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Montag, 16. April 2007
"I'm bored" *
Ich lese in einem modernen Klassiker der neuseeländischen Literatur: "Man alone" von John Mulgan (1939), und wenn man diesen Hemingway-Verschnitt liest, wird einem noch deutlicher, warum die kleinen Landorte der Insel so aussehen, wie sie meist aussehen, nämlich völlig öde. Hier war nie etwas los. Früher nicht und heute nicht. Geschichts- und daher gesichtsloses Einerlei. Die meisten sehen sich zum Verwechseln ähnlich: ein mehr oder weniger langer Abschnitt der Durchgangsstraße wird von den immergleichen Filialen der General Stores gesäumt, und man rechnet bald damit, daß irgendwo Lucky Luke aus dem Schatten eines Sidewalks tritt und sich eine Selbstgedrehte ansteckt.

Im Nordland fand ich bisher nur Omapere und Opononi an der Mündung des Hokianga Harbour mit der am anderen Ufer aufragenden Riesensanddüne aus der Sahara attraktiv gelegen. (Nicht zu vergessen die Meeresfrüchtepizza im Waterline Café von Kohukohu, gleich hinter dem Fähranleger. Deren Belag an Krebsfleisch, Krabben & Muscheln hätte bei Italienern für 3 Pizzen gereicht.) Dort holte uns bei Sonnenschein der erste Schauer ein. Nachfolgend gab es immer wieder tropische Wolkenbrüche, in denen alles unterging. Da die Gegend zudem immer flacher und langweiliger wurde, schenkten wir uns die lange Fahrt über den 90-Miles-Beach hinaus zur Nordspitze am Cape Reinga und fuhren gleich zur Bay of Islands an der Ostseite. Das Ineinander von Land und Meer in traumhaften Buchten ist letztlich wohl das Schönste, was die Nordinsel dem Urlauber zu bieten hat.
Der Eindruck wird auf der Fahrt entlang Doubtless, Tauranga und Matauri Bay noch einmal bestätigt.

*Bei unserem abendlichen Bad im Polynesian Spa von Rotorua räkelte sich auch eine junge Amerikanerin in ihren Zwanzigern in der warmen Lauge, die ihrem Freund und allen anderen Anwesenden die Ruhe unter dem silbernen Mond damit vergällte, daß sie aus irgendeiner Bemerkung von ihm unbedingt einen Beziehungsstreit um des Kaisers Bart anzetteln mußte, der schier kein Ende nahm. Als der Kerl endlich in allem klein beigegeben und mehrfach versichert hatte, er habe nichts so gemeint, wie sie es aufgefaßt hätte, kehrte endlich Stille ein. Für vielleicht zwei Minuten. Dann hörte sie auf, ihre lackierten Zehnägel zu betrachten, guckte ihren Freund an und sagte: "I'm booored." - Es ist unser Spruch auf dieser Reise geworden.

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