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Sonntag, 27. Oktober 2013
Delfts blauw

"Die Niederlande sind die Niederlande geblieben, weil unsere Vorfahren gut auf ihre Geschäfte achteten."
Ach ja, lieber Eduard Douwes Dekker alias Multatuli, geschäftstüchtig, das waren die Niederländer schon vor Jahrhunderten (und sind es bis heute). Wäre Mhr. Droogstoppel zweihundert Jahre vor seiner Zeit zur Welt gekommen, hätte er sich vielleicht auf den Handel mit Porzellanersatzware verlegt.

Als die ersten Schiffe der Verenigde Oost-Indische Companie Anfang des 17. Jahrhunderts aus dem damals noch sehr Fernen Osten zurückkamen, brachten sie in ihren Laderäumen ebenso wie vor ihnen schon die Portugiesen auch kostbares chinesisches Porzellan aus der Ming-Dynastie mit. Etwas vergleichbar Feines gab es in ganz Europa nicht, und die chinesischen Vasen und Service erzielten abenteuerliche Preise auf dem Kunstmarkt.
Aber nicht nur die Superreichen der Zeit wollten aus Porzellan trinken, das in Europa noch unbekannt war, weil man die besonderen Eigenschaften der Porzellanerde aus Kaolinit noch nicht kannte. Findige Handwerker sahen die Marktlücke und versuchten, aus herkömmlichem Töpferton unter Beimischung von Mergel feinere, aber noch halbwegs erschwingliche Kopien herzustellen.
In Delft gelang es zuerst, mit zinnhaltiger statt der bis dahin üblichen Bleilasur eine porzellanähnlich weiße Keramik zu fabrizieren. Nach chinesischen Vorbildern wurde diese dann mit blauem Dekor, Mustern oder bildlichen Darstellungen bemalt. Die exotisch-chinesisch anmutenden Fayencen wurden den Delftern vom begüterten Mittelstand in den damals immer reicher werdenden Niederlanden aus den Händen gerissen. Im Lauf des 17. Jahrhunderts etablierten sich in der Stadt mehr als dreißig “Fake-Porzellan”-Manufakturen und machten ihre Besitzer und Delft reich. Sie verkauften ihre Produkte schließlich massenweise in ganz Europa und bis in die Neue Welt. Neben Tafelgeschirr bemalten und brannten die Delfter für ihre reinlichkeitsbesessenen Landsleute auch tonnenweise die leicht hygienisch sauber zu haltenden Delfter Kacheln mit typisch holländischen Motiven bis hin zu Szenen aus niederländischer Genremalerei.
Manchmal sind ganz hübsche Stücke darunter.

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Ihre Kachel? Schön.

Das gefällt mir: unter Massenanfertigung fast zu Schrift mutierte Motive. Ich mag diese Chiffre für "schräg im Wind liegendes Schiff".

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Yep,
bei einem Antiquitätenhändler in Delft aufgetrieben, der neben anderem Trödel Hunderte davon in seinem Hinterzimmer hütet.

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