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Montag, 26. September 2011
München
Wenn irgend etwas richtig zueinander paßt, dann ist es München und die Vereinsführung des FC Bayern. In München möchte man so gern “die nördlichste Stadt Italiens” sein, und bringt es doch nur zur Physiognomie und dem Verhalten eines Hoeneß. In Krachledernen. Die nicht nur zum Wiesnzeit-Fasching getragen werden, habe ich mir sagen lassen.
Aber egal, was du trägst, der Blick des Münchners und der Münchnerin wandert von ihrem Wirtshausstuhl grundsätzlich erst einmal wie ein Scanner von unten, den Schuhen, bis ganz nach oben und zurück, und dabei wird sofort überschlägig geschätzt, was die Klamotten in etwa gekostet haben, die du am Leib trägst. Das Ergebnis kannst du unmittelbar an den Mundwinkeln ablesen.



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Das mit der Wies’n
dürfen Sie aber nur schreiben, weil hier nur die Modellmünchner von außerhalb mitlesen. Beim echten heißt das Wiesn. Aber der geht ohnehin nicht in der Faschingsdirndlmaschkera dorthin.

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Sehen Sie,
da haben wir's wieder, der Münchner tut halt so, gibt sich zum Beispiel gern locker bis salopp, als wär' ihm "eh alls wurscht", "des paßt scho", aber in Wirklichkeit achtet er ganz genau auf die Kleinigkeiten. Wer nicht die Absonderlichkeiten seiner Schreibweisen und Dresscodes beachtet, wird gleich ausgesondert und schief angesehen.
Bei der obligaten Grußformel fängt es schon an. Ich meine, welcher verstandesbegabte Mensch trägt anderswo anderen gleich zur Begrüßung auf, einen Gott zu grüßen? Wer das in München aber nicht tut, wird sofort als unbayerischer Fremdling ("Preiß" bis "Saupreiß") selektiert. Dabei tut der Bayer ja auch sonst gern alles, um dem Zugereisten Eingewöhnung und gar Anpassung schwer bis unmöglich zu machen. Oder glauben Sie, außerhalb Bayerns könne ein Mensch auseinanderhalten, wann der Freistaat zu seiner und der Bezeichnung seiner Sprache, Bewohner etc. ein "bayerisch" und wann ein "bairisch" fordert? Das ist nichts anderes als eine Fallgrube, in die selbst der bemühteste Zugereiste trotz "Grüß Gott"-Mimikry irgendwann tappt, worauf er sofort als letztlich eben doch nicht Dazugehöriger identifiziert und ausgegrenzt werden kann.
Ich frage mich, wozu die Münchner das überhaupt nötig haben, wenn sie doch eigentlich so locker, jovial, überlegen, weltoffen zu sein glauben? (Daß der vulgäre Kölner gegenüber seinen "Immis" so jett nödisch hätt, überrascht ja niemanden.) Vielleicht liegt letztlich ein phylogenetischer Minderwertigkeitskomplex zugrunde, weil die Bayern es eben als Geburtsmakel ansehen, daß gerade ihr Stamm sein Entstehen einer ganz schrecklichen und erst spät vonstatten gegangenen Vermischung von keltischen (!) Boiern, Provinzialrömern und Nachfahren der suebischen (!) Markomannen zu verdanken hat. Die Ausgrenzerei setzt sich bei ihnen jedenfalls ad infinitum ins Mikrokosmische fort. Da steht eh der Bayer (nicht Bair?) gegen den Nichtbayern, der Oberbayer gegen den Niederbayern und schon gar gegen den (Ober-)Franken und den Schwaben (besonders den im eigenen Land), der Münchner gegen den Wald-und-Wiesn-Bayerndepp vom Land, der "echte" Münchner gegen den "Modellmünchner" und bestimmt auch noch der Schwabinger gegen den Rest der Welt und vor allem gegen den zugezogenen Neu-Schwabinger...
Meine urbayerischen Gewährsleute übrigens gehen sehr wohl zur Wiesn, und sie tun's auch in Dirndl und Lederhosn, aber sie gehen am Vormittag dorthin, "wie's der richtige Münchner eh tut, gell".

P.S.: Sehen Sie sich auf dem Foto oben mal auf der Markise von "Original Steindl" die Schreibung von "Wies'n" an! Aber ich entferne bereitwillig das überzählige Apostroph.

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Was glauben Sie,
was ich als Nichtmünchner beinahe drei Jahrzehnte habe leiden müssen unter den Maß- und Sprachregelungen im südlichen Freistaat?! Nun räche ich mich. Wenn's den Falschen trifft, ist mir, bei dem die permanenten Impfungen offensichtlich verspätet Wirkung zu zeigen scheinen, das schlicht wurscht.

Den Bair, so wurde ich einmal belehrt, gäbe es nur im Oberbayerischen; aber auch auf diese Weise wird's erklärt. Grad so wias paßt.

Der Falschschreiber ist bestimmt a eingschmackter Preiß, vielleicht sogar ein japanischer, wie der deutsche Wirtschaftsminister. Oder es bestätigt sich einmal mehr, daß es gar keine Bayern mehr gibt. Denn nahezu alle schreiben mittlerweile Wies'n und nicht, wie sich's gehört: Wiesn. Es kann aber auch mit der Internationalisierung, mit der Genitivapostrophierung durch die Reform des Deutschen zu tun haben.

Auch ich hatte einen Freund (selig), einen Fischhändler, der unbedingt einmal jährlich von Husum aus auf dem Motorrad zu dieser Zeit nach München aufbrechen mußte. Er war von mir sprachlich eingewiesen worden, wie das richtig heißt. Kurz danach nahm er sich das Leben.

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Mein lieber Stubenzweig,
Sie setzen aber makabre Schlußpointen! Ansonsten dürfen Sie sich für ihre Leidensjahre in Bayern gern nach Herzenslust auch hier revanchieren. Mein Buckel ist angesichts der neuen Unübersichtlichkeit auf dem Feld der deutschen Rechtschreibungen immer breiter und unempfindlicher geworden.

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