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Mittwoch, 11. Juni 2008
Dünenfahren
Langsam, fast behutsam rollte Raschid auf breiten Gummiwalzen hinaus auf den rötlichen Sand. Wir folgten. “Nema problema, eh?”, erkundigte sich ks. “Nema problema”, bestätigte ich. “So weit.” Das hatte wohl auch Raschid festgestellt, denn er erhöhte sacht das Tempo. Im feinen Sand malte sich jede Profilrille seiner Reifen deutlich ab. Es gab ein ganzes Bündel solcher Reifenspuren, jeder schien hier seiner eigenen Nase nachzufahren. Warum auch nicht? Platz gab es genug. Raschid fühlte sich schon verfolgt; er gab mehr Gas. Kleine Staubfähnchen wölkten hinter seinen Rädern auf. Ich beschleunigte ebenfalls. Als er merkte, dass ich dranblieb, trat er das Pedal tiefer durch. Aus den Staubwölkchen wurden kleine Staubdrachen, die seinem Wagen von hinten in die Fersen zwickten, damit er schneller fuhr. Er fuhr schneller. Wir kurvten zwischen ein paar Schirmakazien hindurch wie durch einen locker gesteckten Slalomparcour. Dahinter rückten von den Seiten noch niedrige, aber scharfgratige Dünenkämme allmählich näher und engten unsere Spielfläche ein. Wir hielten uns parallel zu ihnen, die Wagen rollten zügig dahin. Nach und nach häuften sich die Dünen zu langgestreckten Hügeln und Höhenrücken aus rotem Sand und verstellten den Horizont. An ihren Füßen wuchsen hier und da niedrige Dornensträucher oder ein Büschel trockenes, hartes Gras. Als wir um die Ausläufer einer Düne herumfuhren, weil Raschid wohl den vorgeprägten Spurrillen entkommen wollte, überraschten wir zwei junge Dromedare, deren Köpfe, tiefer als die Höcker geduckt, synchron zu uns herumflogen und uns dann entgeistert auf langen Hälsen folgten. Im nächsten Dünental stand anscheinend die Mutter und sah uns vorwurfsvoll entgegen.
Der rote Sand wurde tiefer, ich musste mehr Gas geben, um das Tempo zu halten. Dann wechselte Raschid vorn noch einmal geringfügig die Richtung und fuhr schräg einen Dünenhang hinauf. Der Pfadfinder folgte brav, neigte sich natürlich zur Seite, wühlte sich aber hinauf und pflügte oben eine Schneise durch den wie mit dem Lineal gezogenen Kamm. Dahinter ging es in eine weite Mulde zwischen zwei Dünen. Es war, als ob man in eine mit gemahlenem Zimt gefüllte Sandgrube hineinfuhr. Bloß nicht drin steckenbleiben! Hier war es schon nützlich, dass die Antriebskraft auf alle vier Räder verteilt wurde. So kamen wir im zweiten Gang ganz gut und ohne zu stocken durch und die nächste Düne hinauf. Unten verlief wieder ein langgestrecktes flaches Tal mit wellblechgeriffeltem Sand, dem wir auf einem südlichen Kurs immer tiefer in die Wüste hinein folgten.
Irgendwann lag vor uns etwas silbrig grau in eine Mulde zwischen zwei Dünen gebettet. Es stellte sich als kleine Ansammlung niedriger Hütten aus Palmwedeln heraus, die dicht zusammenkauerten wie eine Wagenburg. Raschid fuhr darauf zu und hielt davor. Er stieg aus und trat zu mir ans Seitenfenster. “Das ist die Wohnung meiner Eltern. Ich möchte euch auf einen Willkommenskaffee hereinbitten.”

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