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Sonntag, 18. Oktober 2009
Isolomanie
Sonnig wie Apulien oder eine mittelmeerische Insel liegt Saaremaa da unten jenseits des Wassergrabens hingebreitet, und wenn man vom Aussichtsturm Pikk Herman den Blick über den türkisblau glitzernden Golf wandern läßt, kann man sich schon mal in die Johanniterfestung auf Rhodos oder andere Kreuzritterburgen am Mittelmeer versetzt fühlen. Heimelig mediterran wird auch der Herzogin zumute, und sie gibt sich einem akuten Anfall von Isolomanie hin, jener höchst ansteckenden Krankheit, die Lawrence Durrell in Leuchtende Orangen. Rhodos, Insel des Helios in den Tagebüchern seines Freundes Gideon erstmals beschrieben fand:
“In Gideons Tagebüchern habe ich einmal eine Aufzählung von Krankheiten gefunden, die von der medizinischen Wissenschaft noch nicht zur Kenntnis genommen worden sind, darunter Isolomania, die als eine seltene, aber keineswegs unbekannte Behexung der Seele beschrieben wird. Es gibt Menschen, pflegte Gideon zu erklären, die Inseln nur schwer widerstehen können. Die bloße Vorstellung, auf einer Insel, in einer kleinen, vom Meer umgebenen Welt zu leben, erfüllt sie mit unbeschreiblicher Trunkenheit. Diese geborenen ‘Islomanen‘, fügte er gern hinzu, sind die direkten Nachkommen der Atlantier, und immerzu ist es das verlorene Atlantis, das ihr Unbewußtes auf einer Insel wiederzufinden hofft.”
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