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Sonntag, 7. Juni 2009
1 Wimpernschlag, Wien Airport
Zwischen den Flügen, beim Gerenne durch die endlosen Gänge vom einen Flieger zum nächsten (“nur ja den Anschluß nicht verpassen!”), im sogenannten Transit (“sic transit...”), irrt der Blick beiläufig auch einmal durch die getönten Scheiben und gerinnt zum Augenblick des Innehaltens: Draußen steht die Sonne schon tief, der Abend ist nah, aber es ist noch warm, fast schwül, und eine dunkle Gewitterwolke schwebt über dem von der Sonne warm beschienenen Gras. Es ist der zauberische Moment zwischen Tag und Abend, in dem die Natur für einen Wimpernschlag stillzustehen scheint. Zwei Riesenvögel ruhen im Spätlicht leuchtend vor dem nächsten Abheben, versammeln Kraft und Atem. Die Förderbänder in ihre Bäuche stehen still, die beiden Vögel auf den Heckflossen hängen mit durchgezogenen Flügeln über ihren Schatten, und selbst die beiden einzigen Menschen da draußen verharren reglos, als seien sie von Dornröschens Spindel gestochen worden. -
Dann ertönt eine Automatenstimme aus den überall versteckten Lautsprechern: “Letzter Aufruf...!” Das Drängen, Hetzen, Eilen, Rennen setzt wieder ein.

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Freitag, 5. Juni 2009
Piran. Ein Bilderbogen
Lassen wir diese Reise durch Deutschland, Österreich und Slowenien einfach entspannt ausklingen mit ein paar mediterranen und sommerlich bunten Bildern aus dem in der Vorsaison noch angenehmen Piran an der slowenischen Adriaküste Istriens.

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Mittwoch, 3. Juni 2009
homo migrans
“Wir sahen eine Schar von Frauen und Kindern, die vom Sammeln zurückkamen. Die Babys schwangen in den Falten der Kleider ihrer Mütter friedlich hin und her. 'Man hört sie nie schreien', sagte Marian, 'solange die Mutter in Bewegung ist.' - 'Und wenn Babys es nicht ertragen, still zu liegen', sagte ich, 'wie sollen wir dann später seßhaft werden?'” (B.C.: Traumpfade, 1987)

“Die Evolution hat uns zu Reisenden bestimmt.
Wir verfügen alle über Adrenalin... Jeder Gefahr beraubt, erfinden wir uns künstliche Feinde, sobald wir in unserem Zimmer allein gelassen werden. - Am besten wandert man.

Neue Moden, neue Speisen, neue Lieben, neue Landschaften. Wir brauchen sie wie die Luft, die wir atmen. Ohne Veränderung verkümmert unser Hirn und unser Körper. Der Mensch, der ruhig in seinem verdunkelten Zimmer sitzt, hat die besten Aussichten, von Halluzinationen und Selbstbeobachtung gequält zu werden und dem Wahnsinn anheim zu fallen.
Drogen sind Vehikel für Menschen, die vergessen haben, was Wandern ist.”
(B.C.: Es ist eine nomadische Nomadenwelt, 1970)

“Daß der Mensch eine wandernde Spezies ist, wird meines Erachtens durch ein Experiment bestätigt, das in der Tavistock-Klinik in London durchgeführt und von Dr. John Bowlby in seinem Buch ‘Attachment and Loss‘ beschrieben wurde.
Jedes normale Baby schreit, wenn es allein gelassen wird; um es zu besänftigen, nimmt die Mutter es am besten in die Arme und wiegt es oder ‘wandert‘ mit ihm herum, bis es wieder zufrieden ist. Bowlby bastelte eine Maschine, die den Gang einer Mutter, das Tempo und die Bewegungen perfekt imitierte. Er stellte fest, daß das Baby, vorausgesetzt, es war gesund, satt und hatte es warm, sofort zu schreien aufhörte. ‘Die ideale Bewegung‘, schrieb er, ‘ist eine vertikale, mit einer Verschiebung von zwei Zentimetern.‘ Langsames Wiegen, zum Beispiel dreißigmal pro Minute, hatte keine Wirkung: aber wenn man das Tempo auf fünfzigmal und mehr steigerte, hörte jedes Baby mit dem Schreien auf und blieb dann fast immer still.
Tagaus, tagein - ein Baby kann vom Wandern nicht genug bekommen. Und wenn Babys instinktiv danach verlangen, daß mit ihnen gegangen wird, dann mußte auch die Mutter in der afrikanischen Savanne wandern... -
Den Buschmännern, die riesige Entfernungen in der Kalahari-Wüste zurücklegen, ist der Gedanke an das Überleben der Seele in einer anderen Welt fremd. ‘Wenn wir sterben, sterben wir‘, sagen sie. ‘Der Wind verweht unsere Fußspuren, und das ist unser Ende.‘
Träge, seßhafte Völker wie die alten Ägypter... projizieren die Reisen in die nächste Welt, die sie in der hiesigen nicht gemacht haben.”
(B.C.: Traumpfade, 1987)

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Dienstag, 2. Juni 2009
Solche, die es nicht tun. Zum Ursprung der Save
“Der einzige Grund für das Unglück des Menschen ist, dass er nicht still in seinem Zimmer sitzenbleiben kann.” Diesen abwegigen Gedanken hielt bekanntlich Blaise Pascal in seinen Pensées fest, ehe er, sein Leben lang blaß und schwächlich, schon mit 39 Jahren seinen streng frommen Geist aushauchte. Ein wenig Bewegung hätte ihm vielleicht gut getan.
“Unsere Natur ist in der Bewegung, völlige Ruhe ist der Tod”, schrieb der gleiche Pascal in der gleichen Gedankensammlung. Die beiden einander völlig entgegengesetzten Zitate desselben Aphoristikers zeigen, daß diese Sorte von Textproduzenten zu jedem gewünschten Zweck einprägsame Sprüche wie auf Bestellung abzufassen vermag. Kipling zog im Hinblick auf das Reisen auf seine bärbeißige Art daraus den Schluß: “Alles in allem gibt es nur zwei Arten von Menschen auf der Welt. Solche, die zu Hause bleiben, und solche, die es nicht tun.”

Halten wir uns von der vehementen Apodiktik solcher Sprüche also vorerst besser unbeeindruckt und beschäftigen uns, während wir dem Lauf der bohinischen Save aufwärts folgen, lieber mit der Frage, warum das Gehen wieder und wieder zu etwas Heilsamem erklärt worden ist. Von einem so tiefen Denker wie Søren Kierkegaard zum Beispiel: “Verlieren Sie vor allem nicht die Lust, zu gehen. Ich laufe mir jeden Tag das tägliche Wohlbefinden an und entlaufe so jeder Krankheit. Ich habe mir meine besten Gedanken angelaufen, und ich kenne keinen, der so schwer wäre, daß man ihn nicht beim Gehen loswürde”, schrieb er seiner Jette.
Pascals Zeitgenosse Robert Burton verordnete das Gehen als Heilmittel gegen Melancholie und Depressionen. Selbst der Wind erinnere uns noch daran, “daß wir immer in Bewegung sein sollten.” Chatwin entwickelte dazu seine in den Traumpfaden in Umrissen sichtbar werdende eigene Theorie, “daß die natürliche Auslese uns - von der Struktur unserer Hirnzellen bis zur Struktur unseres großen Zehs - zu einem Leben periodischer Fußreisen durch brennend heißes Dornen- und Wüstenland bestimmt habe. Wenn das der Fall war... dann ist es leichter zu verstehen, warum grüne Wiesen uns langweilen, warum Besitz uns ermüdet und warum Pascals imaginärer Mensch seine angenehme Wohnstätte als Gefängnis empfand.”
“Psychiater, Politiker und Tyrannen versichern uns ohne Unterlaß, daß ein Wanderleben eine anomale Verhaltensweise sei, eine Neurose, eine Form unbefriedigten sexuellen Verlangens, eine Krankheit, die im Interesse der Zivilisation ausgerottet werden müsse. Die Propagandisten der Nazis behaupteten, daß Zigeuner und Juden - Völker mit dem Wandertrieb in den Genen - keinen Platz in einem stabilen Reich hätten. Und doch hat der Ferne Osten die einst in der ganzen Welt gültige Vorstellung beibehalten, daß Wandern die ursprüngliche Harmonie wiederherstelle, die einst zwischen Mensch und Universum bestanden hat.”




Wir folgen dem Lauf der Sava Bohinjka zwischen bewaldeten Höhenzügen hindurch in ein weites Talbecken mit üppig grünen Wiesen, über denen ein gelber und weißer Flor von blühenden Wiesenblumen liegt. An der Engstelle ihres Durchbruchs modellieren Licht und Schatten tatsächlich ein Gesicht mit groß aufgerissenen, runden Augen in die Felswand über der “Höhle unter dem Zahn der Großmutter”. Das Wasser der Save hat zunächst das klare, aber weißliche Grün vieler Alpenflüsse. Zügig, aber noch ruhig strömt sie in zahlreichen Windungen dahin, perlt klar über breite Kiesbänke in ihrem Bett. Die Berge rundum werden höher, übersteigen die 2000er-Marke, oben noch im durchbrochenen Häkelumhang bläulich weißer Schneefelder. (Die Luft ist sehr diesig in der Wärme.) Das dreispitzige Massiv des Triglav, das Sloweniens Fahne im Wappenschild führt, kommt in Sicht, überragt mit seinen 2864 Metern alles. Dann füllt der grüne See von Bohinj den Talgrund, traumhaft schön gelegen. Ein altes Kirchdorf an seinem Ausfluß, die Kirche des hl. Janez aus dem 15. Jahrhundert. Die mehrbogige Steinbrücke über den Fluß vielleicht ebenso alt. Wenige Hotels, ein paar Pensionen, Fremdenzimmer. Der Tourismus hat das Aussehen der Landschaft noch nicht völlig verwandelt und seinem Zugriff unterworfen.
“Der Vorgang des Wanderns trägt zu einem Gefühl physischen und geistigen Wohlbehagens bei, während die Monotonie anhaltender Seßhaftigkeit oder regelmäßiger Arbeit im Gehirn Muster webt, die Überdruß und das Gefühl persönlicher Unzulänglichkeit hervorrufen. - Aggression... ist nichts anderes als eine zornige Antwort auf frustrierende Einengung.”
(B.C.: Nomadeninvasionen, 1972)
Zornig scheint auch der Fluß auf seine Einengung oberhalb des Sees zu reagieren. Aus dem weißlichen Grün wird schäumendes Weiß, mit dem er durch seine enge, felsverblockte Kluft schießt. Aus den steilen und tief zerschnittenen Seitenhängen fallen ihm Gießbäche in Kaskaden und Wasserfällen zu. Der Weg ist am hinteren Ende des Tals angekommen und führt jetzt im lichten Schatten hochstämmiger Mischwälder aufwärts. Ahorn, Eschen, Buchen und verschiedene Nadelbaumarten besiedeln den dünnen Boden zwischen erratischen Felsblöcken. Dann der alte Steinbogen einer Brücke, von einem Kassenhäuschen davor bewacht. Wir entrichten unseren Obulus und dürfen hinüber. Teils auf Stufen steigt der Weg am jenseitigen Ufer die Wand einer Schlucht hinan. Über dem Wald türmt sich der kahle Fels hellgrau, zerklüftet und von Rissen und Spalten durchzogen. Unter uns schäumt die Save. Die Kluft wird immer enger, bis ihre Wände in einer engen Spalte zusammentreffen. Daraus schießt das Wasser hervor, das oben im Karstgebirge zusammengesickert ist, und fällt über eine hohe natürliche Rutsche und eine im 19. Jahrhundert künstlich angelegte zweite Stufe insgesamt siebzig Meter in die Tiefe.

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Samstag, 30. Mai 2009
Die Gondeln von Bled
“Österreich 1974. Es waren wolkenlose Tage. Ich verbrachte jede Nacht in einer anderen Alpenhütte und hatte Würstchen und Bier zum Abendessen. Die Berghänge standen in Blüte: Enzian und Edelweiß, Akelei und Türkenbund. Die Kiefernwälder lagen blaugrün im Sonnenlicht, und auf den Geröllhalden lagen noch Schneestreifen.” (Bruce Chatwin: Traumpfade)

Vor die paradiesische Stille hat Gott natürlich seinen Erzengel mit dem verchromt in der Sonne blitzenden Plastikschwert der Souvenirstände plaziert. Und das touristische Fegefeuer von Bled. Der Ort liegt genau in dem Dreieck, das von den beiden Quellflüssen der Save und dem Blejsko jezero, einem zwei Kilometer langen und halb so breiten See in einer grünen Talwanne, gebildet wird. Selbstverständlich ist der von Bergen natürlich geschützte Ort inmitten wildreicher Wälder mit fruchtbaren Böden und Kupfervorkommen in der Erde seit Urzeiten besiedelt und der 140 Meter hohe Felsen an seinem Nordufer vielleicht schon seit der Völkerwanderungszeit befestigt. Jedenfalls fanden die Bischöfe von Brixen, die das Land kurz nach dem Jahr 1000 in ihre Herrschaft übernahmen, dort oben bereits eine Turmfestung vor. Seitdem haben es sich Mächtige des Habsburgerreichs von den Auerspergs bis zum Arktisreisenden von Payer dort gutgehen lassen, und nach dem Krieg belegte auch Marschall Tito eine Villa für sich mit Beschlag. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte Bled zunehmend Anerkennung und Bedeutung als Luftkur- und Badeort. Heute kuren dort, wie es scheint, Tausende und promenieren am asphaltierten und von Hotels und Pensionen und Casinos gesäumten Seeufer entlang und füttern die Enten und lassen sich mit einer Pletna zur “Wunschglocke” in der Marienkirche auf der kleinen Insel im See rudern. Ein Ort also, an dem die Gondeln wegen grausamer touristischer Verschandelung Trauer tragen müßten.

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Donnerstag, 28. Mai 2009
Eine Zeit der Stille


A Time to Keep Silence - kann sicher jeder von uns ab und zu gebrauchen. Eine solche “Reise in die Stille” (so der deutsche Buchtitel) muß ja nicht unbedingt ins Kloster führen wie die Mitte der fünfziger Jahre von dem Briten Patrick Leigh Fermor unternommene, als er sich für Monate bei den Benediktinern von St. Wandrille und den Trappisten oder “Zisterziensern von der strengen Observanz” wegschließen ließ, zu deren mönchischen Übungen Selbstgeißelungen mit einer disciplina genannten Peitsche ebenso gehören wie vorgeschriebene öffentliche Schuldeingeständnisse und Denunziationen durch die Mitbrüder. Nach dem Ideal der Armut standen in Leigh Fermors Zelle in La Grande Trappe (der “Großen Falle”) bei Le Mans “Demut, Entsagung, Abtötung” als weitere Ziele auf der Liste. “Der Priester ist ein ausgeweideter Mensch”, hieß es dort, oder auch: “Le prêtre est un homme crucifié. Il faut devenir du bon pain. - Le prêtre est un homme mangé.” Der Mönch ist ein Mensch, den man aufgefressen hat.
Das Gegenstück zu dieser Selbstaufgabe und Selbstabtötung ist in meinen Augen eine ungeheuere Anmaßung, die den Tatbestand der Todsünde der superbia, des Hochmuts, erfüllt. Laut Leigh Fermors Einsichten nimmt der zisterziensische Mönch der strengen Observanz nämlich all seine Verzichtsleistungen und Qualen deshalb auf sich, weil er glaubt, stellvertretend für andere Menschen büßen zu können. “Das Leben eines Trappisten besteht aus... einem unablässigen Nacherleben der Wüste, der Passion, der Qualen im Garten Gethsemane, der Stationen des Kreuzes und des letzten Opfers auf Golgatha.” Setzt er sich damit nicht gleich mit seinem Erlöser Jesus Christus? “Indem sie sich strengste Askese auferlegen, sich einschließen, auf Stroh schlafen und nach einigen Stunden Schlaf in der Dunkelheit aufstehen, indem sie abstinent leben, fasten, sich demütigen, ein härenes Gewand tragen und sich geißeln, indem sie sich extremer Hitze und Kälte aussetzen und einem ununterbrochenen Zyklus von Kontemplation, Gebet und schwerer Arbeit unterwerfen, suchen sie die Sünden anderer auf ihre Schultern zu nehmen und die Last der Menschheit zu lindern.” - Nein, danke. Ich möchte mir meine Sünden nicht abnehmen lassen; ungefragt schon gar nicht. Ich stehe lieber selbst für das gerade, was ich getan habe.



Patrick Leigh Fermor war auch nicht gerade ein Unschuldslamm. Als Junge flog er mehrmals von der Schule und landete in einer Anstalt für Schwererziehbare, im Zweiten Weltkrieg war er Angehöriger von Churchills Special Operations Executive (SOE) und erledigte für diesen Geheimdienst Spionage- und Sabotageaufträge u.a. in Griechenland, wo er sich nach dem Krieg niederließ. Als er sich 1933 auf seine Fußwanderung von Hoek van Holland nach Konstantinopel begab, über die er später seine bisher in zwei Bänden vorliegende Reiseschilderung verfaßte, trug er auf dem Rücken den ausgeblichenen Leinenrucksack, den Robert Byron 1927 auf seiner Wanderung zum Berg Athos getragen hatte. Das allein genügte, um den Byron-Verehrer Bruce Chatwin anzuziehen wie das Licht eine Motte.
In den siebziger und achtziger Jahren beherbergte Leigh Fermor Chatwin, dessen Bücher er bewunderte, mehrfach in seinem Haus in Kardamyli auf dem Peloponnes. In einem Hotel in Sichtweite arbeitete Chatwin 1985 sieben Monate lang an den Songlines. Vormittags schrieb er, nachmittags ging er “walking with Paddy”, denn von dem klassisch gebildeten Älteren konnte er eine Menge lernen. Auf einer ihrer Wanderungen erwähnte Leigh Fermor die lateinische Redewendung solvitur ambulando (ein Problem wird beim oder durchs Wandern gelöst), “and immediately Bruce whipped out his notebook.” Chatwins spätere Auslassungen über das Gehen als Therapie etc. dürften hinlänglich bekannt sein. Auf einem anderen gemeinsamen Spaziergang entdeckte Chatwin die kleine byzantinische Kirche Agios Nikolaos in Chora, neben der nach seinem letzten Willen seine Urne beigesetzt ist.

“In der Abgeschiedenheit der Zelle... wird der reißende Strom der Gedanken ruhig und klar, und vieles, was man versteckt hat, und alles, was das Wasser trübt, steigt an die Oberfläche und kann abgeschöpft werden; nach einer Weile erreicht man einen in der Welt dort draußen unvorstellbaren Zustand inneren Friedens”, schreibt Leigh Fermor in Reise in die Stille. Das hört sich gut an, aber für mich kommt ein Leben im Kloster aus mehreren Gründen nicht in Frage. Erstens bin ich nie des Glaubens teilhaftig geworden und hege zweitens zutiefst skeptische Vorbehalte gegen jegliche Erscheinungsform einer Kirche. Drittens glaube ich, weder offen noch heimlich schwul zu sein, und viertens war mir der Fanatismus besonders des heiligen Bernhard von Clairvaux schon immer ein Greuel. Zudem verspüre ich keinen Drang zur Selbstauslöschung. Der Gang ins Kloster stellt für mich also keinen gangbaren Weg dar, eine Wanderung durch die Wiesen und Wälder Innersloweniens hingegen kann den gleichen Zweck erfüllen und eine “Reise in die Stille” bedeuten, die wir alle ab und zu nötig haben.

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Samstag, 23. Mai 2009
unterwegs aufgeschnappt
Wie der Fahrtenbuchschreiber unterwegs erfahren hat, ist Fortuna Düsseldorf heute aufgestiegen.
Aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga. Vor fast 52.000 Zuschauern. Ein mageres 1:0 gegen die 2. Mannschaft von Werder Bremen in einem Drittligaspiel, und es kommen über 50.000 Menschen ins Düsseldorfer Stadion (das ich niemals XY-Arena nennen werde)!

Daneben fast unbeachtet hat eine ominöse Bundesversammlung
dem von der Wahl ausgeschlossenen deutschen Volk
mal eben sein Staatsoberhaupt im Amt bestätigt.


Ein paar Tage macht das Fahrtenbuch ab heute Sendepause. Sein Schreiber wird sich fernab von Internetzugängen und Computern aufhalten. Gegen Ende der Woche wird es dann hier weitergehen, liebe Leserschaft. Schauen Sie mal wieder rein!

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