Kaum hat die Politik seiner und anderen Banken einen Rettungsring aus 500 000 000 000 Euro hingeworfen, bekommt ein Herr Ackermann zum Beispiel schon wieder Oberwasser und möchte am liebsten sogleich wieder als Hai im Hechtteich seiner Freßgier freien Lauf lassen. In einem Interview mit der bekannt systemkritischen Bild am Sonntag erteilte er der Frage, ob nicht nur die Steuerzahler, sondern auch die Banken selbst sich in dem Schlamassel, den sie angerichtet haben, jetzt nicht wenigstens gegenseitig aus der Krise helfen sollten, eine deutliche Abfuhr: "Mir wäre es viel lieber, wenn die Deutsche Bank nur für die Deutsche Bank einzustehen und die Einlagen ihrer eigenen Kunden abzusichern hätte", sagte er dem Blatt. "Ein Schokoladenhersteller freut sich doch auch, wenn sein Konkurrent untergeht." Und dann bekennt sich Ackermann, der in jedem Monat weit mehr als 1 Million Euro verdient, in aller wünschenswerten Offenheit zu seiner unersättlichen Gier: "Ist es Gier, wenn man möglichst erfolgreich sein will? Das will doch jeder im Leben. Davon lebt unser System. Auch der Wettbewerb um höhere Renditen hat die Menschheit weitergebracht. Diesen Wettbewerb sollten wir auf keinen Fall aufgeben." -
Sage bitte keiner mehr, er habe nicht wissen können, woran er bei diesen Herren ist.
Ich sag's ja: Das Skandalöse hat ein Ausmaß angenommen, daß andere Ungeheuerlichkeiten dagegen so weit verblassen, daß man sie fast nur noch mit einem Achselzucken zur Kenntnis nimmt.
Anfang des Monats meldete die WAZ ein auf den ersten Blick bloß putziges Kuriosum: Die zurecht berüchtigte GEZ hatte einer Grundschule im sächsischen Weigsdorf-Köblitz bei Dresden wiederholt Zahlungsaufforderungen geschickt. Ein gewisser Friedrich Schiller, nach dem die Schule benannt ist, habe sich nicht angemeldet und solle gefälligst seine 17 Euro Rundfunkgebühren im Monat nachüberweisen. „Das ist ein Massenverfahren, das darf man nicht vergessen”, entschuldigte die Pressereferentin der GEZ die peinliche Panne und wollte noch weiter beruhigen: „Wir bekommen die Anschriften durch Adressanbieter und lassen sie durch unser System laufen und abgleichen.” - Wie bitte? Gehört etwa die öffentlich-rechtliche Gebühreneinzugszentrale auch zu denjenigen, die ihnen angebotene persönliche Daten erwerben und nutzen? Ihnen angeboten wo und von wem?? Von den Verbrechern, die vertrauliche Datensätze klauen und unter der Hand verhökern? Profitiert eine öffentliche Einrichtung wie die GEZ von kriminellem Datenmißbrauch, Herr Bundesinnenminister? Vielleicht hat sie ja auch schon die 17 Millionen vertraulichen Datensätze gekauft, die bei der Telekom seit zwei Jahren so leicht zugänglich waren. Was muß eigentlich noch passieren, ehe wir diese ganze Kanaille zum Teufel jagen?
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Gestützt auf den Anti-Terrorism Crime and Security Act 2001 ließ Brown tatsächlich umgehend in England investierte Vermögenswerte einer Bank des betroffenen Landes im Umfang von 7 Milliarden britischen Pfund einfrieren. Gordon Browns neuer Schurkenstaat heißt ISLAND.
Hintergrund ist akut die mittlerweile global gewordene Banken- und Finanzkrise, die Island inzwischen schon fast in den Staatsbankrott getrieben hat. Darüber hinaus aber auch der seit langem schwelende Groll der ehemaligen Weltmacht darüber, daß seit Jahren mehr und mehr britische Unternehmen ausgerechnet von Banken und Unternehmern aus dem Zwergstaat am Polarkreis aufgekauft wurden, gegen den das Empire seit 1958 immerhin drei Kabeljaukriege verloren hat.
Seitdem der heutige Notenbankchef Davíð Oddsson als konservativer Premier in dreizehn Regierungsjahren die Wirtschaft Islands radikal neoliberalistisch dereguliert hatte, bedienten sich auch isländische Unternehmer sämtlicher Instrumente, die dem entfesselten Kapitalisten von der Ideologie und Praxis des Turbo- oder Kasinokapitalismus an die Hand gegeben wurden. Die Isländer pumpten sich mit der als gut eingestuften Bonität des isländischen Staats (und seiner prall gefüllten Rentenfonds) Risikokapital, kauften damit europaweit angeschlagene Unternehmen auf, zerstückelten sie und verkauften die lukrativeren Teile wieder mit hohen Gewinnen. 1 Beispiel: Der junge Vorzeige-Tycoon Björgólfur Thor Björgólfsson, der nach einigermaßen undurchsichtigen Geschäften in Rußland mit seinem Vater die privatisierte isländische Landsbanki übernommen hatte und auf der Forbes-Liste der 500 reichsten Menschen der Welt vor Queen Elizabeth II. rangierte, kaufte 2004 die tschechische Telefongesellschaft CR für umgerechnet eine knappe halbe Milliarde Euro und verkaufte sie keine zwei Jahre später für anderthalb Milliarden (vgl. Morgunblaðið, 27.8.06). Zur gleichen Zeit übernahm die isländische Baugur-Gruppe in Großbritannien die Big Food Group, den Spielzeughersteller Hamleys, die Juwelierkette Goldsmiths sowie große Anteile der Modeketten Karen Millen und Whistles. In den Folgejahren kamen noch gewichtige Beteiligungen an Iceland supermarkets, Moss Bros, French Connection, Woolworths, Saks, Whittard of Chelsea, House of Fraser und Oasis hinzu. Damit stieg die isländische Holding zum größten privaten Arbeitgeber von ganz England auf. Icelandair erwarb bedeutende Anteile an der britischen Easy Jet, die KB-Banki, später Kaupthing, Teile der englischen Bankhäuser Singer und Friedlander. Hinzu kamen noch die Supermarktketten Costcutter, Somerfield, Jane Norman und die Slug & Lettuce-Kette. Außerdem ist sie Besitzer der britischen Tochterbank Kaupthing Edge mit mehr als 150.000 Kunden. Wegen der überdurchschnittlich hohen Zinsen, die Kaupthing zahlte, legten auch mehr als 100 britische Kommunen ihr Geld bei der Bank an. Zusammen etwa 1 Milliarde Euro. Von dem, was die Bank an Gewinn erwirtschaftete, kaufte sich ihr Chef Björgólfur Guðmundsson (ja, der Vater von Björgólfur Thor) 2006 für mehr als 100 Millionen Euro aus der Portokasse den englischen Fußballclub West Ham United.
Insgesamt brachten britische Anleger Kapital von annähernd 10 Milliarden Euro bei isländischen Banken unter. Deren Buchvermögen war damit zuletzt fast neunmal größer als das BIP des gesamten Landes.
Doch auch daheim auf der Insel lebte man derweil nicht schlecht - von geborgtem Geld. Kredite nämlich waren problemlos zu bekommen. Neuwagen etwa wurden auf Wunsch zu 100% finanziert. Ähnliches galt für Häuser und Eigentumswohnungen. Das Geld für die Kredite borgten sich die Banken im Ausland.
“Die Nettoauslandsverschuldung Islands wuchs im letzten Jahrzehnt fünfmal so stark wie das BIP und liegt momentan bei 312% des BIPs - 80% davon entfallen auf die isländischen Banken”, weiß der Spiegelfechter. “Die USA haben zum Vergleich nur eine Nettoauslandsverschuldung von 25% des BIPs. Island hat sich über die Jahre zu einer gigantischen Schuldenblase entwickelt, von der die Isländer freilich profitierten. Das Zauberwort der Wikinger-Blase hieß „Carry Trade“. Man leiht sich in einem Land Geld, in dem es Kredite zu sehr günstigen Zinsen gibt – sehr beliebt sind da Japan und die Schweiz. Diese Kredite werden dann von der Zentralbank in die Landeswährung umgetauscht und man bietet ausländischen und inländischen Kunden hochverzinste Anlagen in der einheimischen Währung an, die mit den günstigen Krediten wieder zurückgezahlt werden, während die Einlagen der Kunden investiert werden.”
Jetzt platzte die Blase. Anzeichen dafür gab es schon länger. Schon im April munkelte die Financial Times Deutschland in einem Dossier von bevorstehenden Angriffen von Hedge Fonds auf die isländische Währung. Denn wenn selbst private Konsumenten Kreditverträge in Fremdwährungen abschlossen und das gesamte BIP des Landes gerade mal ausreicht, um etwa 1 Zehntel der Verbindlichkeiten der Banken abzudecken, dann ist die Währung des kleinsten Landes der Welt, das sich freie Wechselkurse leistet, natürlich sehr verwundbar gegen die Angriffe potenter internationaler Währungsspekulanten.
Als jetzt die Finanzkrise den als wackelig eingestuften isländischen Banken jede Möglichkeit abschnitt, sich weiter mit geliehenem Geld zu versorgen, um ihre Verbindlichkeiten bedienen zu können, brauchte es die Attacke der Hedge-Fonds gar nicht mehr. Eines der ehemals so stolzen Privatisierungsflaggschiffe nach dem anderen kroch zahlungsunfähig wieder unter die Fittiche des isländischen Staats. Dieser kann aber die kompletten Ansprüche der internationalen Anleger und Gläubiger, wie oben dargelegt, nicht im Entferntesten rasch befriedigen, und so trat Ministerpräsident Geir Haarde mit einem Entschluß an die Öffentlichkeit, der die Bonität des Landes auf Jahre ramponieren dürfte: Island werde ausländischen Anlegern keine Garantien gegen den Verlust ihrer Einlagen bei den mittlerweile wieder verstaatlichten isländischen Banken geben.
Das war die Ankündigung, auf die Gordon Brown mit seinem Antiterroreinsatz reagierte. Anstelle einer Handvoll skrupelloser Banker erklärte er damit kurzerhand ein ganzes Volk zu Angehörigen eines Terrorstaats. Natürlich ist es auch ein innenpolitischer Schachzug im Kampf um sein politisches Überleben, aber es ist ebenso ein höchst unfreundlicher Akt gegenüber einem Land, das die Briten immerhin in seiner Eigenschaft als langjähriger NATO-Partner und Mitglied in der “Allianz der Willigen” als Verbündeten ansehen müßten, und gegenüber einem kleinen Volk, dessen Angehörige jetzt mit einem dramatischen Rückgang ihres Lebensstandards für das über die Verhältnisse Leben der letzten Jahre drastisch bestraft werden. Die Inflation liegt mittlerweile bei mindestens 15%, die isländische Krone, in der die Isländer nach wie vor entlöhnt werden, befindet sich im freien Fall, für ihre laufenden Kredite in harten Fremdwährungen müssen die Isländer daher nun bald von ihnen nicht mehr aufzubringende Summen aufwenden, der Immobilienmarkt, wenn nicht sogar der gesamte Konsumsektor und vor allem auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln, von denen der absolute Löwenanteil gegen harte Währung auf die kalte Insel importiert werden muß, von einem nahezu vollständigen Einbruch bedroht sind.
Aber Schwierigkeiten anderer Nationen und erst recht deren Gefühle haben das angebliche Mutterland der Fairness noch nie geschert, sobald eigene Interessen im Spiel waren. Und so findet man schon heute beim britischen T-shirt-Versand Spreadshirt eine entsprechend dumpfbackige Kollektion gehässigster Island-Anfeindungen. Mr. Brown kennt offenbar das Gemüt seiner Landsleute und Wähler.
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"Waldgang" empfahl Ernst Jünger in seinem »Brevier für den geistig-politischen Partisanen« in solchen Lagen. "Der Wald ist der Ort des Widerstands, wo neue Formen der Freiheit aufgeboten werden gegen neue Formen der Macht."
So hoch will ich gar nicht hinaus, sondern lediglich, wie gesagt, einfach mal raus. Ich brauche das gelegentlich als seelische Reinigungsmaßnahme, muß den ganzen Sumpf einmal hinter mir lassen, das Innere auslüften und hinaus ins möglichst Menschenleere. Útgarðr. Jenseits des Zauns. Draußen. Im Freien.
Ein vergleichsweise kurzer Weg dorthin ist der Norðvegr, der Weg in den Norden. Ein ganzes Land ist nach ihm benannt: Norwegen. Dorthin ging die Fahrt diesmal.
Vor bald zwei Wochen landeten wir an einem vollkommenen Spätsommertag in Oslo: klare Luft, hemdwarm, blauer Himmel, am Nachmittag in goldenes Leuchten getaucht. Erste Herbstfarben im Laub der Birken und Obstbäume. Von Toyen (Munch-Museum) flanierten wir hinab ins Zentrum und die Karl Johan zum Schloß hinauf. Der alte Ibsen stand natürlich immer noch griesgrämig auf seinem Sockel vor dem Nationaltheater.
Die Denkmalerei in Oslo gebärdet sich überhaupt vorwiegend in Formen von realistischem bis monumentalistischem Nationalkitsch des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Das Stadthaus, natürlich ein architektonisches Großereignis, schmückt sich auch nur mit einer sozialdemokratischen Variante gleichartigen Schmonzes. Aker brygge, ein Stück weiter am Ufer der Pipervika, bietet dann gleich das aus Beton und Glas geformte Abbild des wild gewordenen Neoliberalismus und Yuppietums. Wir ergriffen die Flucht und bestiegen das Boot hinüber nach Bygdøy, wo die Reichen noch schön und geschmackvoll wohnen, was ja längst nicht mehr häufig vorkommt.
Bei dem Wetter war es eine idyllische Ferienkolonie aus alten Holzvillen und dezent dazwischen errichteten modernen Häusern, sparsam, aber gediegen, in reduzierten, einfachen Formen, mit viel Holz, eingebettet in helles spätsommerliches Grün und sonnenglitzernde Buchten.
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Kaum öffnen sich die automatischen Milchglasschiebetüren hinter dem Zolldurchgang des Flughafens, präsentiert sich in unverhohlener Aufdringlichkeit, worum sich in unserer Welt alles dreht: um Waren. Zu allem Überfluß auch noch überwiegend um solche, nach denen ein Kaufinteresse künstlich erst herbeigeführt werden muß. Vom Luxusartikel zum billigsten Ramsch, alles Dinge, die kein Mensch braucht, pseudoedel verpackt oder billig überbunt uns entgegen schreiend: "Kauf mich!”
Dazwischen Freßzeilen, in denen uns teuer zu bezahlender Abfall, Dreck zum Fraß vorgehalten wird. Ich kann gar nicht so schnell schlingen, wie ich kotzen möchte.
Denkt euch doch mal, was bliebe, wenn man einmal jeden “Shop” und jedes Werbedisplay aus dem Ankunftsbereich eines Flughafens entfernte: Ein Labyrinth kahler Gänge und eine leere Halle, in der sich nichts befände außer den Rohren der Lüftungsanlage unter der Decke. Stellt euch vor, ihr landetet als Angehörige einer gänzlich fremden Kultur oder meinetwegen als Außerirdische in Frankfurt, Heathrow oder Schiphol und kämet in den Bereich, der zum Empfang von (Flug-)gästen vorgesehen ist. Was seht ihr? Ware, Ware, Ware. So empfangen wir unsere Gäste. Wir heißen sie nicht willkommen, indem wir ihnen, laßt mich einmal phantasieren, einen Ankunftsbereich öffnen, in dem sie erst einmal ankommen, zur Ruhe kommen können, in dem sie sich wohlfühlen, in dem sie es sich vielleicht bequem machen oder in dem wir ihnen schöne Errungenschaften unserer Kultur vor Augen führen, damit sie sich wirklich empfangen fühlen und das kennenlernen können, was uns lieb und wert ist, was uns auszeichnet und was unsere Wertschätzung von Gästen zum Ausdruck bringt. Nein, wir führen sie an überbordende Warenkörbe mit nichtswürdigen Konsumartikeln, für die sie uns den Gegenwert ihrer Arbeit abliefern sollen. Das wollen wir von ihnen: ihr Geld. Das Gleiche will man von uns: uns die leicht konvertierbaren abstrakten Maßeinheiten, für die wir Anstrengung, Kraft und Mühe, viel Hirnschmalz und Lebenszeit aufgewendet haben, gegen möglichst wertlose Gegenwerte wieder abknöpfen.
Ich weiß, es ist alles tausendmal gesagt und geschrieben, aber wenn man aus Útgarðr in unsere Zivilisation zurückkehrt, drängt es sich einem so auf, daß man es wieder einmal rauslassen muß, um nicht dran zu ersticken.
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doch viele schöne Dinge vollziehen oder bahnen sich an
mit der Stille,
in der auch das Gras wächst
und das herbstliche Blatt vom Baum sich löst.
Vollbracht ist ein Werk, Tage der Ruhe sind uns vergönnt.
Wir verlassen das rechtwinklige Mittgard für kurze Zeit (zu kurze)
und reisen nach Útgarðr.
“Mál mun vera upp að standa og klæðast, en ekki eigið þér nú langa leið fram til borgarinnar er kölluð er Útgarður.” (Gylfaginning, 45)
"Es dürfte an der Zeit sein, aufzustehen und sich anzuziehen, denn weit habt Ihr es nicht mehr bis zu der Burg, die Utgard genannt wird."
Da unten liegt es:
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Du schlägst früh die Augen auf und siehst als erstes die charakteristisch milde, leicht gebrochene goldene Röte der aufgehenden Septembersonne und hellgraue Wölkchen, die über den Himmel treiben. Dein Blick wandert tiefer und sieht, daß in den Senken zwischen den bewaldeten Dünenrücken zum ersten Mal Schleier von Morgennebel liegen. Du freust dich darauf, mit der durchs geöffnete Fenster einströmenden kühlen Morgenluft erstmals wieder den rauchig-erdigen Duft des kommenden Herbstes einzuatmen. Aber es riecht nicht nach Wald oder Erde. Stattdessen ist der Luft unverkennbar ein Hauch von Ölraffinerie beigemischt. Da fällt dir wieder ein, daß du im Südwesten Hollands bist: Agglomeration Randstad, dichtbesiedelste Region Europas.
"Zersiedlung ist die Folge niederländischer Raumplanungspolitik. Ihr Ziel war bis in die neunziger Jahre die gleichmäßige Verteilung der Bevölkerung auf möglichst weit verstreute Siedlungsflecken. Es entstand, was in den Vereinigten Staaten "sprawl" genannt wird: Ein Siedlungsfleck ohne ästhetische Idee, ohne strukturgebendes raumplanerisches Konzept." (Freitag, 19.4.2002) Inzwischen hat man auch in den Niederlanden das unbehagliche Gefühl, es sei langsam Zeit, umzudenken, aber das ist mühsam. Es gibt eine viel einfachere Lösung: umdefinieren.
"Stadtplaner Professor Dirk Frieling von der Technischen Universität Delft vertrat schon Mitte der neunziger Jahre eine betörende Idee: Der Nordwesten der Niederlande dürfe nicht mehr als stark besiedelte Region gedacht werden, sondern als dünn besiedelte Stadt."
Yep, guck mal, wieviel Platz man da auf einmal wieder hat! Und weiter geht's mit dem Zusiedeln.
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