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Dienstag, 14. Juli 2015
Deutschland, deine Schäubles

Wie man im Hause Schäuble über das europäische Partnerland Griechenland denkt, ist nach den wie immer ganz diplomatischen Auftritten des Finanzministers kaum noch ein Geheimnis, sein Schwiegersohn, mittlerweile dank Schäuble-Seilschaft Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der baden-württembergischen CDU, hat aber in der Vorfreude des Triumphs gestern morgen einmal richtig Klartext geredet:

"Der Grieche hat jetzt lang genug genervt."

„Deutschland wird in der Weltgeschichte einmal den Ruhm des Steines haben, über den Menschen mehrfach gestolpert sind”
(Arno Schmidt: Die Umsiedler, xii)

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Montag, 13. Juli 2015
Allerlei Zerfall

Entlang ihrer Küsten hat die Halbinsel Istrien mit ihren Umrissen eines Herzens ein Collier einstmals schöner Badeorte umgelegt, von Izola und Piran im Norden über Umag, Novigrad und Rovinj hinab nach Pula und von dort wieder hinauf bis in die „Achselhöhle” zum ehemals mondänen k.u.k. Seebad Opatija/Abbazia mit seinen historistischen Belle-Époque-Hotels. (Warum habe ich bloß den Mann ohne Eigenschaften nicht zur Hand?!) Doch diese Ära, der eigentlich nur übriggebliebene Aristokraten und damalige Industrialisierungsprofiteure eine Träne nachweinen sollten, ist vor langer Zeit ziemlich katastrophal zu Ende gegangen, und es folgten ganz andere, bescheidenere Zeiten, die das Bild an der Küste heute noch prägen. Kroatiens heutige Umrisse auf der Landkarte sehen ziemlich nackt und gefleddert aus: zwei Lungenflügel und ein Herz. (Wenn man so will, ist es das, was sich die Kroaten aus dem zerstückelten Leib Jugoslawiens herausgerissen haben.)
Es wird immer noch vom fortschreitenden Prozeß der europäischen Einigung geredet; über die Rückschläge breitet man gerade jetzt lieber Schweigen. Die Explosion Jugoslawiens ist aber doch der Fall eines auseinanderbrechenden europäischen Staats gewesen, und ebenso wie die mitteleuropäische Vielvölkerunion Habsburg-Österreich-Ungarns am Ende des Ersten Weltkriegs zerlegt wurde, fliegt bald vielleicht auch die Europäische Union von heute auseinander, und unser kleinlich rachsüchtiger und rechthaberischer deutscher Volksschullehrer mit dem großen Zeigestock zum Strafen, i.e. Finanzminister, ist der, der unter dem Beifall der Finnen, Slowaken und Niederländer als Erster das Streichholz an die Zündschnur hält. Die Spaltung der EU in Süd- und Nordländer ist auf den Gipfeltreffen dieses Wochenendes unübersehbar geworden, hat selbst der EU-Obere Martin Schulz vorhin im Deutschlandfunk zugegeben.

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Donnerstag, 9. Juli 2015
Ein Sonntagmorgen in...

Sonntagmorgen um sieben, nein, nicht in Griechenland, aber ein Stückchen weiter südlich als Piran liegt sie schon, die Colonia Pietas Iulia Pola, die dem vielleicht illyrischen Stamm der Histrier nach einer Niederlage im Jahr 177 v.u.Z. von den Römern abgenommen wurde. Die bis heute erhaltenen römischen Prachtbauten, ein dem divus Augustus geweihter Tempel und das Amphitheater, mit Platz für etwa 23.000 Menschen eins der größten, das die Römer je errichteten, stammen aus der augusteischen Kaiserzeit. Nicht nur sie überdauerten das Imperium Romanum, Pula selbst blieb noch mehr als ein halbes Jahrtausend nach dem Untergang des Imperiums (ost-)römisch. Als nach den Goten im 6. Jahrhundert slawische Stämme auf die Halbinsel Istrien einwanderten, konnten sie nämlich das befestigte Pula und andere antike Küstenstädte nicht einnehmen.
Pula blieb bis ins hohe Mittelalter, bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts nominell byzantinisch, faktisch unabhängig. Dann erkannte es vertraglich die Oberhoheit Venedigs an und baute und stellte ihm fortan seine Galeeren für dessen Flotte zur Verfügung, blieb selbst aber trotz seines großartigen Naturhafens in ruhigerem Fahrwasser. Nach dem Ende der Republik Venedig, die sich Habsburg-Österreich im Frieden von Campo Formio 1797 und auf dem Wiener Kongreß einverleibte, hatte das Städtchen nur noch weniger als 1000 Einwohner.

Etwas von dieser Verschlafenheit war noch zu spüren, als wir am Sonntagmorgen in aller Frühe durch die Gassen der Altstadt am Fuß des Stadthügels mit der Festung spazierten. Außer uns waren nur Katzen unterwegs, Stadt und Hafen schliefen noch, Klöppel und Glockenseile hingen schlaff von offenen Gewölbebögen. Manche der alten Häuser wirkten ganz schön baufällig und wenig aufgeräumt. „Wir sind eben wieder einen Schritt näher am Balkan”, kommentierte die Belgrader Vojvotkina.
Die Nase führte uns zu einer Bäckerei, die gerade geöffnet hatte. Nach und nach tröpfelten auch weitere Kunden herein, wie vor 200 Jahren neue Bürger zugezogen waren. Als Österreich infolge des sich anbahnenden Risorgimentos in Italien auf die Suche nach einem neuen Heimathafen für seine von Venedig „übernommene” Kriegsflotte ging, hatte der aus Dänemark frisch angeworbene Marinekommandant Birch Dahlerup das naheliegende Triest ins Auge gefaßt und dessen Ausbau befohlen.

Der junge Kaiser Franz Joseph aber kannte Pula von einem Besuch als 15-jähriger und „überzeugte” den Admiral von dessen Vorzügen.
1856 legten der Kaiser und seine Sissi persönlich den Grundstein für ein neues Marinearsenal in Pula. Da hatte der Däne, frustriert von den Hofintrigen in Wien und der von ihm so bezeichneten „Dornröschenschlafkrankheit“ der venezianischen Schiffsbesatzungen, längst seinen Hut genommen, und des Kaisers erst 22 Jahre alter Bruder, Erzherzog Ferdinand Maximilian, war zum Oberkommandierenden der Flotte ernannt worden.
Die Einwohnerzahl Pulas hatte sich durch die Bautätigkeiten bereits versechsfacht. In den folgenden 20 Jahren stieg sie auf 25.000 und verdoppelte sich bis 1910 noch einmal. Pula, heute kaum vorstellbar, war eine Boomtown höchsten Grades geworden. Der Hafen umfaßte inzwischen eine Reede zwischen Festland und der Insel Brioni, Liegeplätze, Arsenale, Werften, Docks, Kasernen, Marineakademie, Hydrographisches Amt mit Sternwarte, die Marinesektion des k.u.k. Kriegsministeriums und vieles mehr, alles gesichert von nicht weniger als 28 Forts rund um die Stadt. Am Ende des Ersten Weltkriegs fiel das alles samt der Flotte und ganz Istrien an die Siegermacht Italien. Pula sank zur Bedeutungslosigkeit herab und lebt, heute kroatisch, zu großen Teilen von Touristen, die von hier aus vor allem Titos ehemalige Sommerresidenz Brioni besuchen. Pula bleiben die bröckelnden Bauten, die Katzen und die barbusige Sirene am alten Rathaus, die offenherzig ein bißchen mehr vorweist als ihre gotischen Alters- und Geschlechtsgenossinnen nördlich der Alpen. Wenn sie nicht so alt wäre, hätte ich sie gern Sissi genannt.

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Montag, 6. Juli 2015
O X I

Schade, gerade wäre ich gern irgendwo in Griechenland.
Zum mehrheitlichen Nein der Griechen gegen eine fortgesetzte Unterwerfung unter die Spardiktatur der Troika sagte eine Wählerin in Athen: „Ich bin 60 Jahre alt, und genauso lange warte ich darauf, daß das griechische Volk endlich den Kopf hebt. Heute ist der Tag.”
Schade nur, daß Tsipras Varoufakis opfern mußte. Ich hätte mich einfach zu gern noch weiter an Skatspieler-Schäubles Saure-Zitronen-Gesicht erfreut, wann immer er den kompetenten und rhetorisch viel beschlageneren, aber unerträglich krawattenlosen Motorradfahrer im Ministerrang neben sich ertragen mußte.

Aber Varoufakis gibt (nicht ohne süffisanten Seitenhieb auf "some Eurogroup participants, and assorted ‘partners’") in seiner Erklärung zum Rücktritt Anlaß zu der Hoffnung, daß er der Regierung Tsipras auch ohne Amt weiterhin beratend zur Seite stehen wird und uns (und Schäuble and assorted 'partners') also noch erhalten bleibt:
"I consider it my duty to help Alexis Tsipras exploit, as he sees fit, the capital that the Greek people granted us through yesterday’s referendum... We of the Left know how to act collectively with no care for the privileges of office."

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Samstag, 4. Juli 2015
Gut behütet unter stechender Sonne

In Anbetracht der großen Hitze heute nur eine kleine Variation des Themas
"Kesse Kopfbedeckungen", diesmal eine asiatische Variante.
Leider entpuppte sich die junge Dame am Ende doch bloß als Selfiestick-Anhängerin in übertragener und buchstäblicher Bedeutung des Worts.

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Donnerstag, 2. Juli 2015
Meditatives Malen

Daß Fensterrahmen Streichen etwas derart beruhigend Meditatives hat, habe ich vorher auch nicht gewußt. Wenn erst einmal die alte Farbe abgeschliffen ist, kehrt Ruhe ein. Mit langen Pinselstrichen trage ich die Grundierung auf, das beruhigt den Herzschlag selbst in der Wärme. Anschließend die Vorstrichfarbe bei einem kühlen Gläschen Weißwein gründlich trocknen lassen.

Die leichte Seebrise hilft beidem, Genuss und Trocknung. Bald kann ich mit dem Erstanstrich beginnen; immer schön gleichmäßig und langsam in Faserrichtung streichen. Pinsel eintauchen, ein Strich auf, ein Strich ab, ein Strich auf... ab... auf... ab. Eintauchen, abstreichen, Pinselstrich auf, ab...
Am nächsten Morgen, bevor die Sonne direkt einstrahlt, der vollendende zweite Anstrich, mit kurzen Strichen quer zur Faser. Die abschließende Trocknungsphase wird diesmal mit einem leckeren, türkischen Mokka und dem zweiten Frühstück wohlwollend begleitet. Zufrieden betrachte ich mein frühes Tagwerk. Es hält sogar dem kritisch prüfenden Blick der Herzogin stand, die hier zum ersten Mal in leicht kokett verspielter Bademode im Bild erscheint. - Eigentlich könnte ich nun zur Belohnung auch eine Runde schwimmen gehen.



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Montag, 29. Juni 2015
Schwingen entfalten
Nach den Surfern kamen die Segler.
Ich muß leider gerade im Internet etwas auf Sparflamme kochen. Darum heute nur ein paar Bilder von der Segelregatta, die hier (und nicht auf der Kieler Woche) stattfand, aber die sprechen hoffentlich für sich, denn Segelschiffe gehören doch zu den schönsten je von Menschen erdachten und gebauten Fahrzeugen.
Demnächst etwas mehr dazu.

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