwas, das die US-Geheimdienste wußten: daß die syrische Armee nicht die einzige Bürgerkriegspartei ist, die Zugang zu Sarin hat.”

In den Monaten vor dem Giftgasangriff haben “die amerikanischen Geheimdienste eine Reihe geheimer Berichte erstellt... aus denen hervorging, daß sich die al-Nusra-Front, eine mit al-Qaida verbandelte jihadistische Gruppierung, das Verfahren zur Herstellung von Sarin angeeignet hatte und in der Lage war, es in Mengen herzustellen. Als der Angriff stattfand, hätte al-Nusra zu den Verdächtigen gehören müssen, aber die US-Regierung wählte das Geheimdienstmaterial höchst selektiv aus, um einen Schlag gegen Assad zu rechtfertigen.”

Hier zu den Einzelheiten.

... link (0 Kommentare)   ... comment


gefilmt | Fortsetzung |



• Wie Hersh durch Gespräche mit Geheimdienstlern herausfand, lagen der Obama-Regierung zur Zeit des Angriffs zunächst überhaupt keine aktuellen Warnungen oder Berichte vor. Im allmorgendlichen Sicherheitsbericht an den Verteidigungsminister und den Obersten Generalstab war eine Giftgasattacke in Syrien noch drei Tage danach kein Thema. Und das, obwohl ein US-Geheimdienst (das National Reconaissance Office, NRO), wie die Washington Post am 29. August durchblicken ließ, heimlich ein System von Detektoren um die Chemiewaffenarsenale des Assad-Regimes installiert hat. Diese Sensoren würden amerikanische und israelische Geheimdienststellen alarmieren, sobald Gefechtsköpfe mit Sarin geladen würden, so Hershs Informant. In der Vergangenheit haben die Sensoren z.B. Alarm geschlagen, als die syrische Armee im letzten Dezember wohl zu Manöverzwecken in den Depots aktiv wurde. Im August blieben sie stumm.
Erst Tage, nachdem der Giftgasbeschuß schon der Öffentlichkeit bekannt war, begannen die US-Geheimdienste, nachträglich ihr Datenmaterial diesbezüglich zu durchsuchen.
Neun Tage später händigte die Regierung ausgewählten Journalisten einen Untersuchungsbericht aus, der angeblich die Verantwortlichkeit des Assad-Regimes beweisen sollte. Außerdem erweckte er den Eindruck, die US-Geheimdienste hätten die Aktivitäten der Assad-Armee die ganze Zeit über synchron überwacht.
Unerwartet erfolgte eine mehr als kritische Reaktion darauf ausgerechnet von der “Freien Syrischen Armee”, die Obama unterstützen wollte. Sie fragte höchst irritiert an, warum denn die Amerikaner ihre Verbündeten nicht rechtzeitig vor dem bevorstehenden Giftgasangriff gewarnt hätten. Fünf Tage später ruderte ein Sprecher aus dem Büro des Direktors von National Intelligence in einer Mitteilung an Associated Press zurück: Die Geheimdiensterkenntnisse hätten zum Zeitpunkt des Angriffs gar nicht vorgelegen. “Let’s be clear, the United States did not watch, in real time, as this horrible attack took place.”
Ihre vorgeblichen Detailkenntnisse über die Abläufe hatten die Geheimdienstler Protokollen über frühere Übungsverläufe des syrischen Militärs entnommen. Doch diese Agenturmeldung blieb von den Zeitungen größtenteils unbeachtet.

• Der UNO-Bericht vom 16. September, in dem die Verwendung von Sarin festgestellt wurde, wies auch darauf hin, daß die betroffenen Orte unter der Kontrolle von Rebelleneinheiten gestanden hätten. In einem Anhang zeigte er Fotos der verwendeten Geschosse. Für die New York Times waren sie der Beweis, daß die Armee Assads für den Giftgasbeschuß verantwortlich war.
Hersh befragte Theodore Postol, Professor für Technologie und Nationale Sicherheit am MIT und Pentagon-Berater, der die UN-Fotos mit Kollegen ausgewertet hat. Postol hält die Projektile für örtlich hergestellte, improvisierte Munition, die man in einer bescheiden ausgestatteten Mechanikerwerkstatt produzieren könne. Es sei unwahrscheinlich, daß die Reichweite dieser Raketen mehr als zwei Kilometer betrage.

Doch die Obama-Regierung, so Hersh, habe selektiv Erkenntnisse ignoriert, die ihre einseitige Schuldzuweisung in Frage hätten stellen müssen.
Schon im Mai habe sie von der CIA alarmierende Berichte erhalten, denen zufolge nicht nur al-Nusra, sondern auch al-Qaida im Irak (AQI) in der Lage sei, Sarin herzustellen. Mitte des Sommers habe ein Dokument namentlich und ausführlich auf Ziyaad Tariq Ahmed hingewiesen, einen Chemiewaffenspezialisten der ehemaligen irakischen Armee, der nach Syrien eingereist sei und sich in Ost-Ghouta, dem Ort des späteren Giftgasanschlags, aufhalte.
Als der Oberste Generalstab der US-Armee alle Eventualitäten für einen bereits in Planung befindlichen Militärschlag der Amerikaner untersuchen ließ, wurde er von der CIA und dem militärischen Geheimdienst Defense Intelligence Agency auf die Möglichkeit hingewiesen, daß US-Truppen damit rechnen müßten, in Syrien von Rebellengruppen mit Sarin angegriffen zu werden.
Der Obama-Regierung war also längst bekannt, daß auch die Gegner Assads die Kapazität besaßen, das in Ghouta verschossene Nervengas zu produzieren, doch noch als Reaktion auf den UNO-Bericht ließ sie ihre Botschafterin bei der UNO erklären:
“It is very important to note that only the [Assad] regime possesses sarin, and we have no evidence that the opposition possesses sarin.”

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 4. Dezember 2013
Ausverkauf hinter verschlossenen Türen
Amerikaner malen Europa.
<br />
(c) BuzzFeed

Kann eigentlich ein Normalbürger der so mustergültig demokratischen Europäischen Union eine genauere Vorstellung davon haben, was seine (nicht gewählten) Vertreter unter Leitung von Handelskommissar De Gucht seit Februar mit Vertretern der USA mit dem Ziel eines sogenannten Freihandelsabkommens ausbaldowern? Nein, kaum. Die Verhandlungen finden für die Öffentlichkeit geheim hinter verschlossenen Türen statt. Es soll erklärtermaßen so wenig wie möglich davon nach außen dringen, bevor Einigungen erzielt wurden. Denn frühere Versuche, ein solches Abkommen auszuhandeln, sind immer dann gescheitert, wenn ruchbar wurde, was da so alles vertraglich geregelt oder entregelt werden sollte. Es gibt also auch diesmal allen Anlaß, Schlimmes zu befürchten.

(c) BuzzFeed

So langsam sickern erste eitrige Tropfen aus der Giftküche der Unterhändler, die jede bange Befürchtung weit übertreffen. Ich kann nur empfehlen, dazu in der November-Ausgabe des Le Monde diplomatique den Artikel auf der Titelseite: “TAFTA – die große Unterwerfung” zu lesen. Oder den einschlägigen Artikel im Guardian vom Anfang dieser Woche.

(c) BuzzFeed

Einer der Kernpunkte besteht darin, daß in dem Abkommen Privatunternehmen vertraglich das Recht zugesichert werden soll, vor sogenannten Schiedsgerichten angeblich souveräne Staaten zu verklagen, sobald sie glauben, durch dort beschlossene neue gesetzliche Bestimmungen könnten ihre Profite gemindert werden. Das hört sich zu abwegig an, als daß man es nicht durch bereits erfolgte Fälle aus vergleichbaren Abkommen belegen sollte. Derzeit hat der Tabakkonzern Philipp Morris die australische Regierung wegen abschreckender Bilder auf Zigarettenpackungen auf gewaltige Kompensationen für zukünftig zu erwartende Umsatzeinbußen verklagt. “Wir erwarten Milliarden”, frohlockte ein Konzernsprecher. Im Rahmen des Nafta-Abkommens klagen Stromkonzerne gegen Garantiepreise für Strom aus erneuerbaren Energien und gegen ein kanadisches Fracking-Moratorium. Vattenfall hat angekündigt, von der Bundesrepublik Milliarden Euro als Entschädigung für die Abschaltung der Atomkraftwerke zu verlangen. Monsanto verspricht sich von einem Freihandelsabkommen der USA mit der EU, die Einfuhrverbote für gentechnisch veränderte Lebensmittel beseitigen zu können. Das Amerikanische Fleischinstitut (AMI) empört sich gegen das “ungerechtfertigte” Einfuhrverbot für Fleisch, das mit Wachstumshormonen behandelt wurde, die in 160 Ländern inklusive Rußland und China als gefährlich verboten sind. Natürlich soll es auch um Lockerung von Datenschutzbestimmungen, das weitere Drücken von Sozialstandards und um die weitere Verhinderung von Beschränkung und Kontrolle des freien Kapitalverkehrs gehen... Es ist der Wunschzettel aus dem Gruselkabinett des Dr. hc. Privatunternehmer oder Konzernchef.

(c) BuzzFeed

Es wird jeder struntzdumme Hähnchenmäster aus dem Mittleren Westen der USA jedes Land der EU verklagen können, wenn es sich weigert, seine nicht hygienisch geschlachteten, sondern hinterher durch Chlor- und weitere Desinfektionsbäder geschleiften Broiler einzuführen. Und er wird Recht und Geld bekommen. Die Lobbyisten von Kentucky Fried-Chicken sitzen schon mit am Verhandlungstisch. Ob der Massentierhalter aus Kentucky oder Wyoming oder North Dakota weiß, wo das fragliche Land in Europa überhaupt liegt, darf man nach dem hier bebilderten Test füglich bezweifeln. Darin hat man des Lesens und Schreibens kundigen US-Staatsbürgern eine Karte mit den Grenzen der europäischen Staaten vorgelegt und sie gebeten, die jeweiligen Ländernamen einzutragen. Ein paar Ergebnisse hat das US-Presseportal BuzzFeed veröffentlicht.
Okay, hier noch ein hübscher Beleg aus einer amerikanischen Quizshow:


Sollte ein solches Abkommen zwischen den smarten USA und der EU, ob es nun TAFTA oder TTIP heißen mag, tatsächlich ratifiziert werden, wird es rechtlich kein Zurück mehr geben. Änderungen sollen nur mit Zustimmung sämtlicher Unterzeichnerstaaten möglich sein. Gegen die Entscheidungen der aus drei Juristen aus der privaten Wirtschaft bestehenden Schiedsgerichte ist keine Berufungsmöglichkeit vorgesehen.
Wer sich auf dem Laufenden halten will, kann das auf folgender Seite tun: taftattipwatch

... link (4 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 24. November 2013
Die Zukunft wird warm, aber nicht unbedingt heiter

Passend zum siebten (Wochen-)tag der Schöpfung, an dem nach Vorschrift uralter Ladenschlußgesetze alles ruhen sollte, hier nun die Wetteraussichten des Weltklimarats für die nächsten hundert bis tausend Jahre als mein frommes Wort zum Sonntag.

Eins steht auch für die Zukunft bereits fest: Da sich der Ausstoß von Treibhausgasen weltweit nicht verringert hat, werden sich die mittlerweile festgestellten Veränderungen des globalen Klimas fortsetzen bzw. noch verstärken.
“Fortgesetzter Ausstoß von Treibhausgasen wird weitere Erwärmung und Änderungen in sämtlichen Komponenten des Klimasystems zur Folge haben. Den Klimawandel zu begrenzen, erfordert eine massive und dauerhafte Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen.”
Die meisten Folgen des Klimawandels würden sich sogar noch fortsetzen, wenn der CO2-Ausstoß gestoppt würde. Ein großer Teil der vom Menschen durch CO2-Emissionen verursachten Klimaveränderungen wie die globale Erderwärmung ist schon jetzt für Jahrhunderte unumkehrbar (sofern man der Atmosphäre nicht für einen längeren Zeitraum netto CO2 entziehen könnte). Je nach Szenario werden 15-40% des freigesetzten Kohlendioxids für länger als 1000 Jahre in der Atmosphäre verbleiben.

Um die weiteren Folgen des Klimawandels möglichst schon jetzt absehbar zu machen, wurden im Auftrag des IPCC vier modellhafte Szenarien für mögliche zukünftige Veränderungen des Klimasystems auf der Erde entworfen. Um sie in Meßdaten bezifferbar zu machen, hat der Weltklimarat das Maß des Strahlungsantriebs (radiative forcing) eingeführt. Es soll die Verhältniszahl zwischen der elektromagnetischen Energie, die die Erde aufnimmt, und der, die sie in den Weltraum abstrahlt, darstellen. Gemessen wird sie in Watt pro Quadratmeter (W/m²). In einer ausgeglichenen Strahlungsbilanz tendierte das Verhältnis von Strahlungsaufnahme und -abgabe natürlich gegen Null. Für das Jahr 2005 bspw. konnte aber berechnet werden, daß die Erde 0,85 W/m² mehr Energie aufnahm, als sie ins All abstrahlte.
Die CO2-Konzentration des Jahres 2007 von ca. 380 ppm resultierte zusammen mit den anderen Treibhausgasen schon in einem Strahlungsantrieb von 2,6 W/m².
“Dieser Strahlungsantrieb führt zu einer globalen Erwärmung von 2 °C, wenn mit dem wahrscheinlichsten Wert für die Klimasensitivität von 3 °C gerechnet wird. Jedoch erreicht die Erwärmung erst nach Jahrzehnten bis Jahrhunderten ihr Maximum, da das Klima wegen der hohen Wärmekapazität der Wassermassen der Weltmeere sehr träge reagiert.” (Wikipedia-Artikel: “Klimasensitivität”)
Das konservativste Szenario des IPCC legt den für 2007 errechneten Strahlungsantrieb von 2,6 W/m² zu Grunde. Die anderen Szenarien nehmen eine weitere Zunahme der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre an und simulieren einen Strahlungsantrieb von 4,5 W/m², 6 W/m² respektive 8,5 W/m².

• Nach allen Modellen über dem konservativsten des bereits erreichten Strahlungsantriebs wird die Durchschnittstemperatur auf der Erde am Ende des 21. Jahrhunderts um mindestens 1,5° C höher liegen als im Vergleichszeitraum von 1850-1900, nach den beiden Modellen mit dem größten Strahlungsantrieb wird er “wahrscheinlich” mehr als 2° betragen und sich auch im 22. Jahrhundert noch fortsetzen.

• Im Vergleich zum Zeitraum 1986-2005 dürften die Temperaturen von 2016-25 um 0,3° - 0,7° steigen, in der Zeit von 2081-2100 nach dem konservativsten Modell um 0,3°-1,7°, nach den beiden mittleren Szenarien um 2,6°-3,1°, und nach dem extremen Modell um bis zu 4,8°.

• Die Arktis wird sich dabei schneller aufheizen als der Rest der Erdoberfläche, und die Temperaturen über Land werden schneller steigen als die über den Ozeanen. Die größte Meereserwärmung wird für die Tropen und für die subtropischen Meeresgebiete der nördlichen Hemisphäre erwartet. Sie dürfte zum Ende des Jahrhunderts bis zu 100m Wassertiefe je nach Modell zwischen 0,6° bis zu 2° betragen, in einer Tiefe bis zu 1000m 0,6°. Die Erwärmung wird sich in größere Tiefen fortsetzen und die Wasserzirkulation beeinflussen.
Es ist “sehr wahrscheinlich”, daß sich der Golfstrom im Lauf des 21. Jahrhunderts abschwächen wird, aber “sehr unwahrscheinlich”, daß er völlig zum Erliegen kommt.
Das Eis der Arktis wird ebenso “sehr wahrscheinlich” weiter abnehmen wie das weltweite Volumen der Gletscher. Abgesehen von der Peripherie der Antarktis könnte die Ausdehnung der Gletscher nach dem konservativsten Szenario bis zum Ende des Jahrhunderts weltweit um mehr als die Hälfte (55%), nach dem Extremmodell um bis zu 85% schwinden. Die Regionen mit Permafrostboden werden von 37% bis zu 81% kleiner werden. Nach dem Modell des größten Strahlungsantriebs könnte die Arktis “wahrscheinlich” schon um die Mitte des Jahrhunderts zum Herbstäquinoktium weitgehend eisfrei sein.

Nach sämtlichen Szenarien wird der Meeresspiegel weiter steigen (virtually certain). Und zwar nach dem konservativsten Modell zum Jahrhundertende um bis zu einen halben Meter, im Extremfall um fast einen Meter.
Bei einem Strahlungsantrieb, der einer CO2-Konzentration zwischen 700 und 1500 ppm entspricht, könnte dem äußersten Szenario zufolge der Anstieg des Meeresspiegels sogar bis zu 3 Meter betragen.
Steigt die Erderwärmung kontinuierlich in einem Bereich zwischen einem und vier Grad wird mit “großer Sicherheit” (high confidence) im Verlauf der nächsten 1000 Jahre das grönländische Inlandeis fast vollständig schmelzen. Daraus resultierte noch einmal ein Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 7 Meter.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 20. November 2013
Aus dem neuen Bericht des Weltklimarats zum globalen Klimawandel

Diese von National Geographic veröffentlichte Karte zeigt den Verlauf der Küstenlinie Europas, falls einmal alles Eis der Gletscher und an den Polkappen geschmolzen und ins Meer geflossen sein sollte. Der Meeresspiegel läge nach diesem Szenario 65 Meter höher als heute.

So, ich habe mir den aktuellen Bericht des IPCC zum Klimawandel: Climate Change 2013. The Physical Science Basis bzw. seine “Zusammenfassung für Politiker” einmal zu Gemüte geführt. Das Fazit seiner Bestandsaufnahme steht darin vorneweg und ist eindeutig:

Die Erwärmung des Klimas steht “eindeutig” fest (unequivocal; das IPCC hat die Aussagen in seinem Bericht anhand einer festen Bewertungsskala von Wahrscheinlichkeit jeweils qualifiziert. Diese Verläßlichkeitsnote stelle ich in Anführungszeichen). “Seit den 1950er Jahren sind viele der beobachteten Veränderungen seit Jahrzehnten bis hin zu Jahrtausenden ohne Beispiel. Die Atmosphäre und Ozeane haben sich erwärmt, die Mengen an Eis und Schnee haben abgenommen, der Meeresspiegel ist gestiegen, und die Konzentration von Treibhausgasen hat zugenommen.”

Die nüchternen Fakten* im einzelnen:
(*Ich nenne es Fakten, weil es m.E. zur Zeit keine gründlicher erhobenen und bewerteten Meßergebnisse und Aussagen zum Thema Klimawandel geben dürfte.)

• Die letzten drei Jahrzehnte waren jeweils wärmer als alle anderen Dekaden seit 1850. Auf der Nordhalbkugel waren die letzten 30 Jahre “wahrscheinlich” die wärmsten seit 1400 Jahren.
Die Durchschnittstemperatur auf der Erde ist seit 1880 um 0,85° C gestiegen.

“Äußerst wahrscheinlich” (extremely likely) ist menschlicher Einfluß seit Mitte des 20. Jahrhunderts die dominierende Ursache für die gemessene Erwärmung.
Ebenso ist “äußerst wahrscheinlich”, daß mehr als die Hälfte des durchschnittlichen globalen Temperaturanstiegs von 1951 bis 2010 auf den von Menschen verursachten Anstieg von Treibhausgaskonzentrationen im Zusammenwirken mit weiteren von Menschen verursachten Faktoren zurückgeht.

• Die Konzentration von Kohlendioxyd, Methan und Stickodyden in der Erdatmosphäre sind auf seit 800.000 Jahren nicht erreichte Werte gestiegen. Die CO2-Konzentration ist um 40% höher als in vorindustrieller Zeit, die von Methan sogar um 150%. Die Ozeane haben etwa 30% des von Menschen verursachten CO2-Ausstoßes aufgenommen und sind dadurch saurer geworden.

• Seit 1950 werden Veränderungen bei extremen Wetter- und Klimaereignissen beobachtet. Die Zahl kalter Tage hat weltweit “sehr wahrscheinlich” ab-, die heißer Tage zugenommen. Über Europa, Asien und Australien hat die Zahl der Hitzewellen “wahrscheinlich” zugenommen.

Es ist mittlerweile “sehr wahrscheinlich”, dass menschlicher Einfluss zu den weltweit beobachteten Änderungen bei Häufigkeit und Intensität extremer Hitze seit Mitte des 20. Jahrhunderts beigetragen hat, und “wahrscheinlich”, daß menschengemachte Faktoren in manchen Gegenden die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Hitzewellen mehr als verdoppelt hat.

• “Wahrscheinlich” haben menschengemachte Einflüsse seit 1960 den globalen Wasserkreislauf verändert. Menschengemachte Einflüsse haben zur steigenden Sättigung der Atmosphäre mit Feuchtigkeit beigetragen, zur weltweiten Veränderung von Niederschlagsmustern, zur Verstärkung heftiger Niederschläge über Land sowie zu Veränderungen im Salzgehalt der Meere (“sehr wahrscheinlich”).

• In den mittleren Breiten der Nordhalbkugel haben Niederschläge über Land seit Anfang des 20. Jahrhunderts zugenommen. Zahl und Ausmaß von starken Regenfällen in Europa und Nordamerika haben “wahrscheinlich” zugenommen.

• Das oberflächennahe Wasser der Ozeane hat sich seit 1971 in jedem Jahrzehnt um 0,11° C erwärmt.
Gebietsweise Veränderungen im Salzgehalt beweisen indirekt, daß sich auch Niederschläge und Verdunstung über den Meeren verändert haben.
Daß ein substantieller Anteil der Erwärmung der Meere seit den 1970er Jahren auf von Menschen verursachte Faktoren zurückgeht, hält der Bericht des IPCC für “sehr wahrscheinlich”.

• In den beiden letzten Jahrzehnten haben die Eisdecken über Grönland und der Antarktis an Masse verloren. Der Verlust an grönländischem Inlandeis stieg von 34 Gigatonnen jährlich im Zeitraum 1992-2001 auf 215 Gigatonnen jährlich in den letzten zehn Jahren. In der Antarktis stieg die Abnahme von 30 Gt/Jahr auf 147 Gt/Jahr im selben Zeitraum.
Fast weltweit schrumpfen die Gletscher immer schneller. Ihre Abnahme betrug seit 1971 durchschnittlich 226 Gt pro Jahr, im Zeitraum von 1993 bis 2010 aber schon 275 Gt/Jahr.
Die feste Eisdecke über dem Nordpol verliert seit 1979 in jedem Jahrzehnt zwischen 3,5 und 4,1% ihrer Ausdehnung. Die auch im arktischen Sommer bestehende Eisdecke, das “ewige” Eis, schrumpft sogar zwischen 9,5 und 13,6 Prozent pro Dekade, was einem Verlust von bis zu einer Million Quadratkilometern in zehn Jahren entspricht. Das ist dreimal die Fläche Deutschlands.

Von Menschen verursachte Einflüsse haben “sehr wahrscheinlich” zur abnehmenden Vereisung der Meere seit 1970, zum Rückzug der Gletscher seit den 1960er Jahren und zum Schmelzen des Inlandeises in Grönland seit 1993 beigetragen.

• Mit “großer Sicherheit” ist der Meeresspiegel seit Mitte des 19. Jahrhunderts stärker angestiegen als in den 2000 Jahren zuvor. Es ist “sehr wahrscheinlich”, dass menschliche Faktoren seit den 1970er Jahren substanziell am weltweiten Ansteigen des Meeresspiegels beteiligt sind.
Im Vergleich zum Jahr 1900 steht er jetzt fast 20 Zentimeter höher, und auch die Anstiegsrate steigt: Im Gesamtzeitraum betrug sie 1,7 mm pro Jahr, in den letzten zwanzig Jahren hat sie sich auf 3,2 mm/Jahr erhöht.

Demnächst ein paar Worte zu den Aussichten von Morgen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 15. November 2013
Schöne Aussichten für die Enkel. Fortsetzung

• Eine bereits eingetretene, sehr wahrscheinliche Folge des weltweiten Klimawandels sind die sintflutartigen Regenfälle, die in den letzten Jahren zunehmend auftraten. Man denke nur an die Überflutung weiter Teile Pakistans 2010 zurück. 2011 war Neuseeland an der Reihe. “Innerhalb eines Tages fielen 450 Millimeter Niederschlag! Das hatte auch mit der wärmeren und feuchteren Atmosphäre zu tun”, sagt Peter Stott, der an einer Studie über die Ursachen dieser Starkregenfälle in Neuseeland beteiligt war. “Wenn sich die Atmosphäre erwärmt, was sie im Zuge des Klimawandels tut, kann sie auch mehr Wasser aufnehmen - und später wieder als Regen ausschütten.”

• Eine andere Folge und zugleich auch ein ihn weiter verstärkender Faktor des Klimawandels ist die Abnahme des Eispanzers in den Polargebieten. “Das mehrjährige Eis, also die Eisfläche, die den Sommer überdauert, nimmt pro Jahrzehnt um etwa 900.000 Quadratkilometer ab”, besagt der IPCC-Bericht. Das ist fast dreimal die Fläche Deutschlands. Insgesamt ist von der früheren Eisdecke mittlerweile nurmehr die Hälfte übrig. “Je mehr Eis verschwindet, desto mehr dunkler Ozean liegt frei, der mehr Sonnenenergie absorbieren kann. Dadurch verstärkt der Meereisschwund die globale Erwärmung." Und dadurch schwindet das Eis noch schneller, auch das Eis der Gletscher. "Es gibt weltweit ungefähr 200.000 Gletscher oder Eiskappen. Wenn man das alles jetzt wegschmelzen würde, lässt das den Meeresspiegel um einen halben Meter ansteigen.”

• Um 19 Zentimeter hat sich der Meeresspiegel in den letzten hundert Jahren schon erhöht, und er wird weiter steigen. "Im 21. Jahrhundert wird sich der Meeresspiegelanstieg aller Wahrscheinlichkeit nach noch einmal beschleunigen - und zwar unter allen möglichen Szenarien für die Emission von Treibhausgasen", sagt John Church von der CSIRO im IPCC-Bericht voraus. "Selbst wenn wir davon ausgehen, dass wir die Erwärmung abbremsen können, wird der Meeresspiegel schneller ansteigen. Für ein solches Niedrig-Emissions-Szenario berechnen die Computermodelle einen Anstieg bis 2100 von bis zu 61 Zentimetern. Wenn wir dagegen davon ausgehen, daß die Treibhausgasemissionen weiter rasant steigen, dürfte der Meeresspiegel bis Ende dieses Jahrhunderts sogar um mindestens einen halben, wenn nicht gar einen ganzen Meter ansteigen.” – 1 Meter, was ist das schon?
“Besonders betroffen wären die sogenannten Megadeltas - sehr niedrig gelegene Küstenregionen in denen jeweils mehr als eine Million Menschen leben. Dazu gehören die Mündungsgebiete der großen Flüsse Asiens, wie des Yangtse, des Mekong, des Ganges-Brahmaputra und des Indus. Zusammengenommen leben hier viele hundert Millionen Menschen, die alle vom Meeresspiegelanstieg betroffen sein könnten. Dazu kommen die flachen Inseln des Pazifiks die jetzt schon mit dem steigenden Pegel zu kämpfen haben. Und damit nicht genug, sagt Virginia Burkett (vom Geologischen Dienst der USA, USGS). Etwa 60 Prozent der 39 größten Städte mit einer Population von über fünf Millionen liegen in sehr flachen Küstenregionen weniger als 100 Kilometer vom Ozean entfernt. Und genau in dieser Region liegen auch 12 der 16 größten Städte der Welt, mit mehr als zehn Millionen Einwohnern."

... link (1 Kommentar)   ... comment


Schöne Aussichten für die Enkel

Aus Anlaß des Weltklimagipfels in "Coaland", wie die australische Presse anzüglich schreibt, sendet der Deutschlandfunk zur Zeit eine mehrteilige Reihe, in der die neuesten Erkenntnisse zur Entwicklung des Klimas ganz übersichtlich zusammengefaßt werden.
Daraus geht eine folgenreiche Bestandsaufnahme hervor:
• Außer den Auftragsrednern der Industrie- und Wirtschaftslobby kann eigentlich kaum mehr jemand bezweifeln, daß sich das Klima auf der Erde wandelt und daß es sich auch durch vom Menschen verursachte Faktoren ändert. Der aktuelle Bericht des Weltklimarats (IPCC) qualifiziert diesen Befund als “unequivocal”, eindeutig.
Peter Stott, Mathematiker im Klimaforschungszentrum des Britischen Wetterdienstes, erläutert den Bericht: "Der IPCC-Report liefert neue Belege dafür, daß auch Wetterextreme durch den Menschen beeinflusst werden. Die Zahl heißer Tage und Nächte hat zugenommen, und kalte Tage und Nächte sind seltener geworden. Wir sind uns heute zu über 90 Prozent sicher, daß das ohne den Klimawandel nicht so wäre. Ein Trend zu häufigeren Wetterextremen ist auf jeden Fall erkennbar. Die Welt-Meteorologie-Organisation analysierte das vergangene Jahrzehnt in einer Studie und spricht von einer ‘Dekade der Klimaextreme’."

• Global gesehen wird aber gegen den Klimawandel noch immer wenig bis nichts unternommen. Auch auf dem aktuellen Gipfeltreffen in Warschau werden keine konkreten Maßnahmen beschlossen werden, ganz im Gegenteil: Dem Ausstieg Australiens und seiner Abschaffung der CO2-Steuer wurde gerade erst von der kanadischen Regierung offiziell applaudiert (so der Wortlaut der Verlautbarung). Damit klopfen sich die beiden schlimmsten Umweltverschmutzer der Welt (auf Basis des Pro-Kopf-Ausstoßes) auch noch gegenseitig auf die Schulter. Und auf dem Gipfel in Warschau selbst hat sich mit Japan gleich die nächste reiche Industrienation offiziell vom selbstgesteckten Ziel ihrer Emissionsverringerung verabschiedet. Von den bis 2020 angestrebten 25 % sollen nun nicht einmal mehr 4 % erreicht werden.
So wird der CO2-Ausstoß weltweit nicht etwa verringert, vielmehr steigt er weiter; im vergangenen Jahr sogar stärker als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Laut der staatlichen australischen (!) Forschungsbehörde CSIRO, die bislang noch am Globalen Kohlenstoffprojekt (GCP) mitarbeitet, “ist die jährliche Zuwachsrate beim CO2 aus der Verbrennung fossiler Energieträger heute dreimal so hoch wie noch in den 90er-Jahren [...] Wenn unsere Emissionen so hoch bleiben wie im Moment, haben wir weniger als 30 Jahre, bis die zwei Grad plus erreicht sind", die als kritischer Wert gelten, über dem eine Erwärmung des Erdklimas katastrophale Folgen für uns haben dürfte.

Weiter geht es hier.

... link (0 Kommentare)   ... comment