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Samstag, 1. März 2008
März-Haiku

Ein blühender Mandelstrauch
geknickt am Boden
der letzte Wintersturm.

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Freitag, 29. Februar 2008
6.000.000.000.000
Auf diese Summe (in Worten: sechs Billionen) beziffert der Wirtschaftsnobelpreisträger und ehemalige Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz, in einem gleichnamigen Buch die bisherigen Kosten des US-Kriegs im Irak. Die USA selbst tragen die Hälfte, für die andere muss der Rest der Welt aufkommen. Gestern legten Stiglitz und seine Mitautorin Linda Bilmes ihre Rechnung dem englischen Guardian offen (heute bringt die FR Auszüge dieses Artikels). Demnach zahlen die Amerikaner, über den regulären Verteidigungshaushalt hinaus, Monat für Monat allein 16 Mrd. $ an laufenden Kriegskosten (ebensoviel wie das Jahresbudget der Vereinten Nationen. Die gesamte jährliche Entwicklungshilfe der USA für Afrika wird im Krieg in etwa zehn Tagen verballert). Und das sind nur die veröffentlichten Zahlen. Stiglitz/Bilmes fanden eine Menge gut versteckter Kosten. So berücksichtigt das US-Verteidigungsministerium in seinen offiziellen Kostenplänen nur Kampftruppen, aber nicht den gewaltigen Tross der Versorgungseinheiten hinter den Kampflinien, und zählt in seinen Verlustlisten nur Tote und Verwundete in direkten Kampfaktionen, nicht aber die Unfall- und Ausbildungsopfer oder die an Krankheiten Gestorbenen.

Pikante Details: Ein GI erhält etwa 40.000 $ Jahressold, ein Söldner von Halliburton & Co. das Zehnfache an Gehalt, indirekt vom Verteidigungsministerium aus dem Steuersäckel überwiesen, plus üppige Invalidenrenten und Hinterbliebenenversorgungen im Schadensfall. Die regulären Soldaten werden dagegen noch zynisch zur Kasse gebeten. Wer im ersten Einsatzmonat verwundet wird, muss seine Werbungsprämie zurückzahlen, einem schwer am Kopf verletzten Soldaten wurde eine Rechnung über 12.000 $ für beschädigte Ausrüstung zugestellt.

Um die wahren Kosten des Krieges zu verschleiern, senkte Bush sogar noch die Steuern - und finanzierte seinen Wüstenkrieg, weil die Amerikaner selbst nichts auf der hohen Kante haben, über Anleihen und Kredite bei anderen Ländern, allen voran China und den Ölstaaten am Persischen Golf. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: der kommende mächtige Rivale der bisherigen Weltmacht bezahlt ihre Kriege (und macht sie finanziell von sich abhängig). Bis 2017 müssen die USA eine weitere Billion Dollar allein an Zinsleistungen für die Kriegskredite aufbringen.

Der Bush-Krieg für Öl, so ist Stiglitz überzeugt, trug entscheidend dazu bei, dass sich der Ölpreis seit Kriegsausbruch vervierfacht hat. Das schlägt allein beim US-Ölimport mit jährlich zusätzlichen 25 Mrd. $ zu Buche. Die ölimportierenden Industrien in Europa und Asien belastet es mit mehr als einer Billion Dollar. Für die Entwicklungsländer ist der Effekt noch verheerender. Laut einer Studie der Internationalen Energiebehörde drückt der höhere Ölpreis in Afrika die Durchschnittseinkommen um 3% und annulliert damit alle internationalen Verbesserungsanstrengungen zurückliegender Jahre.

Der amerikanische Staat ist inzwischen so pleite und in den Miesen, dass er in der jüngsten Finanzkrise nicht einmal mehr den eigenen Banken aus der Patsche helfen konnte. Staatsfonds aus China und dem Mittleren Osten sprangen bereitwillig in die Bresche und kauften sich in großem Umfang bei der Citibank oder Meryll Lynch ein. “Die ökonomische Stellung der Vereinigten Staaten in der Welt hat sich verändert”, sagt Stiglitz zurückhaltend.

"Mission accomplished, Mr Bush!"

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Donnerstag, 28. Februar 2008
Zukunftsträchtige Entscheidung
Menntamálaráðuneytið, das isländische Kultusministerium, gibt bekannt: Endlich, nach einem Vierteljahr diplomatischen Tauziehens hinter den Kulissen, ist offiziell die Entscheidung gefallen: "Stjórn bókakaupstefnunnar í Frankfurt (Frankfurter Buchmesse) hefur ákveðið að bjóða Íslandi að verða heiðursgestur á sýningunni sem haldin verður haustið 2011." Gast- und Schwerpunktland der Frankfurter Buchmesse in drei Jahren wird: ISLAND. Halleluja, al-Hamdulillah oder, echt isländisch: Yesss!

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Sonntag, 24. Februar 2008
Sonntagsausflug nach Haarlem (mit Doppel-a)
Möglicherweise etwas viele Worte hier in den letzten Tagen, die zudem nicht viel mit Fahrten zu tun haben, aber manchmal muß man sich einfach über die Verhältnisse aufregen. Zum Ausgleich dafür heute Bilder fast ohne Worte von einem Sonntagsausflug nach Haarlem. - Wie viele Bewohner von Harlem/New York mögen überhaupt wissen, daß ihr Stadtteil nach einer holländischen Kleinstadt benannt ist? (Immerhin der Stadt, in der ein Frans Hals seine entlarvenden Porträts malte.)
Laut Stadtgeschichte gab es im 15. Jahrhundert auf je 100 Einwohner eine Brauerei (jawohl, nicht Kneipe, sondern Brauerei).
Offenbar im Suff tischten sie die Schote auf, den Buchdruck mit beweglichen Lettern habe nicht etwa Johannes Gutenberg 1441 in Mainz erfunden, sondern schon zwanzig Jahre früher ein Bürger ihrer Stadt namens Lourens Jansz. Coster. Zur Bekräftigung errichteten sie ihm auf dem Marktplatz ein Denkmal, auf dem er noch heute seine Lettern wie zum Schwur in den Himmel reckt.
Als das Sehenswerteste in Haarlem erschien mir der sauber restaurierte Jugendstilbahnhof mit seinen schönen Holzinterieurs

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Freitag, 22. Februar 2008
"Nichts Neues unter der Sonne"
Für Normalsterbliche nicht mehr vorstellbare Summen und Ausmaße von privatem Reichtum, eine exemte, aus der Gesellschaft herausgelöste Stellung jenseits der Gesetze für Reiche, die sich quasi Privatstaaten mit eigenen (Frei-)räumen, Grenzen und Privatarmeen schaffen.
"Was geschehen ist, wird wieder geschehen,/ was man getan hat, wird man wieder tun:/ Es gibt nichts Neues unter der Sonne." (Prediger 1,9) Es scheint, als würden wir getreu diesem schon zu alttestamentarischen Zeiten geprägten Spruch allmählich Zustände des Feudalzeitalters wiederherstellen oder auch des späten römischen Imperiums kurz vor seiner Auflösung im Westen.
“Während einige Reiche durch eine Vielfalt von legalen und illegalen Steuererleichterungen ihre persönliche Belastung vermindern konnten, wuchs die Belastung derjenigen, die für die Gemeinde verantwortlich waren, unaufhörlich... Die Hauptnutznießer dieses Wandels waren die senatorischen Großgrundbesitzer des Westens, die dank ihrer Verbindungen... von der ansteigenden Steuerbelastung praktisch nicht betroffen waren.” Was sich heute doch wie eine aktuelle Beschreibung des Falls Zumwinkel & Konsorten liest, ist dem Kapitel “Das Weströmische Reich am Ende des 5. Jahrhunderts” aus dem bemerkenswert guten Buch von Patrick J. Geary über Die Merowinger (dt. 1996) entnommen. “Einige der besonders privilegierten Aristokraten zogen sich vollständig in eine Welt von fast unvorstellbarem Luxus und Genuss zurück”. - Wir TV-Augenzeugen von heute können es uns fast wieder vorstellen.

Sicher läge es jetzt nahe, à la Gibbons den warnenden Zeigefinger zu heben und zu sagen: “Wir wissen ja, wie es mit dem Römischen Reich geendet hat.” Und zu recht schrieb der amerikanische Historiker Frank C. Bourne, der ein Vorwort zur Neuauflage von Gibbons Decline and Fall of the Roman Empire verfasste: “In the age of Pax Americana, there's no more important lesson [...] than the rise and the decline of Pax Romana. De nobis fabula narratur.” In der Tat könnte ein bisschen geschichtlicher Nachhilfeunterricht über das Imperium Romanum den Amerikanern vielleicht das eine oder andere Licht über ihre Zukunft aufstecken. Für uns hält die Geschichte vom Zerfall des Römerreichs leider die wenig tröstliche Lehre bereit, dass schon die Superreichen der Antike den Untergang ihrer Welt am besten gemanagt und überstanden haben. Aus den römischen Senatoren und Latifundienbesitzern wurden die ersten Bischöfe des frühen Mittelalters. Die Herren in der alten Welt blieben es auch in der neuen.

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Mittwoch, 20. Februar 2008
Richistan
In seinem hier gestern schon zitierten Artikel “Die Entfremdeten” (SZ, 19.2.08) behauptet Autor Andrian Kreye, die Reichen und Mächtigen lebten längst nicht mehr mit uns Normalsterblichen in einer Welt. Schon die bulligen Geländewagen auf der Düsseldorfer Kö und anderen Protzboulevards hätten vor allem die Funktion, “Fahrer und Passagiere von der Außenwelt abzuschirmen. Da sitzen sie weit über dem automobilen Proletariat in luftiger Höhe, die verdunkelten Scheiben schützen weniger vor Sonne als vor neugierigen Blicken, und ihre Geräumigkeit dient vor allem dazu, eine Inneneinrichtung unterzubringen, die mit mächtigen Ledersitzen und üppigen Konsolen das Interieur eines Salons beschwören.”

Weitaus kräftigere Belege für seine These entnimmt Kreye dem Buch Richistan. A Journey Through the 21st Century Wealth Boom and the Lives of the New Rich (2007) aus der Feder des Wall Street Jounal-Reporters Robert Frank. Ein nettes Beispiel ist der Freizeitclub “Solstice”, dem nur 80 Mitglieder angehören, was bei einer Aufnahmegebühr von 875.000 $ und 42.000 $ Jahresbeitrag nicht groß verwundert. Dafür bekommen sie die Nutzungsrechte an zehn Luxusdomizilen von Kalifornien bis London und einer Privatjacht in der Karibik mit allem Personal vom Koch zum “Lifestyle manager”, der darauf abgerichtet ist, den, wie Solstice's Marketingleiter es ausdrückt, “unersättlichen Hunger auf Luxus” seiner Kundschaft zu befriedigen.

1985 gab es nach Auskunft des Guardian in den USA 13 Milliardäre. Heute sind es über 1000. Ihr Reichtum ist größer als das Bruttosozialprodukt von China, Japan, Brasilen, Russland und der EU zusammen. Was soll man nur mit solchen Privatvermögen anfangen? “Über eine Rolex rümpfen die Ultrareichen bloß die Nase, bei ihnen ist Franck Muller angesagt, der seinen Highend-Chronometer für 736.000 $ offeriert." Nach dem Erwerb einer solchen Swatch für zumindest “affluent people” an der sogenannten Jewel Coast auf der Madison Avenue kann man sich im New Yorker Algonquin Hotel noch rasch ein, zwei “Martini on a rock” für 10.000 $ pro Glas genehmigen. (Auf seinem Boden liegt jeweils ein kleiner Diamant.) - Die wirklich Reichen haben längst “eine eigenständige Welt für ihresgleichen geschaffen”, schreibt Frank, “mit abgeschotteten und bewachten Wohnanlagen, einem eigenen Schul- und Gesundheitssystem, eigenem Reisenetzwerk, einer separaten Wirtschaft. Die Reichen wurden nicht nur reicher, sie wurden zu finanziellen Ausländern, die ihr eigenes Land innerhalb des Landes schufen, ihre eigene Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft."

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Dienstag, 19. Februar 2008
Quiz
Bisher gab die geographische Lage der im Fahrtenbuch auftauchenden Orte sicher niemandem Rätsel auf; aber das könnte sich ändern. Wer ein paar Minuten Zeit hat, kann seine Ortskenntnis schon mal auf der Seite des britischen Tripadvisor testen.

P.S.: Ansonsten noch ein paar Anmerkungen zu den selbsterklärten Leistungsträgern unserer Gesellschaft. Unter dem Titel "Die Entfremdeten" kommentiert Andrian Kreye die Zasterfahndung (taz) unter Deutschlands Reichen in der SZ:
"Das Lebensmotto dieser neuen Elite formulierte die milliardenschwere New Yorker Hotelbesitzerin Leona Helmsley zu Beginn dieser Ära, im Jahre 1989, als sie sagte: 'Wir zahlen keine Steuern. Nur die kleinen Leute zahlen Steuern.'
Wer wirklich etwas auf sich hält, trägt natürlich längst keine Brieftasche mehr bei sich, kein Handy und keinen Schlüsselbund, weil er rund um die Uhr von Assistenten umgeben ist, die ihm Banalitäten wie das Bezahlen, das Wählen von Nummern oder das Aufschließen von Türen abnehmen. Denn bei der Flucht aus der Welt geht es nicht nur um den Raum, sondern um jede noch so banale Geste, die einen Bezug zum wirklichen Leben darstellen könnte. - Wer noch Linie fliegt, der ist nicht reich.
In den neunziger Jahren lautete das Mantra des Erfolges: Think outside the box. Nur wer es schaffte, außerhalb der etablierten Strukturen zu denken, wer die gängigen Regeln und Grenzen ignorierte, missachtete, überlistete, der konnte auch vom Informatikstudenten zum Milliardär, vom BWL-Praktikanten zum Konzernchef aufsteigen. Wer aber sein Leben nach der rebellischen Maxime ausgerichtet hat, Regeln zu missachten und dafür so reich belohnt wurde - warum soll er sich noch an Gesetze halten?"

Übrigens, um so viel Geld beiseite zu schaffen wie Zumwinkel, hat mir jemand vorgerechnet, müsste ein Arbeitsloser mehr als 120 Jahre lang unrechtmäßig Hartz IV beziehen.

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