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Freitag, 1. Juni 2007
Ost-Ostseeküste
April verweht und Mai vorbei; heute schon der 1. des Mittsommermonats, und die Fahrt geht weiter nach Osten, über die Wakenitz, den ehemals so verwunschenen Grenzfluß zwischen BRDDR. Unbegradigt, unbenutzt, zugewachsen, fast überwuchert an manchen Stellen wie ein Urwaldfluß, so sah die Wakenitz damals auf ihrem Lauf zwischen Ratzeburger See und Lübeck aus. Heute zerhackt die Asphaltschneise der A 20 das ehemalige Eisvogelparadies, in dessen Wasser auch Störche und reglos Reiher darauf warteten, Fische zu spießen. In die alte Süd-Nord verlaufende Trennungslinie schlug die Riesenaxt der Geschichte ihre Kerbe und legte eine Ost-West-Verbindung hindurch. Also hinter der Silhouette der sieben Türme links ab und hinüber, von der ehemaligen Grenze nur noch ein Brückenschild: "Wakenitz", Vollgas und bald tauchen hinter einer Kuppe der Turm von St. Nikolai und die Häuser von Wismar auf.
Das reicht an Autobahnkilometern, auf der Landstraße kann ich mit offenem Visier fahren und bekomme jeden Geruch mit. Der Raps ist verblüht, doch entlang der Feldraine duftet es nach wilder Kamille, dazwischen schön blau blühende Wegwarte oder Zichorie. Im Dunkelgrün der Weizenfelder explodiert das Rot des Klatschmohns. Schönste und wildeste aller Sommerblumen; so ihrer Freiheit verbunden, daß sie sich nicht zur Schnittblume hergibt. In eine Vase gestellt, tut sie ihren Henkern nichts zu Gefallen, sondern legt den Kopf auf die Seite und stirbt binnen Stunden.

Geringer Verkehr, die wenigen Autos kaum mehr als ein leicht gesteckter Slalomparcour: ran, ausschwingen, vorbei, einscheren.
Dann Kühlungsborn. "Hier verbindet sich der Charme der 'guten alten Zeit' mit Komfort von heute", heißt es. Der deutsche Gartenzwerg lebt, mein Fazit. Bloß weiter! Aber weiter geht's nicht. Schon in Kühlungsborn wurden die gefährlichen Rentnertouristen von martialischen Greiferkommandos der Polizei beaufsichtigt. Eigentlich wollte ich die Sehenswürdigkeit dieser Tage besichtigen: den demokratischen Schutzwall um Scheinheiligendamm, aber so weit kommt man schon nicht mehr. Jede Straße dorthin ist Kilometer im Vorfeld mit Straßensperren abgeriegelt, im Hintergrund Mannschaftswagen, lungernde Heerhaufen grün und schwarz Uniformierter. Die Bürgerkriegsarmee ist aufmarschiert und hat Stellung bezogen. Ganze Konvois von Einsatzfahrzeugen, abschnittweise überwiegen sie den Zivilverkehr, patrouillieren auf allen Straßen, parken in jeder Haltebucht in Einsatzbereitschaft. In Rostock ist der Belagerungszustand ausgerufen. An jeder Ecke Polizeiposten in Nahkampfrüstung. Und das alles wegen dieser 8 Clowns, die meinen, die Welt zu regieren.

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