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Mittwoch, 19. September 2012
Petersburger Spitzen






Magazin Kupetz Eliseevs -- Einkaufshalle des Luxus und der Moden.

St. Petersburg -- Stadt der welthöchsten Stöckelschuhe.
Über einem Paar mitten auf dem Newskij-Prospekt flattert nur ein transparentes Seidentuch als Kleid. Es läßt recht deutlich sehen, daß die Dame darunter höchstens noch einen Stringtanga trägt, aber höchstens.

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Dienstag, 18. September 2012
ПРОСПЕКТ БАКУНИНА

Straßennamen haben die noch im ehemaligen Leningrad! So alt wie die O-Busse. Bakunin-Prospekt heißt zum Beispiel das Ziel des Busses.
Aber schon viel früher haben es sich berühmte Namen in Petersburg gutgehen lassen. Vor 239 Jahren reiste der sechzigjährige Diderot von Paris zunächst nach Den Haag, wo er beim russischen Botschafter, dem Fürsten Gallitzin, wohnte, von dort nach Düsseldorf, um den deutschen Anakreon Jacobi auf seinem Gut Pempelfort zu besuchen, und dann weiter über Königsberg und Riga nach Petersburg. Dorthin hatte ihn Katharina die Große, eine der beiden kaiserlichen Bauherrinnen Petersburgs, eingeladen.
Auf dem Papier war Diderot bereits Bibliothekar der Zarin und Mitglied ihrer Akademie der Künste, als er nach Petersburg kam. Er blieb einen Winter lang, um mit ihr wöchentlich in ihrem Winterpalast zu konservieren, und war ganz in der Nähe in einem höchst angemessenen Stadtpalais untergebracht, in dem von Rinaldi erbauten Mjatlev-Haus am Platz der Isaaks-Kathedrale, in dem später Kasimir Malewitsch kaltgestellt seine letzten Jahre verbrachte. Gleich um die Ecke lag unser kleines Hotel im dritten Stock eines großen Hauses mit renovierungsbedürftigem Treppenhaus, und genau gegenüber auf der anderen Straßenseite stand das Geburtshaus von Nabokov.



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Samstag, 15. September 2012
Mit dem Zug nach Osten

Helsinki noch in pastellenem Frühdunst, aber die Morgensonne wärmt bereits. Die Kuppeln der Uspenskij-Kathedrale blinken golden durch den Dunst über dem Meer, der weiße Dom thront über allem.


Dann im wuchtigen Hauptbahnhof, der aus Fritz Langs Nibelungenfilm stammen könnte, den Allegro nach Pietari besteigen. Nachdem wir herausgefunden hatten, daß man inzwischen in nur dreieinhalb Stunden von Helsinki mit dem Zug nach Petersburg fahren kann, wollten wir der ehemaligen russischen Hauptstadt, die einmal auch für alle Finnen die Metropole gewesen ist, unbedingt einen Besuch abstatten.

Auf der Fahrt landeinwärts nach Lahti bezieht sich der Himmel, und es beginnt leicht zu regnen; doch als wir uns der russischen Grenze bei Wiborg auf der Karelischen Landenge nähern, klart es wieder auf.


In Petersburg empfangen uns mindestens 25 °, pralle Sonne und Schwaden von Autoabgasen. Nach wenigen Metern und dem ersten vergeblichen Versuch, an einer viel befahrenen Straße einen Fußgängerüberweg zu finden, wird schon klar, daß in dieser Stadt Autofahrer die Macht haben. Wer zu Fuß geht, muß lange Umwege in Kauf nehmen, wenn er seines Lebens sicher sein will.

Ankunft am Finljandija-Bahnhof in Petersburg

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Dienstag, 11. September 2012
Großfürstentum Finnland


Bevor die moderne "Welthauptstadt des Designs" Helsinki in den Blick kommt, wollen wir nicht vergessen, daß Finnland seine Belle Epoque, gehörigen wirtschaftlichen Aufschwung und eine vorher kaum gekannte politische Liberalität und religiöse Freizügigkeit ausgerechnet zu Beginn der Zeit erlebte, in der es ein Teil Rußlands geworden war.
Noch bevor der Krieg gegen Schweden durch einen Friedensvertrag beendet war, beeidete Zar Alexander I. im März 1809 auf einem Landtag in Borgå/Porvoo:
"... wollen Wir hiermit bekräftigen und festlegen die im Land herrschende Christliche Lehre und Grundgesetze wie auch diejenigen Freiheiten und Rechte, welche jeder Stand im genannten Großen Fürsten-Land im Besonderen, und alle seine Bewohner gemeinsam, Edle wie auch Untere, bis heute nach der Verfassung genossen haben: Wir versprechen auch, alle diese Vorteile und Verordnungen stark und unerschütterlich in ihrer vollen Kraft zu erhalten.“

Oben die Spitze der Hauptkuppel der Uspenski-Kathedrale von 1868, unten Fassaden von Bürgerhäusern an der 1812 angelegten Esplanade.




Heute hatten die frischgebackenen Studenten und Studentinnen auf der Prachtallee etwas zu feiern. Bei schönstem Spätsommerwetter und 22°.


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Sonntag, 9. September 2012
Terve!

Gut gelandet.

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Freitag, 7. September 2012
Regressive Utopie
Man stelle sich vor, auf der Welt gäbe es nur Handys, Computer, Fernseher und andere elektronische Endgeräte.



Dann würde jemand das Papier erfinden und kurz darauf entdecken, dass man auf Papier Wörter und Bilder drucken kann. Die Zeitung würde entwickelt werden... Das Buch würde erfunden werden.
Was für eine Innovation! Was für eine Blätterfreundlichkeit, Ergonomie, gegenständliche Eleganz, welche Wärme des Materials! Und alles wiederverwertbar... Das Warten beim Laden von Internetseiten bliebe einem erspart. Im Gegensatz zum hektischen Online-Status folgte die einmal am Tag erscheinende Zeitung dem natürlichen, auf der Drehung der Erde um ihre Achse basierenden Rhythmus des Homo sapiens.
Auf einmal hätte die Information eine gegenständliche Gestalt, ein konkretes Gewicht, das man hören könnte, wenn die Zeitung in den Briefkasten kollert...
Man kann eine Zeitung in Teile zerlegen und auch vernichten. Es gibt zahlreiche Parallelverwendungsmöglichkeiten für sie, aber wie willst du eine Brasse von zwei Kilo in ein Internetportal einwickeln? ... Wenn der Computer abstürzt, hängt man in der Telefonschlange des Helpdesks. Wenn ein Buch abstürzt, hebt man es auf und liest weiter.

(Hannu Raittila: Gewicht und Gewichtlosigkeit, in: die horen, 232, Übersetzg. Stefan Moster)

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Donnerstag, 6. September 2012
Vermauert, vernietet und vernagelt
In den Niederlanden wird nächste Woche gewählt. Ein sehr lesenswerter Artikel zum derzeitigen geistig-politischen Klima im Land, von einem Niederländer geschrieben, heute in der NZZ




Zitat: "Holländer: wooden shoes, wooden heads, wooden manners. Ein geflügeltes Wort bei uns zu Hause."

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