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Sonntag, 29. April 2012
Finke River


Well, mates, this is it.
Sieht nicht sehr eindrucksvoll aus? Nun ja, es ist einer der ältesten Flußläufe auf der Welt, der Larapinta oder Finke River in Zentralaustralien. Wie das Schild neben der Brücke verkündet, fließt Wasser hier seit vielleicht 350 Millionen Jahren in annähernd demselben Bett.

klick! Dieser Flußlauf bildete sich also bereits im Erdaltertum, genauer in seiner fünften geochronologischen Periode, dem Karbon. In dieser Epoche stießen die beiden Urkontinente Laurussia und Gondwana zusammen und falteten in der Kollisionszone neue Hochgebirge auf, deren Reste im heutigen Nordamerika und Mitteleuropa zu sehen sind (daher der Name Variszische Orogenese). Ihre vergleichsweise schnelle Erosion bedeckte die ausgedehnten Wälder an ihren Füßen mit Sedimenten, die ausgedehnte Wasserflächen zunächst in Sümpfe verwandelten, auf deren Grund sich, wie im Ruhrgebiet, die Kohlenflöze bildeten, denen dieses Zeitalter seinen Namen verdankt. Über den Sümpfen schwirrten große Insekten, die dank eines erhöhten Sauerstoffgehalts von 35% in der Erdatmosphäre Riesenformen wie die Libelle Meganeura mit einer Flügelspannweite von bis zu 70 Zentimetern entwickelten. Auf festem Boden krochen Amphibien und frühe Reptilien als erste Landwirbeltiere vor allem zwischen Riesenfarnen, Schuppenbäumen und 20 Meter hohen Schachtelhalmen herum. Nadelbäume und Blütenpflanzen existierten noch nicht.
Die Riesenkräfte, mit denen sich die beiden Urkontinente ineinanderschoben, wirkten wie tektonische Wellen bis weit in ihr Hinterland hinein. Auch in den tiefer gelegenen Beckenlandschaften am Nordostkap Gondwanas kam es in der sogenannten Alice Springs Orogenese zu Geländeauffaltungen, deren Reste die heutigen Macdonnel Ranges darstellen. Das Klima schwankte im Karbon beträchtlich, und mindestens einmal bedeckte eine Kaltzeit mehr als die Hälfte Gondwanas mit Eis. Die Gletscher trugen Teile der neuen Gebirge wieder ab, und als sich das Eis zurückzog, gruben sich die Schmelzwassermengen ihren Weg durch die Berge. Seit dieser Zeit gibt es den Flußlauf des heutigen Larapinta oder Finke River, der somit älter ist als Australien selbst, das erst Millionen Jahre später im Perm als eigener Kontinent von Gondwana abriß.
Wenn ich mir das ehrwürdige Alter des Flusses da unter der Brücke vor Augen halte - was sind dagegen schon die maximal 35 Millionen Jahre, die der "alte Vater Rhein in seinem Bett gesehen" hat? - ja, dann erfüllt mich das mit einer gewissen Ehrfurcht, muß ich sagen, auch wenn der Fluß die Berge, durch die er sich einst fraß, längst abgetragen hat und jetzt ziemlich flach und langsam durch die sandige Ebene fließt, ehe er 600 Kilometer weiter südlich irgendwo in der Wüste versickert. In Dürrejahren trocknet er schon weit vorher zu einer Kette unverbundener Wasserlöcher aus. In sehr regenreichen Zeiten schafft er es hingegen bis zum Lake Eyre; aber das Meer hat der Finke/Larapinta seit vielen Jahrtausenden nicht mehr gesehen.




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Also ich finde, der sieht total beeindruckend aus!

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Stimmt schon,
aber nachdem ich vorher von diesem außergewöhnlich hohen Alter u. dgl. gelesen hatte, war ich darauf gestimmt, auch etwas außergewöhnlich Eindrucksvolles oder gar Spektakuläres zu sehen zu bekommen, aber das habe ich bei unserer ersten Begegnung mit dem Finke nicht gesehen. Es dauerte ein Weilchen, bis ich mich auch gedanklich so weit vom quietschnassen Holland entfernt und in die Wüste eingelebt hatte, daß mir aufging, was für eine Sensation das Vorhandensein von so viel Wasser an sich schon darstellt.

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