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Mittwoch, 7. Dezember 2011
Wien Ost
Nach 1989 wurden fast überall im Osten die Ehren- und Denkmäler aus Sowjetzeiten geschleift. Irgendwo existieren mittlerweile ein paar private Museen von ihren Sockeln gestürzter ehemaliger Sowjethelden in den Hinterhöfen der Geschichte. Aber gerade im Goldenen Westen strahlt ein von Stalin in Auftrag gegebenes Denkmal zur Verherrlichung der Roten Armee noch immer mit tadellosem Glanz auf dem goldenen Schild, in Wien.
Beschlossen wurde es schon im Februar ‘45, noch vor der Entscheidungsschlacht um die Stadt, die 17.000 Rotarmisten das Leben kosten sollte. Zu ihrem Gedenken wurde das “Heldendenkmal der Roten Armee” bald nach Kriegsende und kurzer Bauzeit schon im August 1945 enthüllt.



Beim Abzug der alliierten Truppen zehn Jahre später verpflichtete sich Österreich in dem damals mit allen vier Besatzungsmächten geschlossenen “Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich” u.a., “Denkmäler, die dem militärischen Ruhm der Armeen gewidmet sind, die auf österreichischem Staatsgebiet gegen Hitler-Deutschland gekämpft haben... zu achten, zu schützen und zu erhalten”.
Dieser Verpflichtung kommt Österreich am Wiener Schwarzenbergplatz bis heute mit viel Polierpaste nach.
Die Nachbarschaft ist natürlich rein zufällig.



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Montag, 5. Dezember 2011
Klimtiges Blattgold


Auf einer solchen Reise landet man ja in den absonderlichsten Etablissements. In Wien scheint es ebensowenig ohne Titel wie ohne anderweitiges Blattgold zu gehen.
Das Zimmer um dieses Staatsbett herum eng und dunkel, tief in den Eingeweiden eines großen, als nobel geltenden Hotels in der Josephstadt vergraben. Das einzige, kleine Fenster geht auf einen düsteren Lichtschacht, an dessen Grund ich hier untergebracht wurde. Als ich das Zimmer so bald wie möglich verlasse und durch teppichverkleidete Gänge ins Freie komme, bin ich völlig entgeistert, daß draußen hell die Sonne scheint. Das Zimmer werde ich erst in tiefster Dunkelheit wieder aufsuchen wie eine unumgängliche Schlafhöhle.




Wenn ich mir manche Leute so anschaue, kommen mir aus der Reiselektüre schon eigenartige Wiengedanken:

• “Die Leute anschauend der Gedanke: Die leben noch vor der Katastrophe”
• “Wenn ich die Banalität der Geschichten sehe und höre, die ringsum alle, jedenfalls dem ersten Anschein ihrer Sprache und ihrer Gesten nach, erlebt haben, verstehe ich kurz, wie einer Politiker werden kann – weil er wenigstens seine eigene Person vor dieser sprachlosen Gleichförmigkeit der Privatgeschichten retten will”
(Peter Handke: Das Gewicht der Welt)

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Sonntag, 4. Dezember 2011
Sonntagsfrühstück im Palmenhaus





Wenn ich, abgesehen von den gefälligen Formen, eins am Jugendstil mag, dann ist es seine wenig elitäre Art, sich auch mit den Gegenständen des Alltags handgemein zu machen.
Von Henri van de Velde wird kolportiert, daß er eine „psychische Allergie gegen das trostlose Aussehen der Alltagsgegenstände" gehabt habe. Wie kann ich ihm das nachfühlen!





Das 1901 mit Jugendstilelementen erneuerte Glas- oder Palmenhaus im Burggarten der Wiener Hofburg ist ein schöner Ort, wo ich mich gern niederließ, um in den letzten noch etwas wärmenden Sonnenstrahlen vor dem Winter in Gesellschaft das zu trinken, was die Wiener einen "Einspänner" nennen. Die übrigen Gäste fuhren überwiegend zweispännig.








Französische Botschaft Wien

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Samstag, 3. Dezember 2011
"Der Kunst ihre Freiheit"











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Mittwoch, 30. November 2011
Ein Tempel für die Kunst





Secessionsgebäude, Wien (Architekt: Joseph Maria Olbrich)

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Dienstag, 29. November 2011
Secession in Wien
Wenn man tagelang aus diesem Fin de siècle-Plüsch in Marmor und Gips nicht mehr herauskommt, fängt man langsam an zu begreifen, daß die Absetzbewegung des selbst so plüschigen Klimt dagegen eine programmatische Reduktion und Befreiung darstellen sollte.



“Wenn im alten Rom die Spannung, welche wirtschaftliche Gegensätze stets hervorrufen, einen gewissen Höhepunkt erreicht hatte, dann geschah es wiederholt, dass der eine Theil des Volkes hinauszog auf den Mons sacer, auf den Aventin oder das Janiculum, mit der Drohung, er werde dort im Angesichte der alten Mutterstadt und den ehrwürdigen Stadtvätern gerade vor der Nase ein zweites Rom gründen, falls man seine Wünsche nicht erfülle. Das nannte man Secessio plebis. Die ehrwürdigen Stadtväter waren gescheite Leute, sie schickten dann einen biederen Vermittler zu den Secessionisten, versprachen viel und hielten wenig – und die Secessio plebis war beendet.
Wenn aber eine grosse Gefahr dem Vaterlande drohte, dann weihte das gesammte Volk alles Lebende, das der nächste Frühling brachte, den Göttern als heilige Frühlingsspende – VER SACRUM, und wenn die im heiligen Frühling Geborenen herangewachsen waren, dann zog die jugendliche Schar, selbst ein heiliger Frühling, hinaus aus der alten Heimatstätte in die Fremde, ein neues Gemeinwesen zu gründen aus eigener Kraft, mit eigenen Zielen.
Und weil die Künstlerschar, welche sich freiwillig losgelöst hat aus alten Beziehungen, eine neue selbständige Künstlervereinigung in Wien zu gründen, nicht darum aus dem alten Verbande geschieden ist, weil sie irgendwelche wirtschaftliche Begünstigungen anzustreben hätte [...] oder um sich durch einen modernen Menenius Agrippa hinterdrein wieder beschwatzen zu lassen, hat sie auch nicht durch den Namen „Secession" an die Ursachen, Ziele und den Ausgang der alten Secessiones plebis erinnern wollen.
Weil sie vielmehr nicht ihre persönlichen Interessen, sondern die heilige Sache der Kunst selbst für gefährdet erachtet hat und in weihevoller Begeisterung für diese jedes Opfer auf sich zu nehmen bereit war und bereit ist, und nichts will, als aus eigener Kraft ihre eigenen Ziele erreichen, darum hat sie sich unter das Zeichen des
VER SACRUM gestellt. Der Geist der Jugend, der den Frühling durchweht, er hat sie zusammengeführt.”

(Max Burckhard, Ver Sacrum, 1. Jahrg., 1. Heft, Januar 1898)



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Sonntag, 27. November 2011
Wiener Dachzier oder Die hatten doch 'nen Sparren locker!



Überall stehen diese Püppchen herum, falten pummelige Putten andächtig die Patschehändchen oder stützen Atlanten vorkragende Simse, keulen Herakliden barbarisch unschuldige Frauen, wölben Sphinxe dralle Brüste, aber keusche Hinterteile, drehen sich verspielte Nymphen, Schäferinnen rokokös, in Parks und mit Vorliebe auf den Dächern.
Fehlt eigentlich nur noch, daß sie sich zu Klängen von Strauß & Sohn auf André Rieus Geige im Dreivierteltakt drehen.





Auf dem Dach des Parlaments (wer denkt da nicht an Numminen?) geben sie sich auf einmal griechisch-römisch, ringen aber nicht miteinander, sondern stehen gravitätisch neo-klassizistisch aufgereiht oder jagen in Quadrigen flüchtig und mit Flügeln dahin. Draußen vor dem Parlament steht eine vier Meter hohe, von wilden Triebpferden gebissene Pallas Athene, die dann ihrerseits nochmal so ein goldenes Flügelpüppchen in der Hand halten muß, das eine Jahresendzeitsbrauchtumsfigur sein könnte, aber wohl doch eher eine Nike, besser ein Nikchen, Siegchen, darstellen soll und murmelt: “Klug samma net, tapfa samma nett, aber fesch samma.”




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