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Sonntag, 21. April 2013
Vaison-la-romaine und die Grafen von Toulouse

Wir verabschieden uns für diesmal von Frankreich mit ein paar Bildern von einem Rundgang durch die Altstadt von Vaison-la-Romaine, das schon die Römer mit ihrem geübten Blick für beherrschende Lagen gründeten. Durch die Brücke, die sie über die schnell strömende Ouvèze mit ihren gefürchteten Hochwassern schlugen, wurde der Ort zum Kreuzungspunkt ihrer Straßen und hatte mehr Einwohner als heute. Möglicherweise wurde Tacitus hier geboren.
Zur Zeit der Kreuzzüge waren die weit ausgreifenden Grafen von Toulouse auch Markgrafen der Provence und quasi unabhängige Herrscher des Languedoc. Als solche mußten sie sich in einer Zweifrontenstellung gegen die Könige von Aragon und von England behaupten, an deren aquitanische Besitzungen Toulouse grenzte. Um sich den Brückenzoll zu sichern und die weltlichen Machtansprüche des Bischofs von Vaison zu beschneiden, ließ Graf Raymond V. von Toulouse am höchsten Punkt über der Stadt eine Burg errichten.
Sein Sohn Raymond VI. geriet nicht nur durch seinen Lebenswandel und seine recht unbeschwerte Heirats- und Mätressenpraxis in Gegensatz zu den moralischen Ansprüchen der katholischen Kirche an einen frommen und gottesfürchtigen Fürsten. Als im Jahr 1193 die englische Königin und Gemahlin von Richard Löwenherz, Berengaria von Navarra, mit großem Gefolge vom Kreuzzug nach Aquitanien zurückkehrte, befand sich in ihrem Hofstaat auch Bourgogne de Lusignan, die erste Tochter König Amalrichs I. von Zypern. (So kreuzen sich die Wege.) Raymond entbrannte so schnell und heftig für sie, daß er seine zweite Frau unter dem Vorwand, sie hänge der Sekte der Katharer an, verstieß und Bourgogne heiratete.

Die Römerbrücke in Vaison

Für das hohe Ziel eines Ausgleichs mit dem englischen Königshaus mußte die Prinzessin von Zypern jedoch nur drei Jahre später schon wieder vor einer neuerlichen Heirat Raymonds, diesmal mit Johanna, der Schwester Richard Löwenherz’, zumindest offiziell weichen. Die Ehe mit der bereits verwitweten, über dreißigjährigen Engländerin war rein politisch motiviert. Wegen der langjährigen Spannungen mit den Plantagenets zeigte der tolosanische Adel der Engländerin die kalte Schulter und empörte sich nach Ablauf der inzwischen anscheinend obligatorischen drei Ehejahre gegen sie. Raymond ließ sie im Stich, und Johanna floh zu ihrer berühmten Mutter Eleonore von Aquitanien. Noch im selben Jahr 1196 starb sie in der Abtei von Fontevrault, der Grablege der Plantagenets, an den Folgen einer Geburt.
Graf Raymond ließ um dieselbe Zeit den hölzernen Turm seines Vaters in Vaison durch einen steinernen Donjon ersetzen, denn an vielen Orten in seinem Herrschaftsbereich hatte er sich mit den örtlichen Potentaten der geistlichen Macht angelegt. 1195 wurde er deshalb erstmals vom Papst exkommuniziert. Erst zwei Jahre später nahm ihn das geistliche Oberhaupt der Christenheit gegen das Gelübde einer Pilgerfahrt ins Heilige Land wieder in die Gemeinschaft der Gläubigen auf. Doch weder löste Raymond sein Gelübde jemals ein, noch ließ er sich von Papst Innozenz III., dem Erfinder der Inquisition (und offiziellen Vormund des noch kleinen Stauferkaisers Friedrich II.), für die Verfolgung der als Ketzer verdammten Katharer einspannen.

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