Als Lothar auf der Rückkehr von seinem zweiten Italienzug in dem den Welfen gehörenden Reichshof Breitenwang in Tirol am 4. Dezember 1137 sein Leben aushauchte, übergab er seinem ihn begleitenden Schwiegersohn die Reichsinsignien, vermachte ihm als Erben seinen gesamten Supplinburger Hausbesitz mitsamt den braunschweigischen und northeimischen Allodialgütern und belehnte ihn zusätzlich zu seinem bayerischen Herzogtum auch noch mit dem Herzogtum Sachsen. In Italien war der stolze Heinrich zum Markgrafen von Tuszien ernannt und vom Papst verabredungsgemäß mit den reichen Mathildischen Gütern belehnt worden. Wer wollte und konnte diesem (über)mächtigen Reichsfürsten in Deutschland ernsthaft die Stirn bieten?
Natürlich die Kirche, denn Kaiser Lothar hatte sich in Investiturfragen mehrfach mit dem Papst angelegt, und Heinrich galt als sein Mann. Mit der Machtfülle, die er als König in seiner Hand vereint hätte, konnte er auch den deutschen Kirchenfürsten gleich mehr entgegensetzen, als der in seinen Anfängen eher zweitrangige Süpplingenburger es vermocht hatte.
Als „Erzkanzler für Germanien” stand traditionsgemäß dem Mainzer Erzbischof die Einberufung und Leitung der deutschen Königswahl zu. Erzbischof Adalbert I. war allerdings im Juni 1137 gestorben, sein Mainzer Stuhl noch vakant, in Köln hatte man zwar gerade einen neuen Erzbischof gewählt, aber der war noch nicht geweiht, und so kam es, daß Papst Innozenz II. Erzbischof Albero von Trier mit der Leitung der Wahl beauftragte und praktischerweise auch gleich einen Legaten für die Krönung sandte. Albero gab offiziell Pfingsten als Wahltermin bekannt, berief aber ein exklusives Klübchen antiwelfischer Fürsten schon Anfang März nach Koblenz. Dort riefen sie den bereits gegen Lothar III. als Gegenkönig aufgetretenen Staufer Konrad III. zum neuen deutschen König aus und ritten spornstreichs nach Aachen, um ihn dort auch gleich vom päpstlichen Kardinallegaten Dietwin krönen zu lassen.
Solche Coups kamen in der Geschichte der deutschen Königswahlen öfter vor; erstaunlicher ist, daß sich in diesem Fall keine Opposition zugunsten des geprellten Welfen erhob. Der Grund für die mangelnde Unterstützung muß im Auftreten und Wesen des stolzen Heinrich gesucht werden. Der bedeutende Chronist Otto von Freising, allerdings ein Halbbruder Konrads III., hielt in seinen „Taten Friedrichs”, Gesta Friderici, später ausdrücklich fest, daß sich Heinrich „aufgrund seines Hochmuts den Haß fast aller” zugezogen hatte (Heinricus Noricorum dux pro nota superbiae pene omnium odium contraxerat). In seiner großen Chronica sive Historia de duabus civitatibus, an der er zeitgleich mit den Ereignissen schrieb, konnte er sich eines fast schadenfrohen Exkurses über „Gottes fürchterliche Ratschlüsse über die Menschenkinder” nicht enthalten: Als Herzog Heinrich superbus durch die Autorität seines kaiserlichen Schwiegervaters und seinen eigenen Besitz „in derartige Höhen gestiegen war, daß er auf alle herabsah und keinen um Zustimmung für sein Königtum zu fragen für nötig hielt”, da habe „der Herr, der Demut erkennt und das Hohe von weitem sieht, [statt seiner] jenen erniedrigten und fast verzweifelten [Konrad] auf den Gipfel der Königsmacht geführt” (MGH, script. rer. Germ. 45, 347f).
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