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Freitag, 7. November 2014
Ein letztes Mal noch: Bemalte Felsen in Australien
Vielleicht ist man zunächst ein klein wenig enttäuscht, wenn man nach dem Fußmarsch unter stechender Sonne entlang in der Hitze zerspringender Sandsteinfelsen die phantasievolle Bildergalerie von Anbangbang an der Südspitze des Nourlangie-Felsens erreicht und dann erfährt, daß sie gerade einmal fünfzig Jahre alt ist.
Anbangbang ist der größte Felsüberhang der ganzen Gegend, fast schon eine Höhle, aber dadurch entstanden, daß ein riesiger Quarzit-Felsbrocken vom 265 Meter hohen Burrungui oder Nourlangie Rock abbrach und auf zwei anderen Felsblöcken liegen blieb. Die so entstandene, luftige Höhlung nutzten Aborigenefamilien seit Jahrhunderten und länger jeweils in der Regenzeit als Wohnplatz. Spuren und Hinterlassenschaften aus mindestens 6000 Jahren sind ausgegraben worden, doch im 20. Jahrhundert ging diese jahrtausendealte Tradition sehr schnell zu Ende, es kamen keine Menschen mehr, um hier während der Regenzeit zu wohnen, und mit ihrem Ausbleiben drohten auch die mit dem Ort verbundenen und von ihnen mündlich tradierten mythischen Geschichten zu verschwinden. Mit Erlaubnis der Stammesältesten suchte ein bekannter eingeborener Maler namens Najombolmi den Ort im Jahr 1964 noch einmal auf und malte im traditionellen, alten ‟Röntgen-Stil” die Wesen auf den Fels, deren Geschichten er als einer von ganz wenigen noch kannte, den gefährlichen Geist Namandjolk, den Blitzemacher Namarrkon mit Steinäxten an seinen Ellbogen, um Blitz und Donner aus den Felsen zu schlagen, und seine Frau Barrkinj. In Sichtweite des Wohnplatzes liegt der hohe Steilrand des Arnhemland-Massivs. Es ist die Heimat von Namarrkon, und an einer Stelle sind dort drüben in glastiger Ferne drei riesige Säulen aus Sandstein aus der Wand gewittert und stehen fast allein vor ihr. Dieser Platz ist tabu, er ist "Lightning dreaming", der Ort an dem Blitz und Donner entstehen.
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