Düsseldorf gilt den Nachbarn ja schon seit langem als die eitel Aufgerüschte am Rhein; dabei gab es neben den Pelzcapediven auf der Kö und den goldschweren Siegelringen auf den Schreibtischen des Ruhrgebiets lange auch ein Arbeiter-Düsseldorf der Chemie- und Schwerindustrie: Henkel & Co., die DEMAG stellvertretend im Süden, die Stahl- und Röhrenwerke von Mannesmann im Norden - unvergessen im Jahrtausendjahr 2000 von Josef Ackermann, Klaus Esser und Klaus Zwickel gegen abenteuerlich hohe Abfindungen an Vodafone verscherbelt.
Das anschließende "spektakulärste Wirtschaftsstrafverfahren der Nachkriegszeit" (Stern) wegen Untreue dieser Spitzenwirtschaftskriminellen wurde schließlich gegen ein Bußgeld in Höhe von etwa drei Monatsgehältern der Angeklagten sang- und klanglos eingestellt und daraufhin selbst von Juraprofessoren als ‟Markstein der Klassenjustiz” bezeichnet.
Das Mannesmann-Hochhaus von 1958, das erste in Stahlskelettbauweise (aus Mannesmann-Stahl) errichtete Deutschlands und ein Symbol des westdeutschen ‟Wirtschaftswunders”, steht noch am Rheinufer, aber das MW-Emblem und auch das Vodafone-Logo wurden entfernt. Nach der ‟Abwicklung” der Schwerindustrie in Düsseldorf sorgten neoliberale CDU-Oberbürgermeister für eine massive Gentrifizierung der Innenstadt. Der Fernsehturm, das sogenannte Stadttor, der neue Landtag und die postmodernen Bürokästen des Medienhafens mit den Gehry-Bauten am Zollhof setzen architektonische Akzente, die schon ziemliche ‟Hingucker” sind und die Alteingesessenen im Viertel in Scharen aus ihren Häusern trieben, weil sie die explodierenden Mieten nicht mehr bezahlen konnten. Ich kenne die Gegend noch aus Zeiten, in denen dort ein abgeriegelter Frachthafen und das Rheinufer südlich der Altstadt kaum zugänglich war. Den einen oder anderen alten Hafenkran hat man als Dekomöbel stehen gelassen, ansonsten aber das Gelände komplett geöffnet und umgebaut. Dadurch rückt die Stadt wieder unmittelbar an den Fluß, und ihre Bürger können ungehindert kilometerlang am Rheinufer flanieren, eine wirkliche Bereicherung, die bei schönem Wetter Tausende weidlich nutzen.
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