Erstaunlich unaufgeregt, fast unbemerkt, als hätte sie sich leise angeschlichen. Auf dem frischen Asphaltband käme man mit genügend Wasser und Benzin in den Tanks wohl völlig unbehelligt hindurch. Mit eingeschalteter Klimaanlage würde sie vor den getönten Scheiben vorbeispulen wie einer der zahllosen langweiligen Dokumentarfilme auf Discovery Channel. Aber ein bisschen wollte ich mich schon von ihr behelligen lassen. Dafür war ich schließlich hierher gekommen. Doch hatte ich mir genügend Respekt angelesen, um nun nicht einfach aufs Geratewohl irgendeiner Fahrspur in die Wahiba-Sande zu folgen, in denen Thesiger immerhin auf die berüchtigten Treibsande der Umm al-Samim gestoßen war. “Ich war der erste Europäer, der sie sah. Den weißen Boden aus feinem Gipsstaub bedeckte eine sandbestreute Salzkruste. Weiter draußen ließ lediglich eine um weniges dunklere Färbung der Oberfläche den Sumpf erkennen, der darunter drohte. Ich tat einige Schritte nach vorn, aber Staiyun legte die Hand auf meinen Arm und sagte: ‛Geh nicht weiter! Es ist gefährlich!'”
Als wir in einer kleinen Oasensiedlung von der Hauptstraße abbogen, folgte uns ein betagter Pickup, der sogleich begann, mit der Lichthupe Zeichen zu geben, sobald wir den Ort hinter uns hatten. Soll er doch überholen, dachte ich und ließ mich nicht beirren. Nach wenigen Kilometern blinkte er wieder, scherte aus, überholte und wurde dann langsamer. Ein brauner Unterarm winkte aus dem Seitenfenster abwärts.
“Ein Polizeiauto ist das definitiv nicht”, sagte ks. misstrauisch.
“Nein. warten wir ab, was sie von uns wollen.”
Wir rollten aus, und aus dem blauen Pickup stieg ein wie ein Bauer gekleideter Mann in einer ziemlich schweißdunklen Dischdascha und einem nachlässig gewickelten Turban. Ich ließ das Seitenfenster herab.
Er trat heran und streckte mit einem ruhigen “Salam alejkum” die Hand zum Fenster herein. Ich ergriff sie mit einem Gegengruß, und er fragte in sehr gutturalem Englisch: “You go Wahiba Sands?”
“Yes.”
“You better not go this way. Bad road. Very bad. Leading nowhere. Only sand. No road. Very bad. You better go back. Take other road.”
Der nette Mann war uns also eigens nachgefahren, um uns vor einem gefährlichen Abstecher zu warnen. Welche Aufmerksamkeit Fremden gegenüber! Ich überlegte kurz, wieviele Bauern wohl in Deutschland einem Auto mit fremdem Nummernschild hinterherfahren würden, das in einen Feldweg einbog, der etwa in einem sumpfigen Wiesengelände endete. Ich bedankte mich und sagte, wir wären im nächsten Ort verabredet, um mit einem Führer in die Wüste zu fahren.
“Rashid good man”, sagte der Mann zufrieden und ging wieder zu seinem Wagen, stieg ein, wendete und fuhr in einer Staubwolke zurück.
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