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Donnerstag, 27. Januar 2011
Kleine Nummernrevue der BM Vg.
Werte Herrn!
Das Thema scheinen Sie recht vergnüglich zu finden (und das könnte es ja auch sein, wenn’s nicht...), aber ich muß den Pathologen fragen, ob er vor lauter Spaß an der Freud nicht, flutsch, in einen anderen Bildbereich gerutscht oder gekalauert ist. Guido W. in einem Gestüt? Da dürfen Sie sich wirklich wegen der Nachzucht sorgen. Prompt fielen Monsieur Stubenzweig alte Schwulitäten der Generalität ein, die aber doch gar keine waren, oder? Dabei trug der damals amtierende Verteidigungsminister über seinen stets penibel korrekten Anzügen die fleischfarbene Badekappe so pingelig auf Hochglanz poliert, daß einen schon mal der Gedanke beschleichen konnte, der Herr Minister W. habe mit dem Abschuß des Generals vor allem jeglichen Verdacht in ähnlicher Richtung von sich ablenken wollen. Aber er war so militärgeil, daß er, obwohl Jahrgang ‘34 und damit um die Pflicht zu dienen herumgekommen, freiwillig die Ausbildung zum Reserveoffizier und den Führerschein für Kampfjets machte. Als Kohl ihn nach der Affäre Kießling weglobte, wurde er selbst noch General(sekretär) der NATO und erteilte ihr den ersten Kampfeinsatz ihrer Geschichte: vier serbische Jets ließ er vom Himmel ballern.
Ja, ja, stramme Jungs hat der jetzige BMVg als Vorgänger gehabt – obwohl stramm war sein direkter Landsmann unter den Vorgängern ja nicht, eher schwammig wie ein aufgegangener Kefirpilz. Dafür kaufte er massenweise ebenso bleistiftschlanke wie fluguntaugliche “Starfighter”. Und war hinterher um einiges reicher, aber höchstens 10 Millionen Dollar. Doch das hatte mit der Lockheed-Affäre nichts zu tun. Jedenfalls nicht nachweislich.
Der Helmut Schmidt, ja, der war ja auch mal Verteidigungsminister, gehört zwar nicht unbedingt zu den vom alten Fritz so geliebten “langen Kerls”, aber ganz schön forsch und schneidig konnte der schon auftreten. Und der Leber, Schorsch? Na ja, der Mann hatte vorher wenigstens was Anständiges gelernt, war ein grundsolider Maurer und hatte den Krieg als einfacher Soldat mitgemacht. Von dem fühlten sich die Soldaten verstanden und wünschten ihm ein langes Leben. Letzten Herbst ist er 90 geworden. Ich glaube, der gerade vorübergehend amtierende Verteidigungsminister zu G. muß im Leberschorsch so etwas wie seinen Antipoden sehen: Herkunft aus der Arbeiterschaft, einfacher Maurer, Gewerkschafter, Sozialdemokrat, wenn auch rechter – da verzieht der schwerreiche CSU-Landadelige doch nur angewidert die ohnehin schon hängenden Mundwinkel. Aber eins sage ich Ihnen: so wie der zu G., selbstinszeniert als Drachentöter mit seiner Creamhilled zu Füßen, hätte sich der Leberschorsch nie ablichten lassen.

P.S.: Lieber Herr Terra, könnte ich mit spitzer Zeichenfeder umgehen, würde ich Ihr freundliches Angebot vielleicht annehmen, aber in zeichnerischer Hinsicht sind an mir Hopfen und Malz verloren. Die besten Karikaturen von sich liefert der von und zu G. meiner Meinung nach sowieso selbst.

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Hochachtungsvoll
verneige ich mich. Die Verteidungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland in siebenundzwanzig Zeilen. Alles wesentliche steht geschrieben, mit dem für den zeitlosen Leser erforderlichen Mut zur Lücke, aber auch mit dem fernab jeder Objektivität. So werden Nachrichten zur Unterhaltung. Brauchen wir Qualitätsjournalismus?

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