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Montag, 2. April 2007
Bruecke ins Nichts


Frueh wach, um 4.30 h. Immer noch nichts los in Pipi. Einmal in Joes Creek gepinkelt. Dann warten aufs Hellwerden, das erst spaet kommt, denn es ist bedeckt, Wolkenfetzen in den Haengen.
Um 11 Uhr schiessen wir mit einem Jetboat den Wanganui hinauf. Die Ufer beiderseits steil aus "Papa", einem weichen Sandstein. Darueber dichter Regenwald. Darueber, passend, Regen.
Durch die Geschwindigkeit des Boots sogar prasselnder Regen, der bald beweist, dass mein 14 Jahre alter Anorak nicht mehr dicht ist. Der Fahrtwind kuehlt zusaetzlich.
Das Boot prescht durch Stromschnellen, immer hoeher ragen die Uferwaende auf, immer schneller schiessen sie vorbei. Tunnelblick. Ein dichter, dunkelgruener Tunnel aus Urwald. Wie auf Eis schlittert das Boot um die Flussschlingen. Ein paar kleine Kormorane mit weisser Brust fliegen auf. Das Boot droehnt durch die Stille, fegt um treibende Staemme oder aus dem Wasser ragende tote Baeume. Irgendwann taucht ein flacher gespaltener Fels am Ufer auf, der Fahrer treibt das Boot mit Vollgas hinauf, bis der Bug festsitzt. Wir sind gelandet.
Es folgt ein kurzer, nasser Spaziergang durch den dampfenden Regenwald. Der Regen versiegt allmaehlich, der Dampf steigt weiter auf. Um uns Gewaechse, die wir als Baeume identifizieren; genauer geht nicht. Subtropischer Rata-Wald auskunftet mein Baumfuehrer. Die meisten Arten scheinen aber der uralten Familie der Podocarpeen anzugehoeren: Hohe Rimubaeume, Totaras, die eher Nadeln als Blaetter haben, und Mahoewao mit kleinen Fruechten wie Pfeffer. Noch bluehend wie weisse Budleija: Kamahi; an Drachenbaeume erinnernd: Cabbage trees und v.a. immer wieder Baeume von Pflanzen, die bei uns gar keine Baeume sind: Farnbaeume, etliche Meter hoch und mit ihren weit ausladenden Wedeln grosse hellgruene Schirme bildend. (Die Spirale ihrer sich entrollenden Wedel, Koru, ist den Maori Symbol fuer ewige Erneuerung des Lebens und Harmonie.)
Ein besonderes Merkmal des neuseelaendischen Waldes ist, wie fast lichtdicht seine Wipfel ein geschlossenes Dach bilden. Manuka z.B., bei uns als Teebaum bekannt, erinnert in seiner Wuchsform oft an ueberdimensionalen Broccoli.
Irgendwann biegen wir um einen Felsvorsprung und starren auf ein Stueck Asphalt: die Auffahrt zu einer Bruecke. Ohne jegliche Anbindung mutterseelenallein im Urwald. In einem Strebebogen ueber eine tiefe Schlucht gewoelbt. Am anderen Ende wieder Urwald. Die Bruecke ins Nichts.

1917 vergab die Regierung hier Land fuer ein Siedlungsprojekt. Die Pioniere kamen mit dem schmalen Raddampfer, der heute vor dem Museum von Wanganui liegt, rodeten den Wald, saeten und bauten schon mal die Bruecke fuer die ihnen zugesagt Strasse, die aber nie kam. Der Urwaldboden erwies sich als zu duenn und arm fuer einen Anbau, die Weltwirtschaftskrise von 1929 ruinierte auch die Wollpreise, 1942 zog der letzte bankrott wieder fort. Die Bruecke blieb. Den Rest holte der Dschungel.

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