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Freitag, 27. Juni 2008
weiter gehen
“Gehen wir noch ein Stück?”, fragte die Herzogin, als ich bei ihr ankam.
“Gehen wir noch ein Stück”, sagte ich.
“Wie weit?”
“Och, wenigstens ein paar Jahre”, sagte ich, “mal sehen, wie lange es geht.”
“Kurzes Glück kann jeder”, sagte die Herzogin und ging los.
Diesmal blieb ich an ihrer Seite, und wir querten vorerst nicht mehr die Dünenrücken, sondern folgten der Spur der Ziegen. Irgendwo würden sie uns schon hinführen, wo es Wasser, Grün und Menschen gab. Die Tiere kennen sich aus, ihre Pfade enden nicht im Nirgendwo. Wasser hatten wir für eine ganze Tageswanderung im Rucksack, Kompass, und zur Sicherheit hatte ich das Handy dabei und Raschids Nummer.
Die Sonne stieg höher, der Sand verlor seine Konturen, und seine Farbe bleichte aus, aber ich bekam allmählich das Gefühl, trotzdem leichter zu gehen. Der Rhythmus stellte sich ein, den ich am Wandern so liebe. Die Gleichmäßigkeit des Gehens, die den Körper und seine Teile harmonisch in Einklang bringt mit sich selbst. Nach einer Weile stimmte sich mein Rhythmus dann auf den der Landschaft ein. Anstiege brachten mich nicht mehr ins Schwitzen oder außer Atem als das Hinablaufen auf der anderen Seite, das Wellenförmige der Dünen wurde zum Muster des Gehens. Auf und ab, verlangsamen, zulegen, stehenbleiben, rasten, wieder Bewegung aufnehmen, weiter gehen in dieser mageren Landschaft, die schon fast an Abstraktion grenzt, nur noch Linie und kaum mehr Farbe ist, Licht, Sand und Wind. Durch die Reduktion noch gegenwärtiger. Es sind Elemente, Worte und Empfindungen, die für mich nach Freiheit duften. Vielleicht weil sie so leicht sind, allen beschwerenden Ballast abgeworfen und hinter sich gelassen haben. Das Licht löst selbst die Farben auf, das Licht, seine Hitze und der Wind trocknen den Sand aus, machen ihn leicht und fliegen. Dünen sind Strömungsmuster, sichtbar gewordener Wind. Ich denke an das Gegenstück: nasse, schwere Lehmerde. Das Gehen auf dem hohen Grat einer Sanddüne kommt manchmal dem Gefühl des Fliegens nahe. Wenn dir der aufsteigende Wind bauschend unter das Hemd fährt, könntest du fast abheben. Das Gehen hier duftet nicht nur nach Freiheit, es ist Leben von Freiheit. Und Freiheit kann man nur leben; sie ist kein Besitz, sondern eine Tätigkeit. Ein Staat, ein Gemeinwesen kann seinen Mitgliedern höchstens Freiheitsrechte verbriefen. Sie verwirklichen, sie in Freiheit umsetzen, muss jeder selbst durch sein Tun. Von daher mögen viele unser kräftezehrendes Herumwandern in dieser Wüste ohne Zweck und Ziel für “bekloppt” halten, für mich ist es ein Akt von Freiheit. Hier gehe ich in der Wüste, doch in mir ist bei weitem keine Wüste.
Neben mir geht die Herzogin. Manchmal blickt sie mich von der Seite an, und einmal sagt sie: “Ich habe von einem alten Beduinen gelesen, den man fragte, was er nur an seiner armseligen Wüste fände, und er gab zur Antwort: Die Gazelle sagt: Meine Wüste ist mir schön wie euch Damaskus.”
“Oh ja”, antworte ich, “ich kenne auch so ein altes Wort: Und man verstehe die Freiheit, aufzubrechen, wohin man will.”
Die Herzogin drückt meine Hand, und wir gehen weiter.
“Gehen wir noch ein Stück”, sagte ich.
“Wie weit?”
“Och, wenigstens ein paar Jahre”, sagte ich, “mal sehen, wie lange es geht.”
“Kurzes Glück kann jeder”, sagte die Herzogin und ging los.
Diesmal blieb ich an ihrer Seite, und wir querten vorerst nicht mehr die Dünenrücken, sondern folgten der Spur der Ziegen. Irgendwo würden sie uns schon hinführen, wo es Wasser, Grün und Menschen gab. Die Tiere kennen sich aus, ihre Pfade enden nicht im Nirgendwo. Wasser hatten wir für eine ganze Tageswanderung im Rucksack, Kompass, und zur Sicherheit hatte ich das Handy dabei und Raschids Nummer.
Die Sonne stieg höher, der Sand verlor seine Konturen, und seine Farbe bleichte aus, aber ich bekam allmählich das Gefühl, trotzdem leichter zu gehen. Der Rhythmus stellte sich ein, den ich am Wandern so liebe. Die Gleichmäßigkeit des Gehens, die den Körper und seine Teile harmonisch in Einklang bringt mit sich selbst. Nach einer Weile stimmte sich mein Rhythmus dann auf den der Landschaft ein. Anstiege brachten mich nicht mehr ins Schwitzen oder außer Atem als das Hinablaufen auf der anderen Seite, das Wellenförmige der Dünen wurde zum Muster des Gehens. Auf und ab, verlangsamen, zulegen, stehenbleiben, rasten, wieder Bewegung aufnehmen, weiter gehen in dieser mageren Landschaft, die schon fast an Abstraktion grenzt, nur noch Linie und kaum mehr Farbe ist, Licht, Sand und Wind. Durch die Reduktion noch gegenwärtiger. Es sind Elemente, Worte und Empfindungen, die für mich nach Freiheit duften. Vielleicht weil sie so leicht sind, allen beschwerenden Ballast abgeworfen und hinter sich gelassen haben. Das Licht löst selbst die Farben auf, das Licht, seine Hitze und der Wind trocknen den Sand aus, machen ihn leicht und fliegen. Dünen sind Strömungsmuster, sichtbar gewordener Wind. Ich denke an das Gegenstück: nasse, schwere Lehmerde. Das Gehen auf dem hohen Grat einer Sanddüne kommt manchmal dem Gefühl des Fliegens nahe. Wenn dir der aufsteigende Wind bauschend unter das Hemd fährt, könntest du fast abheben. Das Gehen hier duftet nicht nur nach Freiheit, es ist Leben von Freiheit. Und Freiheit kann man nur leben; sie ist kein Besitz, sondern eine Tätigkeit. Ein Staat, ein Gemeinwesen kann seinen Mitgliedern höchstens Freiheitsrechte verbriefen. Sie verwirklichen, sie in Freiheit umsetzen, muss jeder selbst durch sein Tun. Von daher mögen viele unser kräftezehrendes Herumwandern in dieser Wüste ohne Zweck und Ziel für “bekloppt” halten, für mich ist es ein Akt von Freiheit. Hier gehe ich in der Wüste, doch in mir ist bei weitem keine Wüste.
Neben mir geht die Herzogin. Manchmal blickt sie mich von der Seite an, und einmal sagt sie: “Ich habe von einem alten Beduinen gelesen, den man fragte, was er nur an seiner armseligen Wüste fände, und er gab zur Antwort: Die Gazelle sagt: Meine Wüste ist mir schön wie euch Damaskus.”
“Oh ja”, antworte ich, “ich kenne auch so ein altes Wort: Und man verstehe die Freiheit, aufzubrechen, wohin man will.”
Die Herzogin drückt meine Hand, und wir gehen weiter.
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