Sonntag, 15. April 2007
Die Folgen eines coitus interruptus
Als ich vor einigen Jahren an der Westküste Kanadas zum ersten Mal das Ufer des Pazifik erreichte, hörte ich dort von einem Schöpfungsmythos bei den ersten Völkern an dieser Küste, der mir sehr kurios und völlig einzigartig vorkam, weil er nämlich die Entstehung der Welt einem von ihren Kindern herbeigeführten Coitus interruptus des ersten Götterpaars zuschrieb.
Jetzt fand ich genau diesen Mythos bei den Maori wieder.
In ihrer Version lautet er folgendermaßen:
"Bevor es das Licht gab, herrschte überall nur Dunkelheit, und vor der Dunkelheit existierte nichts. Am Anfang war Te Kore, das Nichts. Dann kam Te Po, die lange, undurchdringliche, finstere Nacht. In dieser langen Nacht weilten Ranganui, der Himmel, und Papatuanuku, die Erde, in nicht endender, inniger Vereinigung. Sie bekamen viele Nachkommen, doch die besaßen noch keine menschliche Gestalt, und sie lebten in der Dunkelheit, denn ihre Eltern waren ewig vereint.. Der Himmel lag auf der Erde, und kein Lichtstrahl paßte zwischen sie.
Nach und nach wurden die Kinder die ewige Dunkelheit leid, und sie überlegten, was zu tun sei. Lange besprachen sie sich, und schließlich sagte der wildeste von ihnen, Tumatauenga, der Hüter des Krieges: 'Laßt sie uns töten!'
Doch Tanemahuta, der Hüter des Waldes, erwiderte: 'Nein, nicht so. Es ist besser, sie voneinander zu trennen und den Himmel hoch über uns und die Erde unter uns zu haben. Der Himmel soll uns fremd sein, aber die Erde soll uns eine nährende Mutter sein.'
Den meisten anderen erschien das klug. Nur einer, Tawhirimatea, der Hüter des Windes und der Stürme, war nicht einverstanden. Er schwieg verbissen und hielt den Atem an. Während dessen versuchte einer nach dem anderen vergeblich, die Eltern auseinanderzubringen. Tumatauenga hackte in die Sehnen von Vater und Mutter, daß sie zu bluten begannen. Daher stammt die rote Erde oder Ocker, die heilige Farbe. Doch selbst der fürchterliche Gott des Krieges vermochte die beiden nicht gewaltsam zu trennen. Da begann Tanemahuta mit der Langsamkeit des Kauri zwischen ihnen zu wachsen. Er stemmte die Füße und die Schultern ein, und langsam, langsam, aber mit der unaufhaltbaren Kraft des Wachstums schuf er Raum und Abstand zwischen seinen Eltern, bis endlich der erste Lichtstrahl zwischen ihnen hindurchfiel, und es hell wurde in der Welt."
Die Maori auf Neuseeland und die Indianer British Columbias lebten isoliert mehr als 12.000 km voneinander entfernt an den entgegengesetzten Enden der größten Wasserfläche dieser Erde, und doch teilen sie beide diese absonderliche Schöpfungsgeschichte.
Jetzt fand ich genau diesen Mythos bei den Maori wieder.
In ihrer Version lautet er folgendermaßen:
"Bevor es das Licht gab, herrschte überall nur Dunkelheit, und vor der Dunkelheit existierte nichts. Am Anfang war Te Kore, das Nichts. Dann kam Te Po, die lange, undurchdringliche, finstere Nacht. In dieser langen Nacht weilten Ranganui, der Himmel, und Papatuanuku, die Erde, in nicht endender, inniger Vereinigung. Sie bekamen viele Nachkommen, doch die besaßen noch keine menschliche Gestalt, und sie lebten in der Dunkelheit, denn ihre Eltern waren ewig vereint.. Der Himmel lag auf der Erde, und kein Lichtstrahl paßte zwischen sie.
Nach und nach wurden die Kinder die ewige Dunkelheit leid, und sie überlegten, was zu tun sei. Lange besprachen sie sich, und schließlich sagte der wildeste von ihnen, Tumatauenga, der Hüter des Krieges: 'Laßt sie uns töten!'
Doch Tanemahuta, der Hüter des Waldes, erwiderte: 'Nein, nicht so. Es ist besser, sie voneinander zu trennen und den Himmel hoch über uns und die Erde unter uns zu haben. Der Himmel soll uns fremd sein, aber die Erde soll uns eine nährende Mutter sein.'
Den meisten anderen erschien das klug. Nur einer, Tawhirimatea, der Hüter des Windes und der Stürme, war nicht einverstanden. Er schwieg verbissen und hielt den Atem an. Während dessen versuchte einer nach dem anderen vergeblich, die Eltern auseinanderzubringen. Tumatauenga hackte in die Sehnen von Vater und Mutter, daß sie zu bluten begannen. Daher stammt die rote Erde oder Ocker, die heilige Farbe. Doch selbst der fürchterliche Gott des Krieges vermochte die beiden nicht gewaltsam zu trennen. Da begann Tanemahuta mit der Langsamkeit des Kauri zwischen ihnen zu wachsen. Er stemmte die Füße und die Schultern ein, und langsam, langsam, aber mit der unaufhaltbaren Kraft des Wachstums schuf er Raum und Abstand zwischen seinen Eltern, bis endlich der erste Lichtstrahl zwischen ihnen hindurchfiel, und es hell wurde in der Welt."
Die Maori auf Neuseeland und die Indianer British Columbias lebten isoliert mehr als 12.000 km voneinander entfernt an den entgegengesetzten Enden der größten Wasserfläche dieser Erde, und doch teilen sie beide diese absonderliche Schöpfungsgeschichte.
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