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Donnerstag, 8. März 2012
37,49 S, 144,58 O



Späte Ankunft in Melbourne.
Dunkel, doch man ahnt eine Riesenstadt. Sechsspurige Autobahn in die City, erleuchtete Stockwerke hoch oben in diffusen Wolken. In den Straßenschluchten viele, viele junge Menschen unterwegs, McDonalds gedrängt voll bis auf die Straße. Freitagabend.

Wer Australien sagt, denkt meist Sydney, aber Melbourne mit seinen drei Millionen Einwohnern ist nicht zu unterschätzen. Keine schöne Stadt, städtebaulich so austauschbar neuweltlich, daß ich mehrmals das Gefühl abschütteln mußte, in Toronto zu sein. Auch das Wetter fast kanadisch für Sommer. Aus Auckland waren wir geflohen, weil wieder ein Sturmtief mit massiven Regenfällen angekündigt war. Wir flogen mitten hindurch. Der Flug war entsprechend "bumpy". Doch in Melbourne sah es kaum besser aus. Knapp 20 Grad und viele Wolken.
Am nächsten Morgen setzte der Regen ein, der den Südosten des Kontinents bis zur Sättigung und darüber hinaus durchnäßte. Besonders die Bundesstaaten New South Wales und Victoria traf es. Tropisch-feuchte Luftmassen dringen in diesem La-Ninja-Jahr viel weiter nach Süden vor als sonst. Die heftigsten Niederschläge seit 1974, mancherorts gar seit 1956 sind die Folge. Der Darling River erreichte einen Pegelstand von fast 14 Metern. Einige Tausend Anwohner mußten evakuiert werden. Das Fernsehen in der Küche unserer Pension brachte halbstündlich neue Meldungen von Überflutungen, abgeschnittenen Orten, weiteren Evakuierungen. Und auch in Melbourne schüttete es. Von morgens bis abends und die Nacht hindurch. (Sogar ich wachte einmal vom Platschen des Regens im Innenhof auf.)

Keine Stadt macht in solchem Dauerregen der ergiebigen Art einen besonders freundlichen Eindruck. Aber selbst unter solchen Umständen, daß jedermann sich nur laufend und Pfützen überspringend von Bürgersteigüberdachung zu Passage fortbewegte, zeigte sich Melbourne als sehr lebendige, interessante Stadt.
Viele Passanten sehen im Vergleich zu den Auckländern geradezu mondän aus, die Collins Street und ihre Quer- und Parallelstraßen können bei den Geschäften mit der unteren Bahnhofstraße in Zürich mithalten, doch die Vielfalt der Menschen ist größer als dort. Wir hatten den Eindruck, daß Melbourne zur Hälfte eine asiatische Stadt ist.
Die prallvollen Hallen des Queen Victoria Market spiegeln die ganze Multiethnizität der Stadt wieder. Ein quicklebendiger Basar mit allem, was Australiern als exotische Leckerei vorkommen mag: französische Käse, griechischer Feta und Oliven, ungarische Salami, polnische Würste, deutsches Brot, türkisches Börek (ganz frisch gebacken) und natürlich einheimisches Obst und Gemüse vom Feinsten, Fisch, Fleisch, Geflügel, japanisches Sushi und Sashimi, koreanische und chinesische Garküchen. - Die Preise treiben Euo-payern allerdings Tränen in die Augen. Doch sollen die Löhne entsprechend sein. Ein selbständiger Elektriker, wurde uns erzählt, verdient hier 400$ nach Steuern, pro Tag.

So elegant wie einige Geschäfte schwingt sich auch der Yarra River durch die Stadt, ein von Parkanlagen gesäumtes Band mit vielen Ruderbooten, Radfahrern auf den Uferwegen und vor allem Dauerläufern; nirgends habe ich so viele Jogger gesehen wie in Melbourne. Im wundervollen Botanischen Garten waren sie zu jeder Tageszeit unterwegs, am Sonntagmorgen kamen sie mir schon vor 7 Uhr in Gruppen entgegen.
So viel für heute. Wir verziehen uns ins Outback.

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