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Dienstag, 18. Oktober 2011
Crepusculum islandicum
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Montag, 17. Oktober 2011
Irrläufer
Was glauben Sie, wo wir uns hier befinden?
Oder hier:
Na, auf der Frankfurter Buchmesse natürlich. Wo denn sonst?
Und hier?
Na, vor dem Audi-Pavillon mitten im Zentrum der Frankfurter Buchmesse.
Was der da zu suchen hat? Das weiß vermutlich niemand außer den geschäftsführenden Vorständen von Audi und der Buchmesse.
Wie viele, viele andere waren auch die Isländer ziemlich befremdet über diese penetrante Autowerbung. Der Leiter der Delegation des diesjährigen Ehrengasts der Buchmesse, Halldór Guðmundsson, erklärte jedenfalls in seiner Schlußansprache gestern recht unumwunden:
"Wir sind hierher gekommen, um isländische Bücher und isländische Leser zu deutschen Lesern zu bringen, denn unserer Ansicht nach sollte man auf einer Buchmesse Bücher vorstellen und keine Autos."
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Montag, 10. Oktober 2011
Zürcher Tramwartehallen
In Zürich sehen sogar einige Straßenbahnhaltestellen stilvoll aus. Oben die vor dem Café Sprüngli (!) am Paradeplatz/Bahnhofstraße, 1928 erbaut und heute täglich von 65.000 Fahrgästen frequentiert; unten die am Bellevue mit täglich 75.000 Besuchern. Sie wurde 1938 so gebaut, wie sie heute dasteht, vom damaligen Stadtbaumeister Hermann Herter. Vor allem das Dach gilt als Pioniertat der Moderne. Im Zentrum hat es eine Glasdecke, die von einer Windrose segmentiert wird, die Entfernungen zu anderen Hauptstädten Europas anzeigt. Ebenso bemerkenswert: in der Heimatstadt des "Sprayers von Zürich" verunziert nicht ein Grafitto diese schönen, hellen Bauten mit ihren harmonisch geschwungenen Holzbänken.
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Samstag, 8. Oktober 2011
Zürich, Zum Storchen
Zürich, Zum Storchen
für nelly sachs
Vom Zuviel war die Rede, vom
Zuwenig. Von Du
und Aber-Du, von
der Trübung durch Helles, von
Jüdischem, von
deinem Gott.
Da-
von.
Am Tag einer Himmelfahrt, das
Münster stand drüben, es kam
mit einigem Gold übers Wasser.
Von deinem Gott war die Rede, ich sprach
gegen ihn, ich
ließ das Herz, das ich hatte,
hoffen:
auf
sein höchstes, umröcheltes, sein
haderndes Wort -
Dein Aug sah mir zu, sah hinweg,
dein Mund
sprach sich dem Äug zu, ich hörte:
Wir
wissen ja nicht, weißt du,
wir
wissen ja nicht,
was
gilt
Nach zwanzig Jahren des Exils in Schweden reiste die Lyrikerin Nelly Sachs im Mai 1960 nach Zürich. Im nahen Meersburg am Bodensee war ihr als zweiter Preisträgerin überhaupt der Droste-Preis verliehen worden. Durch Protektion des Prinzen Eugen, einem Bruder des schwedischen Königs, hatte sie im Mai 1940 in allerletzter Minute noch aus Deutschland ausreisen dürfen. Der Befehl für ihren Abtransport in ein KZ war bereits ausgestellt worden. Das Trauma des NS-Staats hat bekanntlich Nelly Sachs’ ganzes Leben und ihre Gedichte geprägt.
O die Schornsteine
Auf den sinnreich erdachten Wohnungen des Todes,
Als Israels Leib zog aufgelöst in Rauch
Sie hatte Schweden seit dem Krieg nicht wieder verlassen und war nie nach Deutschland zurückgekehrt. Als sie vor der Entscheidung stand, wegen der Preisverleihung nach Deutschland reisen zu müssen, litt sie monatelang an Ängsten, dort von ehemaligen Nazis verfolgt zu werden. Seit einigen Jahren korrespondierte sie mit Paul Celan in Paris, der sie ermunterte, den Preis in Meersburg entgegenzunehmen, und ihr versprach, selbst zur gleichen Zeit nach Zürich zu kommen.
„Paul Celan, Lieber, Lieber, Sie kommen und dann ist Heimat, auf welchem Sand wir auch stehen“, schrieb sie zurück.
Vom 25. bis 27. Mai 1960 gastierten beide im Hotel Zum Storchen direkt an der Limmat. Für Nelly Sachs waren es unvergessliche Tage. Paul Celan schrieb das Gedicht “Zürich, Zum Storchen” unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Paris, am 30. Mai 1960.
Nach ihrer Rückkehr aus Deutschland brach Nelly Sachs in Stockholm zusammen und verbrachte die folgenden drei Jahre in einer Nervenheilanstalt. Nach späteren abermaligen Aufenthalten dort und nach einer Krebserkrankung starb sie am 12. Mai 1970, dem Tag von Celans Beerdigung.
für nelly sachs
Vom Zuviel war die Rede, vom
Zuwenig. Von Du
und Aber-Du, von
der Trübung durch Helles, von
Jüdischem, von
deinem Gott.
Da-
von.
Am Tag einer Himmelfahrt, das
Münster stand drüben, es kam
mit einigem Gold übers Wasser.
Von deinem Gott war die Rede, ich sprach
gegen ihn, ich
ließ das Herz, das ich hatte,
hoffen:
auf
sein höchstes, umröcheltes, sein
haderndes Wort -
Dein Aug sah mir zu, sah hinweg,
dein Mund
sprach sich dem Äug zu, ich hörte:
Wir
wissen ja nicht, weißt du,
wir
wissen ja nicht,
was
gilt
Nach zwanzig Jahren des Exils in Schweden reiste die Lyrikerin Nelly Sachs im Mai 1960 nach Zürich. Im nahen Meersburg am Bodensee war ihr als zweiter Preisträgerin überhaupt der Droste-Preis verliehen worden. Durch Protektion des Prinzen Eugen, einem Bruder des schwedischen Königs, hatte sie im Mai 1940 in allerletzter Minute noch aus Deutschland ausreisen dürfen. Der Befehl für ihren Abtransport in ein KZ war bereits ausgestellt worden. Das Trauma des NS-Staats hat bekanntlich Nelly Sachs’ ganzes Leben und ihre Gedichte geprägt.
O die Schornsteine
Auf den sinnreich erdachten Wohnungen des Todes,
Als Israels Leib zog aufgelöst in Rauch
Sie hatte Schweden seit dem Krieg nicht wieder verlassen und war nie nach Deutschland zurückgekehrt. Als sie vor der Entscheidung stand, wegen der Preisverleihung nach Deutschland reisen zu müssen, litt sie monatelang an Ängsten, dort von ehemaligen Nazis verfolgt zu werden. Seit einigen Jahren korrespondierte sie mit Paul Celan in Paris, der sie ermunterte, den Preis in Meersburg entgegenzunehmen, und ihr versprach, selbst zur gleichen Zeit nach Zürich zu kommen.
„Paul Celan, Lieber, Lieber, Sie kommen und dann ist Heimat, auf welchem Sand wir auch stehen“, schrieb sie zurück.
Vom 25. bis 27. Mai 1960 gastierten beide im Hotel Zum Storchen direkt an der Limmat. Für Nelly Sachs waren es unvergessliche Tage. Paul Celan schrieb das Gedicht “Zürich, Zum Storchen” unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Paris, am 30. Mai 1960.
Nach ihrer Rückkehr aus Deutschland brach Nelly Sachs in Stockholm zusammen und verbrachte die folgenden drei Jahre in einer Nervenheilanstalt. Nach späteren abermaligen Aufenthalten dort und nach einer Krebserkrankung starb sie am 12. Mai 1970, dem Tag von Celans Beerdigung.
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Freitag, 7. Oktober 2011
Zürich, Lindenhof
Der Zeit hat Frischs erste Frau Marianne erzählt, daß der Schriftsteller Besucher immer auf den Lindenhof geführt habe. Als gebürtiger Zürcher wußte Max Frisch natürlich, daß dieser erhöhte Ort mit der schönen Aussicht über Fluß und Stadt ihre früheste Keimzelle war. Im 18. Jh. fand man dort einen römischen Grabstein mit der Inschrift: “Hic situs est / L. Ael(ius) Urbicus / qui vixit an(no) / uno m(ensibus) V d(iebus) V”. “Hier liegt Lucius Aelius Urbicus, der ein Jahr, fünf Monate und fünf Tage lebte.” Sein Vater bezeichnet sich als Freigelassener des Kaisers und Kommandant der Zollstation TUR(i)CEN(sis). Damit ist der Ortsname also schon im späten 3. Jh. belegt.
Nach dem Zusammenbruch des Römerreichs und nach dem Untergang der Burgunden im Jahr 532 verschmolzen die gallorömischen Bewohner mit den eindringenden und in der Umgebung sich ansiedelnden Alemannen, die bereits vor den Burgunden von den Franken unterworfen worden waren.
Als die frühen Karolinger im 8. Jh. aktiv gegen die Langobarden und Byzanz zugunsten der Päpste in Italien einzugreifen begannen, wuchs der alten Zollstation an der Limmat neue Bedeutung als Etappenlager zu. Daß Karl der Große selbst nach Zürich gekommen sein und dort eine Kirche, das spätere Großmünster, gegründet haben soll, gehört wohl eher ins Reich frommer Legende. Doch sein Enkel, Ostfrankenkönig Ludwig der Deutsche, ließ "in castro Turicino iuxta fluvium Lindemaci" eine Pfalz erbauen, die im Jahr 853 erstmals schriftlich erwähnt wird. Für seine Tochter Hildegard stiftete er außerdem ein Frauenkloster, das spätere Fraumünster. Damit war der Grundstein gelegt für den Aufstieg Zürichs zum Wallfahrtsort und zur Stadt. Hier auf der von Linden beschatteten Terrasse über Fluß und Altstadt, wo jetzt mittags Damen in grauen Kostümchen und Herren in dunklen Anzügen eilig unterwegs gekaufte Lunchboxen auslöffeln, liegt also der Grundstein für ihr geschäftiges Treiben.
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Dienstag, 4. Oktober 2011
Spätsommerliches Zürich
Am Bellevue, dem literarischen Herzen Zürichs. Um die Ecke liegt das Restaurant Kronenhalle, in dem Joyce Teile des Ulysses schrieb, Max Frisch die Premiere von Andorra feierte und Dürrenmatt anpflaumte. Im Café de la Terrasse trafen sich in den vierziger Jahren jeden Samstag um elf die “Samstagsbündler” zum Frühschoppen.
"Ringsum die brandende Stadt, arbeitsam und rege, das Hupen der Wagen, das hohle Dröhnen von den Brücken – und hier diese grünende Insel der Stille, der Muße. (…) Es ist Samstag. Es ist elf Uhr, die Stunde, wie ich sie liebe: alles in uns ist noch wach, heiter ohne Überschwang, fast munter wie das rieselnde Baumlicht über den marmornen Tischlein, nüchtern, ohne die Hast einer wachsenden Verzweiflung, ohne die abendlichen Schatten der Melancholie ...“, notierte der Samstagsbündler Max Frisch in sein Tagebuch.
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Sonntag, 2. Oktober 2011
Nobles Zürich
Nein, wenn schon posh, dann doch lieber Zürich, wo man mit Reichtum auch umzugehen weiß.
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