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Dienstag, 6. Mai 2014
Tief im Karst. Rakov Škocjan

Den Wagen an einem Waldweg geparkt und ins frühlingsgrüne Dickicht tauchen: Fichten, Birken, Buchen, Erlen. Unter uns ist das Rauschen eines Flusses zu hören. Wo der Hangwald etwas lichter steht, können wir zum Ufer hinab. Da fließt der Krebsfluß ruhig im Talgrund, Auwiesen, auf denen Wiesenschaumkraut blüht, frische Schilfsprossen säumen die Ufer. Ob es hier wirklich noch Flußkrebse gibt? Der Weg führt zurück in den Wald, verläuft dann auf halber Höhe parallel zum Fluß; wahrscheinlich sind die Uferwiesen oft sumpfig oder überschwemmt. Mächtige, knorrige Wurzelstränge umklammern knochenweißes Kalkgestein. Ein Kuckuck ruft. Eis und Sturm haben auch hier Wipfel geknickt, ganze Bäume entwurzelt. Manchmal liegen die Stämme quer über den Weg, manchmal bildet das Wipfelgeäst undurchdringliche Verhaue, die umgangen werden müssen. Dann senkt sich der Pfad wieder, unten führt ein hölzerner Steg über den Fluß. Auf der anderen Seite einen kurzen Hohlweg hinauf, dann steht plötzlich auf einer Lichtung im Wald ein Hotel. Auf der Veranda ist eine Frau damit beschäftigt, Blumen zu schneiden. Wir sind die ersten Gäste des Tages. ‟Vor zwei Wochen erst sind hier die letzten Schneereste verschwunden. Da hatten wir solches Hochwasser, daß der Fluß hier oben ums Haus spülte. Dreizehn Meter über dem normalen Wasserstand. Jetzt läuft das Geschäft langsam an, aber nur ausländische Gäste. Slowenen kommen nicht mehr. Die Krise...”

Keine zwei Kilometer weiter erreichen wir die erste Doline. Mehrere große, runde Löcher klaffen unter uns in einer riesigen Hallendecke. Darunter sind mächtige Streben wie in einem hohen Kirchenschiff stehengeblieben. Über 40 Meter geht es von den Löchern in der ehemaligen Höhlendecke in die Tiefe. Ganz unten am Grund des Einsturzkessels schäumt der Fluß durch ein Felstor aus dem Untergrund hervor. Ein schmaler Pfad führt steil nach unten, rutschig von der ewigen Feuchtigkeit im Kessel. Unten kann man auf schlüpfrigen Steinen neben dem Fluß durch einen Tunnel balancieren und kommt dann an eine alte, moosbewachsene Steinbrücke. Der Pfad nach oben ist abgerutscht oder vom letzten Hochwasser weggespült. Bleibt nur der Weg zurück.

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