Morgens in aller Frühe den Weg zurück in den Norden unter die Räder nehmen.
Die Luft ist noch nächtlich kühl und anfangs leicht dunstig (nein, eigentlich eher rauchig), die Farben rosig. Das ist nicht nur das Frühlicht um die Zeit des Sonnenaufgangs, es sind auch die hellrosa Wolken der Pfirsichblüten, die sich, leicht verschwommen aus dem Dunst tretend, rechts und links der Straße hinziehen. Zwischen den Baumreihen brennen überall kleine Feuer, diese übergroßen Teelichte, die man im Freien aufstellt, und sie geben rußigen, schwarzen Qualm von sich. Sicher soll die Wärme der Flammen die Obstblüten vor Nachtfrost schützen, aber sie entwickeln so viel Rauch, daß er aus dunklen Schwaden zu einer kilometerlangen, schlierigen Wolke kondensiert, die über dem ganzen Rhônetal hängt. Von der Wärme profitiert der Obstbauer, vom Dreck in der Luft haben alle was.
Es geht tausend Kilometer immer nach Norden. Das Südliche der Landschaft, das Licht der Provence, die Obstbäume bleiben bald zurück, Felder und Wiesen breiten sich aus. Um die großen Städte zu umgehen, fahren wir durch Lothringen und Luxemburg, dann quer durch die Ardennen auf Antwerpen zu. Längst ist der Himmel wieder bedeckt. Aber ein kurzer Abstecher geht noch, also gleich hinter der niederländischen Grenze links ab und hinaus nach Walcheren: in Erinnerung an alte Zeiten einen Kaffee trinken in Veere.
Der zierliche Glockenturm ist vom Nebel fast verschluckt, Nebel wabert um die Treppengiebel der Häuser, Janne van Halewijn, Wolfert VI. und die anderen van Borselen an der Fassade des spätgotischen Rathauses gucken bedröppelt aus der steinernen Renaissancewäsche. Unzweifelhaft, wir sind zurück in den Niederlanden. Immerhin glimmen aus dem “Grand café” D’Ouwe Werf auf der Bastion Lichter durch den klammen Nebel. Bei Koffie, appelpuntje mee slagroom und heißer Schokolade sehen wir durch die großen Fenster zu, wie draußen langsam der Nebel aufreißt und den Blick auf das alte Hafenbecken freigibt.
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