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Dienstag, 20. Mai 2014
Guter Fang

Ja, das Meer hat uns wieder, und wir haben das Meer, mit seinem ruhigen weiten Horizont und mit allem, was drin ist und was man mit einem Netz rausziehen kann; das prächtige Paar Rotbrassen zum Beispiel. Frühmorgens direkt vom Fischerboot gekauft.

Rotbrassen

P.S.: Einen guten Fang hat übrigens auch Burisma Holdings, nach eigenen Angaben der größte private Gasproduzent der Ukraine, gemacht: Als einen ihrer neuen Direktoren konnte die Firma jetzt Hunter Biden gewinnen. Biden, Biden? Hat man doch schon mal gehört. Ach, klar, Joe Biden, amtierender Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Robert Hunter Biden ist zufällig dessen Sohnemann. Wie jetzt, der Sohn des US-Vizepräsidenten ist Direktor der größten ukrainischen Gasfirma? -- Yes, sir.
Aber die USA setzen sich in der Ukraine natürlich nur für Freiheit & Demokratie ein.

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Donnerstag, 15. Mai 2014
Hotel Beograd

Große alte Hotels umgibt oft ein Nimbus, von dem sie lange zehren. Man denke nur an das Negresco in Nizza oder ans Raffles in Singapur. Werden sie doch irgendwann geschlossen, weht ihnen etwas Mythisches nach, das sich immer weiter von ihrer vergangenen Wirklichkeit und den langsam verschimmelnden Teppichen, einstürzenden Dächern und bröckelnden Mauern entfernt. So ergeht es auch dem Hotel Beograd an der kroatischen Westküste Istriens.

Wir kamen spätnachmittags aus den Bergen herab, die Sonne tauchte gerade unter einer dunkelgrauen Wolkendecke hervor, übergoss alles mit sonnenblumengelbwarmem Licht, die Zypressen warfen lange, bleistiftdünne Schatten. Es war trotz des nahenden Abends spürbar wärmer als oben in den Bergen. Eine Gruppe junger Leute lag in Badesachen auf der Zementplatte am Ufer, die langsam zu Strand zerbröckelte. Einer der Jungen kam gerade aus dem Wasser. Die Tropfen, die er abschüttelte, stanzten Lochreihen in den sonst makellos glatten Silberspiegel der Adria. Hinter einem mit Planen verhängten Zaun ertönte das regelmäßige ‟plopp”, ‟plopp” von Tennisbällen auf Asche, das Geräusch sterbenslangweiliger Ferienanlagen. Die Rasterfassaden einiger Betonkästen aus den frühen Achtzigern hielten förmlich Abstand und bedeckten ihre unteren Geschosse schamhaft mit fadenscheinigen Kiefernwipfeln. Ganz vorn auf der äußersten Landspitze hatte sich ein kleines, geducktes Strandcafé eingerichtet, das auf einem DDR-Campingplatz hätte stehen können. Und daneben, von einem löcherigen Bauzaun umgeben, die Herrin, die einmal die ganze Landzunge allein beherrschte. Eine kaum gegliederte, ehemals gründerzeitweiße Fassade, Mittelteil, zwei Flügel, je drei Fenster, macht neun in einer Reihe, mal drei Geschosse, macht 27, noch mal so viel auf der Seeseite. Das reicht für ein exklusives Sternehotel. Das Diadem einer umlaufenden Balustrade mit Fries auf dem Dach trug es wie eine Krone, aus der ihm noch kein Zacken gefallen war.

Wer hier in seinen guten Zeiten ein und aus gegangen sein mag? Bestimmt herrschte einmal ‟… kolossaler Betrieb. Immer ist was los. Einer wird verhaftet, einer geht tot, einer reist ab, einer kommt. Den einen tragen sie per Bahre über die Hintertreppe davon, und zugleich wird dem anderen ein Kind geboren...” Vicki Baum, Menschen im Hotel (1929) – ‟Die Drehtür als Schicksalsrad”, wie der Kritiker Werner Fuld titelte. Na ja, Joan Crawford und Greta Garbo werden nicht unbedingt durch die Drehtür des Beograd geschritten sein; nicht einmal Sonja Ziemann. Aber es war eindeutig lange das erste Haus am Platz. Bis die Kriege Jugoslawien zerrissen. Da wurde es zum Auffanglager für Flüchtlinge. Seitdem sie anderweitig eine hoffentlich dauerhaftere Bleibe gefunden haben, steht das Beograd leer und verfällt. Es heißt, die Besitzverhältnisse seien ‟ungeklärt”, denn bis zur Unabhängigkeit Kroatiens (und juristisch wohl bis heute) gehörte es Serben.
‟Gott weiß, was für Wunder Sie erwarten von so einem Hotel. Sie werden schon merken, was los ist. Das ganze Hotel ist ein dummes Kaff. Genau so geht’s mit dem ganzen Leben. Das ganze Leben ist ein dummes Kaff, Herr Kringelein. Man kommt an, man bleibt ein bisschen, man reist ab, Passanten, verstehense. –
Menschen kommen, Menschen gehen. Nie passiert etwas.“

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Samstag, 10. Mai 2014
Der Hof, der Wald, der Weg

‟... da ist noch mancher Waldrücken mit manchem Namen, sie gehen viele Meilen in die Länder fort. Einst waren die Wälder noch viel größer als jetzt... es gab noch Wölfe darin, und die Hirsche konnten wir in der Nacht, wenn es die Zeit war, bis in unsere Betten brüllen hören. Siehst du die Rauchsäule dort... diese Rauchsäulen kommen alle von den Menschen, die in dem Walde ihre Geschäfte treiben. Da sind zuerst die Holzknechte... dann die Kohlenbrenner, die Sammler... Alle diese Leute haben keine bleibende Stätte im Wald, denn sie gehen bald hierhin bald dorthin, je nachdem sie ihre Arbeit getan haben... Darum haben auch die Rauchsäulen keine bleibende Stelle... Das ist das Leben der Wälder.”

(Adalbert Stifter: Granit)

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Freitag, 9. Mai 2014
Blauer Regen

Die Blüten des Blauregens: Himmelsblau in Blütentrauben.
Wenn es sich extrahieren ließe, könnte man den Himmel trinken.

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Dienstag, 6. Mai 2014
Tief im Karst. Rakov Škocjan

Den Wagen an einem Waldweg geparkt und ins frühlingsgrüne Dickicht tauchen: Fichten, Birken, Buchen, Erlen. Unter uns ist das Rauschen eines Flusses zu hören. Wo der Hangwald etwas lichter steht, können wir zum Ufer hinab. Da fließt der Krebsfluß ruhig im Talgrund, Auwiesen, auf denen Wiesenschaumkraut blüht, frische Schilfsprossen säumen die Ufer. Ob es hier wirklich noch Flußkrebse gibt? Der Weg führt zurück in den Wald, verläuft dann auf halber Höhe parallel zum Fluß; wahrscheinlich sind die Uferwiesen oft sumpfig oder überschwemmt. Mächtige, knorrige Wurzelstränge umklammern knochenweißes Kalkgestein. Ein Kuckuck ruft. Eis und Sturm haben auch hier Wipfel geknickt, ganze Bäume entwurzelt. Manchmal liegen die Stämme quer über den Weg, manchmal bildet das Wipfelgeäst undurchdringliche Verhaue, die umgangen werden müssen. Dann senkt sich der Pfad wieder, unten führt ein hölzerner Steg über den Fluß. Auf der anderen Seite einen kurzen Hohlweg hinauf, dann steht plötzlich auf einer Lichtung im Wald ein Hotel. Auf der Veranda ist eine Frau damit beschäftigt, Blumen zu schneiden. Wir sind die ersten Gäste des Tages. ‟Vor zwei Wochen erst sind hier die letzten Schneereste verschwunden. Da hatten wir solches Hochwasser, daß der Fluß hier oben ums Haus spülte. Dreizehn Meter über dem normalen Wasserstand. Jetzt läuft das Geschäft langsam an, aber nur ausländische Gäste. Slowenen kommen nicht mehr. Die Krise...”

Keine zwei Kilometer weiter erreichen wir die erste Doline. Mehrere große, runde Löcher klaffen unter uns in einer riesigen Hallendecke. Darunter sind mächtige Streben wie in einem hohen Kirchenschiff stehengeblieben. Über 40 Meter geht es von den Löchern in der ehemaligen Höhlendecke in die Tiefe. Ganz unten am Grund des Einsturzkessels schäumt der Fluß durch ein Felstor aus dem Untergrund hervor. Ein schmaler Pfad führt steil nach unten, rutschig von der ewigen Feuchtigkeit im Kessel. Unten kann man auf schlüpfrigen Steinen neben dem Fluß durch einen Tunnel balancieren und kommt dann an eine alte, moosbewachsene Steinbrücke. Der Pfad nach oben ist abgerutscht oder vom letzten Hochwasser weggespült. Bleibt nur der Weg zurück.

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Samstag, 3. Mai 2014
Istarska silvatika

In seiner Zeit als Premier hat sich Tony Blair redlich den Titel ‟Bush’s Poodle” verdient, aber bei ihrem Besuch in Washington hat die Hündin Merkel jetzt alles daran gesetzt, den Platz auf Herrchens Schoß zurückzuerobern.

Also tiefer hinein in die Wälder des Balkan! Die Grenze von Kroatien nach Slowenien stellt ja zum Glück wieder kein Hindernis mehr dar. Sie ist bald überquert. Aus kroatischen Trüffelwäldern führt der Weg in den noch dichter bewaldeten slowenischen Karst mit seinen tiefen Schluchten und Höhlen, durch die unterirdische Flüsse strömen. Die Wälder dort haben allerdings im Winter schwer gelitten. Über viele Kilometer sieht es so aus, als habe ein Riese mit stumpfem Schwert alle Wipfel in einer Höhe rasiert: Folge von Blitzeis, das nach Schneeschmelze und Regen Äste und Wipfel so schwer in Eis panzerte, daß sie brachen.

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Mittwoch, 30. April 2014
Istarska bukolika

Ich weiß ja, wir schreiben nicht April 1974, sondern 2014, und die Wehrmacht Bundeswehr schickt wieder Spähoffiziere in die Ukraine.
Angesichts dessen, was in unserem zukünftigen wunderbaren US-EU-Wirtschaftsraum derzeit so alles getrieben wird, lockt es geradezu unwiderstehlich, sich still in die schönen, dunklen Eichen- und Kiefernwälder im Innern Istriens zurückzuziehen, wie es vor mir längst viele andere getan haben. Anfang der 1960er Jahre zum Beispiel hatte der damals sechsundzwanzigjährige kroatische Bildhauer und Maler Aleksandar Rukavina den von Tito der Kunst Jugoslawiens verordneten Sozialistischen Realismus satt. Er gehörte zur Gruppe der sogenannten ‟15 Jungen” an der Zagreber Kunstakademie und wollte auch abstrakt malen und modellieren dürfen. Im Sommer ‘61 ging er nach Istrien, damals ein von massiver Landflucht geprägter und vom realsozialistischen Fortschritt vergessener Winkel in der modernen Föderativen Volksrepublik Jugoslawien.

In Grožnjan auf einem Bergrücken über der Mirna, das als Grisignana den Venezianern 400 Jahre lang als wichtiger befestigter Stützpunkt und Verwaltungssitz mit Ausblick auf die Adria gedient hatte, fand er eine malerische, doch fast völlig von Menschen verlassene Stadt mit verfallenden, aber wunderbaren alten Steinhäusern aus dem 15.-18. Jahrhundert vor. Rukavina war begeistert und schlug dem zuständigen Bürgermeister im nahen Buje eine Vereinbarung vor: Gegen die Selbstverpflichtung, sie zu renovieren, durften er und Freunde mietfrei in die verlassenen Häuser von Grožnjan einziehen. Rukavina trommelte dreißig Kollegen zusammen, und gemeinsam machten sie sich daran, den Ort wieder aufzubauen.
Seitdem lebte Grožnjan als Künstlerkolonie wieder auf. Einwohnerzahl im Dorf heute: 164. Mehr als die Hälfte von ihnen gab bei der letzten Volkszählung Italienisch als Muttersprache an. Die venezianische Vergangenheit ist also noch nicht ganz vergangen, und in der Architektur lebt sie ohnehin weiter. An der Hauptstraße, der Contrada grande, steht noch die Cancellaria aus dem Jahr 1492, neben einem Stadttor aus der gleichen Zeit das ehemalige Kornhaus der Stadt mit einer venezianischen Renaissance-Loggia. Die katholische Pfarrkirche aus dem Spätmittelalter wurde zwar 1770 barock verschandelt, aber wenn man ihr den Rücken zudreht, kann man von dem baumbeschatteten Dorfplatz davor, ein Platz, wie ein Dorfplatz sein sollte, inklusive Bocciaplatz, wie von einem hohen Balkon über die grüne Hügellandschaft Istriens mit Wäldern und Weingärten bis zum silberglänzenden Meer im Westen blicken. Wahrlich kein schlechter Rückzugsort!
Hier oben bleiben und arbeiten unter lauter Menschen, die in ihren Ateliers und Werkstätten das Jahr über malen, bildhauern, töpfern, schnitzen, Wein keltern, fotografieren, musizieren, bis im Sommer im International Cultural Center of Young Musicians Nachwuchsmusiker aus aller Welt zu Workshops und Konzerten anreisen, die Maler auf den Straßen ihre jährliche Gemeinschaftsausstellung ‟ex tempore” abhalten und international bekannte Jazzmusiker der Einladung ‟Jazz is back” nach Grožnjan folgen. Mit ihnen, Musik und Wein den lebenssprühenden Sommer feiern und sich dann darauf freuen, daß in dem Felsennest oben auf dem alten Bergrücken aus beständigem Grisignana-Marmor wieder die Ruhe einkehrt, derentwegen man gekommen ist.

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