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Donnerstag, 24. April 2014
Im Innern Istriens

Die naßschwarze Natter der Straße gleitet um waldige Hügel landeinwärts, an den Rändern frisches, frühlingsgrünes Laub, regenschwer. Oben Felsennester, in einer Spitze gipfelnd: Campanile oder Donjon. Unten durchfließt die Mirna Galerien von Pappeln. Bei Ponte Ponone seit Vespasian von der Via Flavia überquert, die von Aquileia am Endpunkt der Bernsteinstraße durch Istrien nach Dalmatien führte. Am Ufer ein altes Gasthaus aus grobem Feldstein, hübsch taubenblaue Schlagläden wie in der Provence. Flußaufwärts dahinter dichter Wald, knorrige, schwarze Stämme, grotesk gewinkelte Äste, halb vom neuen Laub verdeckt, der berühmte Bosco di Montana.

Hier werden Schweine und Hunde verrückt, sie riechen das Ebergeil. Tief im Waldboden knollen an den Wurzeln der Eichen Mycele und saugen ihnen Nährstoffe aus. Sie wuchern davon wie eine Fettleber und sondern die testosterongesättigten Lockstoffe wilder Eber ab. Nicht nur Säue, auch Menschen sind verrückt nach dem Weißen Gold des Waldes: Tartufi. 1999 fand Giancarlo Zigante im Bosco di Montana die größte aller Trüffeln, bald 3 Pfund schwer, Handelswert über 10.000 Euro. Die Familie Zigante veranstaltete ein Trüffelessen für 100 Personen. Istrische Gastfreundschaft.
Ein quadratischer Turm ragt als Schemen hoch oben aus den Regenwolken. Darunter säumt ein Zinnenkranz steinerner Häuser das Bergplateau. Über die gewundene Bergstraße strömen breite Bäche herab, stauen sich an Schwellen und Steinen zu Kaskaden, sprudeln über das grobe Pflaster der alten Stadt Motovun, Fluchtburg in völkerwandernden Zeiten, Zwingburg für Byzanz, Langobarden, Venedig. Vom Neuen Turmtor blickt grimmig ein geflügelter Markuslöwe. An der Loggia im Zwinger, vergessen von den geschichtsrevisionistischen Kroaten, noch eine Gedenktafel für die Partisanenkämpfer gegen den Faschismus. Im Innern der Burg der große Palast für den Podestá, die Stephanskirche, von Palladio erbaut, und der hohe Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert. Heute lebt Motovun von den Trüffeln und traurig von den Touristen, die alles kaufen, was man mit Androstenonaroma präparieren kann: Trüffelöl, Trüffelkäse, Trüffelsalami, Trüffelhonig, Trüffeleis, Trüffelbrandy (!)...
Und vom jährlichen Motovun-Filmfestival im August unter freiem Himmel, ‟today widely recognized as being the most important film festival held on the territory of the former Yugoslavia, along with the Sarajevo Film Festival.”

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