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Montag, 21. Februar 2011
Der erste Morgen auf der Insel
Ja, wäre das das Fortbewegungsmittel gewesen... – himmlisch! Aber dafür fehlt uns Heutigen meist die Zeit oder das nötige Kleingeld. Doch am Morgen lag sie im Hafen festgemacht, die Schöne. Eine 100-Tonnen West Country Trading Ketch namens Bessie Ellen, 1907 in Plymouth vom Stapel gelaufen und noch ganz aus Eiche gebaut.
So samtig-weich wie das Licht auf dem Wasser fühlte sich die Luft an, bei 18 ̊ schon am Morgen; nicht schlecht für Mitte Februar.
Der Hafen liegt auf der dem Festland zugewandten Ostseite der Insel und ist gewiß die Keimzelle der Stadt. Er befindet sich noch an seinem ursprünglichen Ort, kein moderner Containerhafen irgendwo im Nirgendwo hat ihn abgelöst, was anzeigt, daß er als Handelshafen keine übergroße Rolle spielen kann, sondern nicht viel mehr als der Versorgung der Insel dient. Es gibt ein paar moderne Ladekräne, aber mehr Raum nehmen die Marina für Segel- und Sportboote und die Landungsbrücken für Fähren und Kreuzfahrtschiffe ein. Tourismus ist längst das Hauptgewerbe, aber die Stadt ist groß genug, um ein Eigenleben zu führen, das nicht nur vom Fremdenverkehr abhängt, und das weckt Interesse an ihr.
Ebenso wie ein tiefes, mittlerweile wie ein Kanal eingefaßtes und derzeit trockenes Wadi ziehen sich die Hauptstraßen fast sternförmig vom Hafen die Hänge hinauf. Im Norden wird die Bucht von einer schroff zerklüfteten Bergkette begrenzt, die der Stadterweiterung eine klare Grenze setzt. Trotzdem kleben ganze Siedlungen bis recht hoch hinauf wie Schwalbennester in Mulden zwischen den Steilhängen. Nach Westen und Süden steigt das Gelände sanfter an, und da dehnt sich ein ziemlich gesichtsloses Häusermeer vor allem von Wohnblocks. Einzelhäuser sind so gut wie keine zu sehen. Hohe Bodenpreise und Immobilienspekulation dürften zu ihrem Abbruch und Überbauen mit höheren “Renditeobjekten” geführt haben. Ausdruckslose, zweckrationale Kästen die meisten. Kleine, das Licht eher ausschließende Fenster mit Aluminiumrahmen und oft herabgelassenen Jalousien sind das vorherrschende Gestaltungselement der glatten Fassaden. Immerhin stehen die meisten in tadellosem Anstrich und wirken auch sonst von außen aufgeräumt und ordentlich in Schuß gehalten. Verfall ist kaum zu sehen, außer vielleicht bei ein paar Häuserzeilen mit älterer Bebauung nahe dem Hafen, die von ihren Eigentümern sicher mit Absicht dem decay überlassen werden, bis sie endlich die Abbruchgenehmigung wegen Baufälligkeit bekommen werden.
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