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Donnerstag, 31. Januar 2008
Erste Ausblicke
Gut. Genügend Zeit aufs Auspacken und Einrichten verwandt; es wird Zeit, den Blick nach draußen zu richten. Und was sehe ich: Überall Fahnen, rot-weiß-blau. Für mich die übliche Beflaggung von langsam und schwer beladen flußauf tuckernden Frachtkähnen auf dem Rhein, heute aber aus Anlass von Königins Geburtstag. Zufällig an Altweiberfastnacht und doch passend, denn die Dame wird 70. Zeit für sie, in Rente zu gehen, finden viele Niederländer im Radio. "Wir wollen unsern König Willem endlich ha'm, tätärä, tätärä!" Schon eine ziemlich karnevalistische Veranstaltung, sich so ein Königshaus zu halten. Immerhin soll die Königin meist schönere Hütchen tragen als unser Bundes-Horsti. Rotweißblau sind aber auch oberflächlich bunte Narrenfarben (es gibt weitere Beispiele unter den bettwäscheartig gemusterten Nationalflaggen), gemessen an unserem ernsteren, aber auch intensiven und widerspruchsvollen Schwarzrotgold.

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Mittwoch, 23. Januar 2008
Betrachter und Betrachtetes
werden einander ähnlicher, wie oft Herrchen und Hund. Gestern der Vollmond über den Dünen.

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Dienstag, 22. Januar 2008
Die Uferfrage
Passend zu den Rädern fast in der Nordsee schreibt Hum in seinem ersten Buch unter dem Stichwort “Erfahrung des Flusses” zum Uferstandpunkt, er kenne nur Hüben und Drüben, dazwischen praktisch nichts. “Kann in diesem Dazwischen”, fragt er, “in diesem Nichts einer heimisch werden?”
Doch wenn es wirklich um Ufer noch dazu um die eines Flusses geht, ist dazwischen kein Nichts. Da gibt es einen Grund, sandig, steinig oder schlammig, und darüber Wasser in Bewegung, im Fließen - den Fluss. Das Gefälle und das Wasser, das darüber hinläuft, nimmt Dinge mit, es rollt sie über den Grund, sie treiben darin mit, sind als Schwebeteilchen in ihm gelöst, oder schwimmen tanzend an seiner Oberfläche. Ich glaube, ich habe es gerade gewagt, mich ihm wieder anzuvertrauen. Ich muss mich noch in seiner Strömung zurechtfinden, den Kopf einstweilen über Wasser halten, um besser zu sehen, aber ich schwimme nicht gegen die Strömung an. - Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom? Ach was, lebende Fische stemmen sich vielleicht dagegen, wenn sie auf etwas warten oder um fast anstrengungslos zu Atem zu kommen, nutzen aber sonst die Geschwindigkeit der Strömung, um selbst schneller voranzukommen. Sie bewegen sich frei im, mit und gegen den Strom, wie ein Fisch im Wasser eben.
Ich will sehen, wohin mich der Fluss führt. Vielleicht nimmt er mich immer weiter mit sich fort und spült mich am Ende irgendwo namenlos ins Meer; vielleicht kann ich mich ihm irgendwann so weit anvertrauen, dass ich den Kopf nicht mehr mit Anstrengung über Wasser halten muss, vielleicht trägt er mich oder ich löse mich in ihm, werde zum Schwebeteilchen, vielleicht aber werde ich auch schwer und sinke an den Grund, kollere noch eine Weile like a rolling stone, oder der Fluss spült mich in einer seiner Biegungen wieder ans Ufer, wo ich dann bleibe und zusehe, wie das Wasser und immer wieder neue Wasser an mir vorüberströmen. Das hört sich willenloser an, als es ist. Allem gingen ein Einverständnis und der Entschluss voraus, wieder in den Fluss zu steigen.

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Mittwoch, 16. Januar 2008
Der Umzug
In nur zwei Stunden ist der LKW beladen. Ein traurig-bewegter Abschied; dann Abfahrt. Beim Überqueren der Elbe Richtung Süden beginnt es zu regnen (“Herbst ohne Bläddä”.)
Über der dämmerigen Ahlhorner Heide reißen die Wolken wieder auf. Am Dümmer streift schon Orion zwischen Wolkenbüschen. “Ein Motorboot soll's auf dem Dümmer geben.” (abfällig). Sie schlang sich das graue Wasser ein paarmal ums Handegelenk, ehe sie murmelte, wie eine Stimme aus dem See; ließ auch die Finger lange nebenher treiben, daß jeder sein feines Kielwasser zog. - Seelandschaft mit Pocahontas.
Hinter Osnabrück dann auf West einschwenken; die schmale, scharfe Mondsichel stets als Begleiter zur Linken. Als der Verkehr wieder dichter wird, bin ich hinter der Grenze, wo nicht die Hunde bellen, sondern die Menschen in die Telefone. Den LKW immer rollen lassen, Steigungen gibt es ja nicht in den Pays bas. Ich halte erst, als der Mond gerade vor mir als große silberne Schaukel schon wieder untergeht und die Vorderräder fast in die Nordsee tauchen: Willkommen Holland!

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Sonntag, 6. Januar 2008
Limbo

Epiphanias, Erscheinung des Herrn (urspr. auf das erste Erscheinen des röm. Kaisers im neuen Jahr bezogen). Bei den Katholen Dreikönigstag, bei den Armeniern Weihnachten, bei den Orthodoxen Taufe Christi, in Island verschwindet heute der letzte der dreizehn Weihnachtsmänner. Ein ganz schönes Durcheinander rankt sich um dieses Datum oder überhaupt um die Zeitspanne in den Kalendern, die man im Volksmund auch gern als “Zwischen den Jahren” bezeichnet. (Vgl. http://www.religioeses-brauchtum.de/winter/zwischen_den_jahren.html)

Von jeher hat man wohl diese dunkelsten Tage des Jahres als Ausnahmezeit empfunden, in der ein entscheidender Umschwung stattfindet: Die Sonne kehrt zurück, die Tage werden endlich wieder länger. Der Januar ist nicht umsonst in römischer Zeit als Monat des doppelgesichtigen Janus eingeführt worden, der bekanntlich zugleich vor und zurück blickt. Davor lag das Fest des nach seiner Entmachtung zu Janus geflüchteten Saturn, bei den Griechen als Chronos Gott der Zeit. Sein Fest, die Saturnalien, begann ursprünglich mit der Opferung des Jahreskönigs, worauf bis zur Inthronisierung des neuen eine Zeit außerhalb der gewöhnlichen Ordnung folgte, in der sogar Standesunterschiede aufgehoben waren und Herren ihre Sklaven bedienen mussten. Alles in allem ein Limbus, ein Zwischenraum außerhalb des Geregelten, Normalen oder spätestens seit Thomas von Aquin eine Vorhölle für Ungetaufte wie mich, wo Dante zufolge auch Dichter und Denker ihrer Erlösung harren. Ich hoffe, sie ist ihnen nah. Jedenfalls den guten unter ihnen. Allen ein frohes neues Jahr!

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Dienstag, 18. Dezember 2007
Einzelhöfe

Island wird von so vielen Monarchen bewohnt, dass sie sich um des inneren Friedens willen lieber die Staatsform einer Republik gegeben haben. Jeder Isländer sein unbelehrbarer kleiner König, der sich von niemandem etwas sagen lässt, am allerwenigsten von seinem Nachbarn. Diese unbeugsame Einstellung hat, abgesehen von einigen Ballungsvierteln im Bereich der Hauptstadt, dazu geführt, dass der isoliert für sich stehende Einzelhof bis heute die bevorzugte Wohnform der isländischen Könige geblieben ist.
Es gibt prachtvolle Beispiele im Land. Als eines der großartigsten erscheint mir das Mausoleum auf dem 220 Meter hohen Hjörleifshöfði. Dort gab es jahrhundertelang einen einzigen Bauernhof, zuerst am Fuß des Inselbergs, dann nach einem Gletscherlauf, der die Ebene unter schwarzem Sand begrub, oben auf seiner Tafel. Als der Hof im vergangenen Jahrhundert aufgegeben wurde, ließ sich der letzte Bauer zusichern, nach seinem Tod dort oben begraben zu werden. Man erfüllte seinen Wunsch, ihn wie einen alten Wikingerseekönig zu begraben, und es heißt, man habe ihm sogar sein Lieblingspferd mit ins Grab gegeben.

Si non e vero... Das einsame Grab auf dem Inselberg zeigt jedenfalls, wie untypisch unumgrenzt weit der Horizont in den Köpfen isländischer Bauern sein kann, und wieviel Selbstbehauptung und Eigensinn darin steckt. - Käme man sonst auf den Gedanken, sich vor dieser fast 900 Meter hohen Steinhalde ein Haus zu bauen?

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Montag, 17. Dezember 2007


Das Jahr stakst auf Siebenmeilenstiefeln seinem Ende entgegen. Heute in zwei Wochen schon wird es dort eintreffen. Im nächsten Jahr wartet etwas gänzlich Neues auf mich. Darum will ich jetzt endlich mit meinem Islandbericht auf die Zielgerade einbiegen. Wird auch Zeit!, wird mancher geduldige Leser dieses Fahrtenbuchs denken, und von denen gibt es anscheinend einige mehr, als ich mir zu Beginn des Unternehmens vorgestellt habe. Annähernd 5000 Besuche auf dieser Seite in einem Dreivierteljahr. Es gibt bestimmt Seiten, die erreichen das an einem Tag, mir aber sind das mehr als erwartet, und ich freue mich, wenn jemand die Lektüre meiner Texte anregend oder die Bilder sehenswert gefunden hat. Ich hoffe, ich kann das mit neuen Inhalten von meinem neuen Standort im nächsten Jahr so fortsetzen.
Jetzt aber auf zur vorletzten und 9. Etappe von IS'07, im äußersten Südosten der Insel! Hier ein Ausschnitt des Gletscherpanoramas vom einzigen Hafenort an der gesamten Südküste, Höfn.

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