Der erste Spatenstich zur Mauer, die Nikosia heute teilt, wurde 1798 im hintersten Winkel des Roten Meeres getan, in der damals unbedeutenden ägyptischen Hafenstadt Suez.
Im Dezember jenes Jahres hielt ein von der Revolutionsregierung des Direktoriums in Paris ernannter General namens Napoleon Bonaparte dort seinen Einzug als Eroberer Ägyptens. Er kam, um seinen Herrschaftsanspruch auch in diesen entlegenen Winkel zu tragen und die Gegend zugleich für einen geplanten weiteren Vorstoß gegen das Osmanische Reich nach Syrien zu rekognoszieren. Unter anderem beauftragte er die Fachleute seines neu gegründeten Ägypten-Instituts aber auch, nach den Überresten eines antiken Kanals der Pharaonen zu suchen, der einst den Nil mit dem Roten Meer verbunden hatte. Das strategische Ziel des französischen Ägypten-Abenteuers bestand schließlich darin, den Hauptrivalen und Kriegsgegner, die Weltmacht England, an den Schwachstellen seines weltumspannenden Empires zu treffen und nach Möglichkeit zu schwächen. Sollte sich Frankreich in Ägypten festsetzen und behaupten können, hätte es, den eigenen Kriegshafen Toulon entlastend, die Vormachtstellung der englischen Flotte im Mittelmeer auch von Alexandria aus ebenso bedrohen können wie die Verbindung Englands mit dem “Juwel des Empires”, Indien, von Suez aus. Darum ging das Direktorium von der Konzeption der Anlage eines “Doppelhafens” in Suez und an der Mittelmeerküste Ägyptens aus, womit im Kern der Gedanke einer Verbindung zwischen Rotem und Mittelmeer, mit anderen Worten der Suezkanal, angestoßen war. Und nicht von ungefähr ließ Napoleon nach dessen antikem Vorläufer suchen.
Mitarbeiter seines wissenschaftlichen Beirats, der Commission des Sciences et des Arts, fanden tatsächlich uralte Grabenreste und sollten daraufhin Messungen und Pläne für einen neuen Kanal zum Mittelmeer erstellen. In der Kürze der Zeit, die den Vermessungsingenieuren vor dem Weitermarsch über den Sinai nach Syrien nur blieb, rechneten sie jedoch ungenau und gaben an, das Rote Meer liege zehn Meter höher als das Mittelmeer, was sehr, sehr kostspielige Schleusenanlagen für einen Kanal bedeutet hätte. Zudem mußten die Franzosen bald geschlagen aus Ägypten abziehen, und das Kanalprojekt wurde nicht weiter verfolgt; besonders deshalb weil sich ausgerechnet die damals größte Seemacht der Welt, Großbritannien, entschieden gegen einen solchen Kanalbau engagierte. Für Schnellkuriere von und nach Indien hatten die Engländer eine exklusive Überlandverbindung durch Ägypten eingerichtet, und sie fürchteten, ein offener Schiffskanal könne ihren Indienhandel um das Kap der guten Hoffnung schädigen.
Erst Mitte der 1850er Jahre schaffte es der Franzose Ferdinand de Lesseps durch seine ausgezeichneten persönlichen Kontakte zum ägyptischen Vizekönig Muhammad Said Pascha, eine Konzession zum Bau des Suezkanals zu erhalten. England versuchte das Projekt durch Interventionen bei der Hohen Pforte in Istanbul und Öffentlichkeitskampagnen gegen “Sklavenarbeit” beim Kanalbau und letztlich durch den Einsatz von ihm bewaffneter und aufgestachelter Beduinenstämme nach wie vor zu hintertreiben. Allen Widerständen zum Trotz konnte de Lesseps’ Internationale Kanalkompanie den Suezkanal 1869 für den Schiffsverkehr öffnen. Das zweite Schiff, das ihn nach der Jacht von Kaiserin Eugénie befuhr (mit der de Lesseps weitläufig verwandt war), war ein Frachter der englischen P&O-Linie.
1875, nur sechs Jahre nach der Öffnung des Kanals, zwang der britische Premier Disraeli Ägyptens hoch verschuldeten Pascha, dem Empire für 4 Millionen (von Rothschild vorgeschossene) Britische Pfund sein Aktienpaket an der Kanalgesellschaft zu verkaufen. Der Kanal war bereits zu strategischer Bedeutung für den Welthandel und damit auch für die britische Handelsflotte und die Royal Navy aufgestiegen. Um den stetig zunehmenden Schiffsverkehr durch den neuen Kanal kontrollieren zu können, suchte sie nach einer günstig gelegenen Operationsbasis, wo sie unter anderem die Kohle für ihre mittlerweile mit Dampf betriebenen Kriegsschiffe lagern konnte. Außerhalb Ägyptens lag dazu nichts günstiger als die Insel Zypern, wo sich die Engländer in splendid isolation einzunisten gedachten. Es folgte der erste Schritt auf dem Weg zur späteren Teilung Zyperns, die Annexion der Insel durch Großbritannien.
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