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Dienstag, 24. April 2007
Glockengeläut
Nach langer Zeit wieder einmal die gedehnten, satten Konsonanten und runden, vollen Vokale hören - diese Mundart ist ein Stück Kindheit, Heimat. Dafür läuten schon am Nachmittag um 5 die Glocken. Am nächsten Morgen, Sonntag, scheppern sie um 7 los, dann um 8 und wieder um halb 11. Jedesmal strömt im Sonntagsstaat und auf blank geputzten Schuhen das Volk mit fromm gesenkten Köpfen. Danach eine verdiente Pause für den Sonntagsbraten und das anschließende Verdauungsschläfchen. Doch als die Glocken auch um 4 noch schweigen, beginne ich mir Sorgen zu machen. Dem Hergott wird doch nichts zugestoßen sein? Um 18 Uhr fallen endlich die befreienden Schläge der Klöppel. Die Welt steht noch in ihrer katholischen Ordnung. Im Café sitzen die letzten Alten, blättern in Illustrierten und schieben sich von der Seite Gabeln voll Sahnetorte in den Mund. "Frollein, isch hätt' jern noch ene Tass' Kaffee."

Am nächsten Tag sind die Gruppen von Fahrradausflüglern, Sonntagsspaziergängern und die drei Motorradbesatzungen, die mit lässig über die Schultern gehängten Lederjacken und Helmen am langen Arm zur Eisdiele schlenderten, verschwunden. Der kahle, natürlich mit Backstein gepflasterte Marktplatz wirkt in seiner Leere genauso zu groß wie der massige Klops von Kirche, der hinter der ersten Häuserzeile aufragt. Das lauteste Geräusch ist wieder das metallische Schnäppern der Dohlen um ihren Turm.

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