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Sonntag, 28. Oktober 2012
In den Schären von Uusimaa/Nyland

In unseren Breiten wird der Oktober oft sogar zutreffend Goldener Oktober genannt. Im Finnischen bedeutet lokakuu gar nicht immer zutreffend “Drecksmonat”. Schön herbstlich kann es im lokakuu durchaus noch sein, aber auch schon ganz schön kalt, und darum mußte dringend abgesegelt werden. Die meisten Boote holt man vor dem Frost aus dem Wasser.

“Finnland hat nicht mehr als drei attraktive Landschaften”, sagte dieser Tage der Schriftsteller Johan Bargum zu mir, “aber diese drei sind auch richtig schön: einige Teile der Seenlandschaft natürlich, Lappland und – am unbekanntesten und am schönsten – die Schären vor der Südküste.”

Johan und ich trafen uns im Bootshafen von Björkholmen auf der Insel Lauttasaari westlich von Helsinki, denn er ist noch immer begeisterter Segler und Mitglied im Nyländska Jaktklubben, NJK. Obwohl in Finnland, hält man im traditionsreichen Klub nach wie vor an Schwedisch als Vereinssprache fest, denn der NJK ist der älteste in Finnland zugelassene Segelverein. 1861, als die Oberklasse in Finnland noch durchweg Schwedisch sprach, bestätigte Zar Alexander II. seine Statuten. Ihr §2 lautet bis heute: “Die Sprache des Klubs ist Schwedisch.” Und wer Mitglied werden will, muß Schwedisch zumindest mündlich beherrschen. Dabei macht die schwedischsprachige Minderheit im Land heute noch knapp sechs Prozent der Bevölkerung aus. Ein bißchen elitär ist der Verein also durchaus, doch andererseits ist Schwedisch für jeden finnischen Schüler noch obligatorische Fremdsprache, das ganze Land offiziell (d.h. theoretisch) zweisprachig.

Der letzte Törn des Jahres ging von Björkholmen um Helsinki und die Festungsinsel Suomenlinna herum die Schärenküste entlang nach Osten bis Porvoo/Borgå, der nach Turku/Åbo zweitältesten Stadt des Landes. Letztes Jahr hat Bargum ein Buch über genau diese Segeltour geschrieben, Seglats i september:

vor Suomenlinna

“In Lee unter Bastuhamn refften wir das Großsegel und kreuzten hinaus nach Äggskärsfjärden, wo die See immer kabbelig und seltsam unberechenbar ist. Gleich hinter Äggskär riß das Großsegel mit einem Knall, vielleicht hatte ich die Reffbändsel zu straff gespannt. Es blieb nichts anderes übrig, als mit dem Motor gegen Wind und Wellen zu fahren, die immer höher und ungemütlicher wurden. Für die elf Seemeilen bis Kajholmen brauchten wir drei Stunden...”

Der Borgå-Fluß strömte dagegen bei der Ankunft ganz gemächlich ins Meer, wie sich das für sein Alter gehört. Auf der Anhöhe an seinem östlichen Ufer legten schon schwedische Wikinger eine Befestigung mit Wall und Graben an, die den Handelsweg entlang der Küste und den Fluß hinauf landeinwärts sicherte.


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