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Freitag, 1. Mai 2015
Noch immer frostig

Wir schreiben den 1. Mai 2015. Ein schöner, heller Morgen ganz im Westen Islands, und, ja, es liegt immer noch Schnee, und, ja, die Temperatur liegt noch immer unter dem Gefrierpunkt. Wie es um diese Zeit im östlichen Teil der Insel aussieht, kann man hier sehen. Das englischsprachige Magazin The Reykjavík Grapevine ist übrigens schon seit einer Weile die beste Zeitung in Island, bezeichnend für den traurigen Zustand der isländischen Presse.
Mit dem heutigen Eintrag beende ich meinen Bericht von der Halbinsel Snæfellsnes und kehre in die Stadt zurück.

Hier zur Untermalung für die, die's mögen, noch ein Album mit neuer DnB-Musik aus Island:



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Donnerstag, 30. April 2015
Die Natur ist.

„Die Natur, so fand ich damals, konnte man nicht beschreiben, ohne sie zu beseelen, sie mit Eigenschaften auszustatten: ein wütendes Meer, ein rätselhafter Wald, eine fröhliche Lerche. Aber die Natur hat keine Seele. Die Natur hat keine Eigenschaften. Die Natur ist."

(Johan Bargum)

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Dienstag, 28. April 2015
Steter Tropfen

Vom Berg wieder hinab ans Meer. Hier stoßen sie übergangslos aufeinander. Das eine so elementar wie das andere. Hier bieten sie sich die Stirn. Über dem Meer lockern die Wolken auf, die Sonne bricht durch und gibt Land und Wasser seine Farben zurück: Das alte Gras leuchtet strohgolden, der Ozean graublau bis flaschenglasgrün, am Himmel segelt noch Grau auf blauem Grund. Salzweiß schäumt die Gischt und wirft sich das Meer gegen die naßschwarzen Felsen, wie Sisyphos trägt es in endlosem Bemühen ab und holt sich zurück, was ihm, mit seinen Augen gesehen, gerade erst entstiegen ist.
Und der Hund sieht gelangweilt zu.

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Samstag, 25. April 2015
Der Gast(geber)

„Der Lehrer schaute zu, wie die beiden Männer zu ihm emporstiegen. Der eine war beritten, der andere zu Fuß. Sie waren noch nicht bei dem Steilhang angelangt, der zu seiner an den Hügel gebauten Schule führte. Inmitten der Steine stapften sie mühsam durch den Schnee über die unermeßliche Weite der öden Hochebene. Das Pferd strauchelte von Zeit zu Zeit. Man hörte es noch nicht, aber man sah die Dampfwolke, die dann jedesmal aus seinen Nüstern drang.
Der Tag war mit einem schmutzigen Licht angebrochen, das kaum an Stärke zunahm, als die Wolkendecke höher stieg. Um zwei Uhr nachmittags hätte man meinen können, der Tag beginne eben erst zu dämmern. Aber das war immer noch besser als diese drei Tage, da inmitten der unaufhörlichen Finsternis dichter Schnee gefallen war, während hier und da ein Windstoß an der Doppeltür des Klassenzimmers rüttelte... plötzlich dieser Schnee, ohne Warnung, ohne die entspannende Wohltat des Regens.”

So weit der Anfang von Camus kurzer Erzählung L’Hôte, deren Titel den deutschen Übersetzer zu einer Wahl zwang, mit der er die Hälfte verloren geben mußte. Für das folgende ist die englische Übersetzung von Justin O'Brien einfach besser:
„This is the way the region was, cruel to live in, even without men.
No one in this desert, neither he nor his guest, mattered.”

„Dans ce désert, personne, ni lui ni son hôte n'étaient rien.”

(Temperatur an diesem Morgen des 25. April 2015 in Island: - 5°)

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Donnerstag, 23. April 2015
Loin des hommes
@pathologe: Mit gelbem Geröll (aus Liparitlava) kann Snæfellsnes durchaus auch dienen. Habe übrigens gestern einen Film passend zur Landschaft gesehen; schon der Titel verrät es: Loin des hommes (in Deutschland: „Den Menschen so fern”), frei nach Albert Camus’ Erzählung L’Hôte aus der Zeit des Algerienkriegs. Der Film fügt vieles hinzu, was in der Erzählung gar nicht expliziert wird, und das Ende wird genau in sein Gegenteil verkehrt. Camus wäre sicher stinkwütend, wenn er noch erführe, daß man es heute anscheinend nicht mehr zeigen mag, daß ein Mensch am Scheideweg nicht die Freiheit wählt, sondern freiwillig Gefangenschaft und Hinrichtung.





Davon abgesehen ein sehenswerter Film mit guten Hauptdarstellern: Viggo Mortensen und Reda Kateb. Der beste Darsteller aber ist die Landschaft des Atlas. – So lange her, daß ich da mal rumgegurkt bin.

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Dienstag, 21. April 2015
Einfach nur völlig teilnahmslos ("Just entirely indifferent")

„This was one of the least accomodating places to which I had ever come. The sea, the stone, the night and the weather all pursued their processes and kept their habits, as they had done for millenia, and would do for millenia to follow... this was a terrain that had been thrown up by fire and survived ice. There was nothing... Nothing human. I turned east and south, straining to see if there was any flicker of light in the hundreds of miles of darkness around me... Nothing. No glimmer."

„There could have been nowhere that conformed more purely to the vision of wildness with which I had begun my journeys... But now I could not wait to leave it.
The comfortless snow-shires, the frozen rocks: this place was not hostile to my presence, far from it. Just entirely, gradelessly indifferent. – This place refused any imputation of meaning.”

(Robert MacFarlane: The Wild Places)

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Donnerstag, 16. April 2015
útnorður
Die Halbinsel ragt aus dem Land heraus nach Westen, weit in den Ozean hinein, und fast an ihrer Spitze lagert das vergletscherte Vulkanmassiv. Es ist inzwischen über den Hotspot tief in der Erdkruste hinweggerutscht, von dem Magma, das aus dem Riß im Atlantischen Rücken quillt, beiseite geschoben worden und darum abgekühlt. Vergletschert, unter einem dicken Panzer aus Eis schlafend, ruht der alte Vulkan. Sein Eismantel blitzt und strahlt manchmal wie ein Leuchtfeuer weit, weit hinaus aufs dunkle Meer. Doch oft schickt ihm das Meer Wolken, die ihn voll und ganz einhüllen, Wolken, so tief und so dicht, daß ein ganzes Bergmassiv vollständig von ihnen verschluckt wird. Man könnte an seiner Basis entlang wandern, ohne etwas von seinem Vorhandensein zu ahnen. Man läuft an ihm vorbei, stolpert durch die Lava, das Meer brandet zur Linken rauschend an die Felsen, vielleicht ist es zu sehen, vielleicht auch nicht. Wie soll man das ausmachen?



Der Himmel fällt ins Meer, das Meer schwillt, sprüht, dunstet in den Himmel. Ob er wirklich da ist, bleibt unsicher, aber das Meer ist da. Du hörst seine langen Atemzüge: lang anschwellend, dann das kurze, schäumende Ausschnaufen. Du hörst es zu deiner Linken, läßt dich davon leiten; du gehst über langgesträhntes Vorjahrsgras, das gelb und triefnaß unter dem Schnee zum Vorschein kommt, du glitschst durch aufweichende, tauende Reste von Schneefeldern, du wanderst durch Lava, hier schwarz, scharfkantig, zerklüftet, da tückisch unter Moospolstern verborgen, in die deine Schuhe bei jedem Schritt knöcheltief einsinken, manchmal auch tiefer, wenn eine Spalte darunter lauert. Aber du wanderst weiter und immer weiter, willst unbedingt die äußerste Spitze erreichen, wo das Land im Meer versinkt und nur noch endloser Ozean um dich ist, den Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht: finis terrae.

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