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Dienstag, 19. März 2013
Stille Tage in Karaman (Zypern, 5)

Das, was zur Zeit drüben in der Republik Zypern vorgeht, ist für mich zu undurchsichtig, als daß ich mir ein Urteil oder auch nur eine Einschätzung erlauben würde. Mir scheint, die wichtigen Maßregeln und Entscheidungen werden hier noch mehr durch Hinterzimmerdiplomatie oder in bestimmten Telefongesprächen getroffen, als sonst schon in der Politik üblich ist.
Im türkischen Teil regt sich niemand auf, geht alles seinen ruhigen, alltäglichen Gang. Besonders in den kleinen Dörfern oberhalb der Küstenstraße. Karaman ist eines von ihnen. Zwischen Maulbeerbäumen und Zypressen in das satte Grün üppiger Gärten gebettet, ziehen sich seine frisch geweißten Würfelhäuser die gewundene Straße hinauf. Die Dachterrasse des einen auf gleichem Niveau mit der unteren Gartenmauer des darüber stehenden. Im Grunde schlichte, weiße Kykladenarchitektur mit den typisch blau gestrichenen Türen und Fensterläden, und das ist nicht zufällig so. Bis zur Invasion der türkischen Armee im Juli 1974 lebten vor allem griechische Zyprioten in Karaman. Nach dem Einmarsch der Türken emigrierten sie in den griechischen Süden der Insel. Verkauft haben sie ihre Häuser nicht, entschädigt wurden sie für den Verlust ihrer Heimat auch nicht. Also haben sie die Häuser verpachtet. An Briten. An fast jedem Haus ein englischer Name, an einem sehe ich eine kleine Kachel mit dem schottischen Andreaskreuz in die Mauer eingelassen. Die Briten haben das Dorf komplett übernommen und sich auf Dauer eingerichtet. Es sieht ja auch nicht so aus, als würden die alten Besitzer irgendwann noch einmal wiederkommen. Die ehemalige Taverne ist heute ein Pub mit Namen “Crow’s nest”, in der ehemals orthodoxen Kirche finden anglikanische Gottesdienste statt. 300 Meter über der Küstenebene sind die britischen Expats und Retirees vollkommen unter sich. Eine idyllische, sich selbst abschließende Enklave.

“Meanwhile the British colony lived what appeared to be a life of blameless monotony”, schrieb Durrell darüber. “My compatriots were decent, civil folk, who had been brought here, not by any desire to broaden minds, but by a perfectly honorable passion for sunlight and low income tax.”

À propos, der englische Finanzminister Osborne hat sich sehr beeilt, zu versichern, daß in Zypern stationierte britische Soldaten und Beamte im Fall, daß die von der EU geforderte Zwangsabgabe auf Bankguthaben doch noch kommen sollte, von der englischen Regierung entschädigt würden.

Ein richtig maliziöser Schachzug wäre doch, wenn jetzt die türkische Regierung den griechischen Zyprioten ein großzügiges Hilfsangebot zur Übernahme der Schulden ihrer Banken machen würde.

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