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Donnerstag, 2. Mai 2013
Verdächtiger Hoeneß in Barcelona gesehen

O ja, für ein deutsches Fußballherz waren die beiden letzten Abende sehr vergnüglich und erhebend, daran kann es ja gar keinen Zweifel geben, auch wenn man nicht gleich in den Jubelchor einstimmt, der jetzt von Ex-Barcelona-Spieler Gary Linekers Smartphone (“We're witnessing the beginning of the end of an era for Barca, and the end of the beginning of an era for Bayern”) über die katalanische La Vanguardia bis zur Titelseite der französischen Sportzeitung L’équipe: “Sprechen Sie Deutsch?” den Anbruch einer neuen Ära im europäischen Fußball verkündet. Ausgerechnet das englische Hetzblatt The Sun entdeckt Bayern und Westfalen auf einmal als "angelsächsische Cousins".
Von der Kritikfähigkeit der spanischen Presse könnten sich unsere “BLÖD-Zeitung” & Co. für die Zukunft dagegen mehrere Scheiben abschneiden. Da wird schonungslos mit der eigenen Mannschaft ins Gericht gegangen: “El Barça, humillado y fuera de Europa” (sport.es), und die eindeutige Überlegenheit des Gegners klar anerkannt: “Intensos, rápidos, precisos, profundos. Los alemanes no perdían el tiempo, no protestaban al árbitro, no hacían ni una sola concesión a su rival.” (La Vanguardia) “Seguramente el Bayern es el mejor equipo de la competición. Pero eso no justifica su aplastante superioridad ante los azulgranas” (sport.es)

So gut und so viel zum Sportlichen. Aber dann haute Bayern-Trainer Heynckes nach dem ganzen verdienten und berechtigten Lob seiner Mannschaft in der Pressekonferenz gestern Abend einen fatalen Spruch raus:

“Wir haben besonders auch für Uli Hoeneß gespielt.”

Wie bitte? Wie weit darf die unverfrorene, schulterklopfende Verharmlosung von Wirtschaftskriminalität durch millionenschwere Kumpane Kumpel eigentlich noch gehen?

Überhaupt habe ich mich mit vielen anderen gefragt, wie es sein kann, daß ein Herr Hoeneß gestern in Barcelona auf der Tribüne saß.
Der Mann sitzt doch nur gegen Hinterlegung einer gewaltigen Kaution nicht in Untersuchungshaft im Knast. Wieso durfte er da seinen Wohnsitz und gar das Land verlassen?
Womöglich ist die Bundespolizei am Münchener Flughafen eher zum Salut angetreten und hat dem Verbrecher noch die Tür zur Ausreise aufgehalten. So viel mal wieder zum Thema “Gleiches Recht für alle.”

Da der frühere Großkotz und Würstchenmacher Hoeneß selbst nicht den Anstand und die Haltung hat, augenblicklich von seinen Posten zurückzutreten, sondern auf einmal in der Öffentlichkeit weinerlich den unschuldigen Spielsüchtigen mimt wie ein beim Klauen ertapptes, heulendes Kind, müßte ihn doch wenigstens die Vorstandsclique des FC Bayern umgehend suspendieren. Aber nein, Rumenigge posiert ostentativ auf der Tribüne mit ihm, und Beckenbauer legt Heynckes in der Bild-Zeitung den Rücktritt nah, nicht aber seinem Spezi Hoeneß.
Ich glaube nicht, daß sich Klopp & Co. in einem analogen Fall beim BVB grundsätzlich anders verhalten würden, aber wie die Dinge gerade liegen, werde ich ihnen am Samstag und vor allem am 25. Mai die Daumen drücken.

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