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Mittwoch, 2. März 2011


Lieber Herr Stubenzweig, kann es sein, daß Sie vielleicht ein paar Blogs zu viel verfolgen? Schottland? Im Leben war ich noch nicht bei diesen Röckchenträgern, die zum Ausgleich für ihre effeminierte Unterleibsbekleidung (die für meinen Geschmack äußerst seltsam mit den meist wie eine Uniformjacke geschnittenen Tweedsakkos kontrastiert) gern umso braveheartiger auftreten, und bin es auch jetzt nicht. Der ewigen Tropferei von oben, die uns der niederländische Winter bescherte, wollte ich ja gerade entkommen.
Der Herr Pathologe liegt da viel näher, um nicht zu sagen, genau im Ziel. Sein “Raten” kam mir allerdings ein wenig so vor wie das in manchen Fernsehrateshows, wo die Kandidaten die Lösung längst kennen und sich bloß den Zuschauern und dem Quizzmaster zuliebe noch ein wenig zierend um den heißen Brei herumraten. Der Herr Leichenzerleger und -beschauer macht sich sogar so weit ein Späßchen daraus, daß er den Spieß umdreht und seinerseits mich auf Schnitzeljagd durchs Netz und die Stadt schickt.
Bei dem als hinweisendes Fürwort angegebenen Admiral mochte ich nicht glauben, daß es allein um den Namen geht, und habe in seinem verlinkten Wikipedia-Eintrag – und der ist ausführlich – lange und vergeblich nach einem biografischen Bezug zur hiesigen Inselgruppe gesucht.
Angel Guimera (cc)Und der erste und lange Zeit einzige Schriftsteller mit den Lebenseckdaten 1845-1924, der mir unterkam, war Carl Spitteler. Der aber hat m.W. seine Schweizer Ober- und Unterländer nur einmal im Leben nennenswert verlassen – in Richtung St. Petersburg und Finnland, nordostwärts also und mithin meiner eigenen zeitweiligen Absetzbewegung genau entgegengesetzt. Das paßte hinten und vorne nicht zusammen. Daß jedoch Àngel Guimerà i Jorge (wer kennt ihn nicht?), der allerdings seine berühmten Werke wie Terra baixa (“Niederland”?) bekanntermaßen auf Katalanisch schrieb, in der Tat auf unserer gesuchten Insel kurz das Sonnenlicht der Welt erblickte, bevor seine Eltern mit ihm für immer nach Barcelona auswanderten, war mir nicht bekannt. – Sie haben in den Containern und Compounds ihres Vagabundenlebens eine Menge Zeit zum Lesen gehabt, wie?
Ich selbst habe mir ein (in Zahlen 1) anderes Buch ins knapp bemessene Reisegepäckstück gesteckt, aber ein dickes, damit ich mit diesem einen möglichst auskomme. Mehr als 900 sehr klein bedruckte Seiten. Es ist nicht mehr ganz taufrisch, hat seit seinem ersten Erscheinen mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem breiten Rücken und auch nicht direkt mit dieser Insel zu tun, spielt jedoch immerhin auf einer Insel, die ebenfalls den spanischen Bourbonen untersteht. Die Beobachtungen seines Autors sind so genau, daß sie, wenn man nur eine beliebige Stelle aufschlägt, noch genau auf den heutigen Tag und Ort zutreffen. So las ich zum Beispiel heute morgen folgende ebenso wichtige wie präzise Feststellung:

“Seit der Landung war noch kein Tropfen Regen gefallen. Für einen Menschen, der sich in Amsterdam hatte einregnen lassen, ein seltsames Erlebnis.”

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