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Freitag, 16. Oktober 2009
Die Adlerburg von Ösel
Mit knapp 3000 km² ist Saaremaa hundertmal größer als Borkum und etwa so groß wie Gotland oder Fünen, hat aber nicht einmal ein Zehntel von dessen Einwohnern. Keine 40000 Menschen verlieren sich zwischen seinen Wäldern, Sümpfen und Feuchtwiesen.
Saaremaa Flach ist die Insel, und auf der Karte sieht sie aus wie ein Fächer mit einem exzentrischen Griff; fächerförmig ist auch alles auf den Hauptort Kuressaare mit der alten Burg der Bischöfe von Ösel-Wiek ausgerichtet. In ihrer vollkommen auf das Wesentliche reduzierten Viereckanlage mit den abwehrend glatt gefugten Mauern erinnert sie an ein Kastell Friedrichs II.. Ist ihre Architektur vielleicht sogar eine Folge der engen Verbindungen zwischen dem Deutschen Orden und dem an herrscherlichen Bauten so interessierten Stauferkaiser? Beherrschend ist auch ihre Lage an dem nach Süden, Richtung Rigaer Meerbusen sich öffnenden Golf. Fantastisch der Blick von den hohen Zinnen.



Sicher war die Arensburg (niederdeutsch für Adlerburg) der erste und wichtigste Brückenkopf der christlichen Kreuzritter vom Schwertbrüderorden in ihrem Eroberungskrieg gegen die Esten, die hier auf Saaremaa besonders hartnäckig Widerstand leisteten und erst 1227, zwei Jahre, nachdem das Festland schon kapituliert hatte, unterworfen wurden. In der Folgezeit wurde die Burg von Baumeistern des Deutschen Ordens zum Sitz der Bischöfe des neu gegründeten Rigaer Suffraganbistums Ösel-Wiek ausgebaut. Dem flachen Gelände brauchten sie keine Zugeständnisse zu machen, die geschlagenen Inselbewohner verfügten mit Sicherheit über kein burgenbrechendes Belagerungs- und Sturmgerät, und so konnten die Ordensbaumeister ein geradezu idealtypisches Symbol von Herrschaft errichten, das hinter seinen hoch aufragenden Mauern und Türmen über der flachen Küste thront wie Castell del Monte über dem Flachland Apuliens.

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